1&1: Alternativer Vorschlag zum Access-Blocking

Ein Gegenvorschlag von 1&1 zum leyenhaften Zensur-Modell des Internets ist heute aufgetaucht: 1&1 schlägt eine freiwillige und damit grundrechtskonforme Zensur vor. Netzpolitik.org hat hierzu Andreas Maurer, dem Pressesprecher von 1&1, interviewt. Der Gegenvorschlag (pdf) skizziert grob, dass KJM, FSM, BKA, usw. eine Datenbank mit für sie unliebsamen Inhalten erstellen sollen. Diese Datenbank soll zentral - das BSI wird hierzu vorgeschlagen - gehostet werden. Router sollen diese Datenbank abfragen können und die Besitzer der Router sollen dabei folgende Selbstzensur-Auswahlmöglichkeiten haben:

  • Blockierung von “Kinderpornografie” (Standarteinstellung, Blacklist)
  • Blockierung von “ab 18 Jahre Inhalte” für Jugendliche und Kinder (Blacklist)
  • Blockierung jegliche Form von Pornografie (Blacklist)
  • Nur ausgewählte Inhalte für Kinder unter 14 Jahren (Whitelist)
  • Nutzer mit Admin-Rechte für den Router können die Zensur für sich abschalten

Ziel der Selbstzensur ist ,laut Andreas Maurer, dass sich Internetuser selber vor unbeabsichtigten Aufrufen von Kinderpornoseiten schützen können sowie Kinder vor nicht vom BKA & CO. genehmigten kindgerechten Inhalten geschützt werden können. Ob es zur eigenen Sicherheit den “Bundestrojaner” als Zusatzfunktion gibt, wurde nicht erwähnt.

Immerhin werden keine Grundrechte beeinträchtigt und es ist ein nutzerautonomes System. Aber es produziert neue Scheindebatten, wie den “Schutz von Kindern vor Kinderpornografie” und lenkt damit von einer Löschung von Kinderpornografie aus dem Netz ab. Darüber hinaus ist dieser Ansatz im “Kampf der Kulturen” um das Internet als offener Kommunikationsraum auf der Seite der Befürworter einer Zonierung verankert. Also eine Absage an die freie Informations- , Kommunikations- oder Wissensgesellschaft.

Bleibt das Thema Jugendschutz: Eine befragte Pädagogin konnte mit dem 1&1 Vorschlag in puncto Jugendschutz nichts anfangen. Nach ihr ist es eine erzieherische Aufgabe Kindern beizubringen, dass es im Internet Orte gibt die man nicht aufsuchen sollte bzw. wie man damit umgeht, wenn man auf solche Orte stößt. Versuche diese in einer Digitalen Gesellschaft wichtige erzieherische Aufgabe durch Technik zu ersetzen, hält sie für fatal. Fraglich ist z.B., ob eine Auto-Seite für Erwachsene auf der Whitelist für Kinder kommt. Diese Seite könnte aber durchaus für Kinder interessant und geeignet sein. Jugendliche können vielleicht nicht mehr playboy.de aber immer noch geileschlampen.de und andere Hardcore Seiten, die nicht auf der Blacklist sind, ansurfen. Darüberhinaus besteht die Gefahr, dass Seiten wie youtube.com vorschnell zensiert werden. (im gefilterten Bremer Schulnetz sind beide Fälle vorgekommen). Jugendschutz-Filtertechniken haben also kaum Vorteile dafür aber viele Nachteile.

Update: Es gibt nun auch einen Kompromissvorschlag von der Titanic.

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2 Kommentare zu „1&1: Alternativer Vorschlag zum Access-Blocking“

  1. MonkZ sagt:

    Dieser Vorschlag ist auch nicht das wahre… es gibt wieder eine Filterung durch Dritte… und die Oma von neben an kann sich nicht mehr informieren.

    Es würde sicherlich auch nicht lange dauern bis man nurnoch “zertifizierte” Geräte kaufen kann…

    Also ich bin weiterhin gegen JEGLICHE Art von Filterung/Sperrung/Zensur.

    Vom Netz nehmen statt Placebo

  2. gott sagt:

    naja,Jugendschutz ist im Netz ja bald nicht mehr nötig, da die meissten dann sicherlich schon ein Internetverbot (http://www.heise.de/newsticker/Kulturstaatsminister-macht-sich-fuer-Internetsperren-bei-Urheberrechtsverletzungen-stark–/meldung/139414) erhalten haben…

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