Archiv für September 2009

Make a living from music, but without the RIAA

Die aus San Francisco stammende Cellistin Zoe Keating hat in der Fernsehsendung press:here ein Interview über ihr Leben als “Freelance-Musician” gegeben. Keating, die schon bei Rasputina gespielt hat, und deren Musik von Apple und dem Fahrradhersteller Specialized in Werbespots verwendet wurde, ist etwas besonderes auf dem Musikmarkt. Ihr letztes Album führte die Klassik-Downloadcharts bei iTunes an, trotzdem hatte sie nie einen Plattenvertrag. Keating macht alles selber: Aufnahmen, Werbung, Vertrieb. Im Interview mit Scott McGrew, das vollständig in ihrem Blog zu finden ist, erklärt sie, warum sie keinen Plattenvertrag haben will:

I can’t help noticing that most of the signed musicians I’ve known are broke or struggling. Those on small labels keep their day jobs. Mid-level bands, they run through their advance quickly and then they make a living by touring constantly so that they can sell t-shirts. It will be several millennia before the amount they owe the record label is recouped out of the band’s royalty, and they don’t own the recordings. New music/modern classical artists seem to sustain themselves with teaching and maybe performing as they get more well known.

Then there are the bands I know who’ve been dropped as soon as their sales dip. I know bands who’ve been majorly screwed by this: they recorded followup albums that never saw the light of day, or had nervous breakdowns. A basic financial decision to a company can feel like a matter of life or death to an artist.

Faktisch ist es also so, dass Keating ohne Plattevertrag von ihrer Musik leben kann, mit Vertrag aber befürchtet eben dies nicht zu können. Das verkehrt die mantraartige Behauptung der Musikindustrie, ohne sie gäbe es ja keine neuen Künstler mehr, ins Gegenteil. Die Musikindustrie wolle, so Keating weiter, ohnehin nur Bekanntes, was leicht an den Käufer zu bringen sei.

Since then, I’ve had industry executives tell me very respectfully the following things: my music is interesting but not marketable; my music can’t be sold because it doesn’t have words & it lacks a single, simple melody for people to latch onto; and I am not young/not sexy enough/too nerdy. I’ve had classical industry people tell me that my music is too pop. I’ve had pop industry people tell me my music is too classical. And by the way, what category am I in and can I name any similar artists? The music industry seems entirely focused on releasing albums that are similar to albums that have sold before.

Mit anderen Worten: Die Industrie fördert die altbekannten Stars, und einige wenige Mainstreamrichtungen. Von echter Kulturförderung, von der die Herren immer faseln, keine Spur. Nicht das das jetzt wirklich überraschen würde.

Wer jetzt wissen will, was Zoe Keating für Musik macht, hier ist ein Interview in dem sie über ihre Arbeit spricht:

Und ihr Stück “Tetrishead”:

Bundestagswahl 2009

bundestagswahl_2009_betriebssysteme

NET NEUTRALITY EMERGENCY

All phone numbers and e-mail addresses: http://www.laquadrature.net… more info: http://www.laquadrature.net… What is net neutrality?

Update: Keine Netzneutralität in weiteren Verhandlungen

Geeks zu Wahlhelfern (4)

Gestern war die Schulung für angehende Wahlhelfer. Eineinhalb Stunden Schnelleinführung in Demokratie. :-)

Der Wahlvorstand eines Bezirks besteht aus mindestens fünf Leuten, die bei der Eröffnung der Wahlhandlung auch dabei sein, also Wegbleiben ist nicht.

Während der Wahlhandlung selbst müssen dann nur drei Leute da sein. Jeder Wahlhelfer kann also ausreichend Pause machen, und auch selbst wählen gehen, denn man ist ja nicht zwangweise im selben Wahlbezirk eingeteilt, in dem man wohnt. Die Wahlhelfer werden allerdings in der Regel in der Nähe ihres Wohnortes eingesetzt.

Nach der Wahl ist dann Auszählen angesagt; hier müssen wieder alle dabei sein. Alles wird natürlich penibel in der sog. Wahlniederschrift aufgeführt. Die Stimmzettel werden, sortiert nach Erst- und Zweitstimmen, in Umschlägen mit der Wahlniederschrift abgegeben, damit jederzeit das Ergebnis nachgezählt werden kann.

Das Ergebnis der Auszählung wird allerdings sofort nach der Auszählung telefonisch an das Wahlamt übermittelt, damit morgens das vorläufige Endergebnis in der Zeitung stehen kann.

Die Wahlvorstände sind also gut vorbereitet, nun müsst ihr nur noch morgen alle zur Wahl gehen!

Innenministerium will Trennung zwischen Geheimdiensten und Polizei aufweichen

Ein “Wunschzettel” der Referate des Innenministerium ist aufgetaucht, der über das Wahlprogramm der CDU hinausgehend  einen Ausbau des Verfassungsschutz zu einer allgemeinen Sicherheitsbehörde fordert. Die als Reaktion auf nationalsozialistische Herrschaftsinstrumente wie Gestapo und Reichssicherheitshauptamt etablierte strikte Trennung von Geheimdienst und Polizei würde damit weiter aufgeweicht. Das Papier vom 22. September trägt den Titel “Vorbereitung Koalitionspapier” und liegt der “Süddeutschen Zeitung” vor. Es sieht für den Verfassungsschutz folgende neue Kompetenzen vor:

Außerdem sieht das Papier für alle Sicherheitsbehörden neue Methoden vor:

  • Einführung des genetischen Fingerabdruck als “erkennungsdienstliche Standardmaßnahme” (also auch bei Ladendiebstahl)
  • Straffreiheit für verdeckte Ermittler bei der Begehung von Straftaten die zum “szenetypischem Verhalten” gehören.

Auch wenn Schäubles Büroleiter, Bruno Kahl, erklärt, dass das Papier der Leitungsebene des Hauses nicht vorlag und es postwendend zu einem “Ministeriums-Internum” umbenennt, dürfte es dem Innenminister gefallen: “Die Wirklichkeit halte sich nicht an diese klare Trennung. Und der demokratische Rechtsstaat dürfe sich dem Wettkampf mit den Gefährdern nicht verweigern. Bessere Vernetzung von Behörden und Informationen sei eine Notwendigkeit”, so Schäuble bereits 2007 auf einer Tagung des Auslandgeheimdienstes BND.

Update: Wolfgang Bosbach schließt die Umsetzung der Vorschläge nach der Bundestagswahl kategorisch aus.

„Neue Befugnisse wie Online-Durchsuchungen, Späh- oder Lauschangriffe für den Verfassungsschutz werden nach der Bundestagswahl keine Rolle spielen.“

,sagte der CDU-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung.

„Die Diskussion um erweiterte Rechte für den Verfassungsschutz ist eine Phantom-Debatte.“#

So Bosbach weiter. Neben der Tatsache, dass man hellhörig werden sollte, wenn ein CDU-Politiker das Wort “Phantomdebatte” in den Mund nimmt, ist seine Begründung interessant: Laut der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Bosbach nämlich, mit einer Koalition aus FDP oder SPD seien die Pläne nicht umsetzbar. Mit anderen Worten: Die CDU distanziert sich nicht von den Vorschlägen, sondern bedauert lediglich, keinen Koalitionspartner zu finden, um die feuchten Träume des Innenministeriums wahr werden zu lassen.

Petition für Netzneutralität in Europa

netzneutralitaet-in-europa

This petition is up for signature in light of the decisions affecting the open Internet being taken at European level, and in reaction to the statement made in the USA on 21 September by FCC Chairman Julius Genachowski. If you believe Europe also merits an Internet that is free and open according to the following principles, please sign this petition and share it with your friends using the “Share it” links below:

1. Internet users are entitled to access, send and receive the content of their choice;
2. Internet users are entitled to use and run applications and services of their choice;
3. Internet users are entitled to connect their choice of software or hardware that do not harm the network;
4. Internet users are entitled to choice and competition among network providers, application and service providers, and content providers;
5. Internet users are entitled to an Internet connection that is free of discrimination with regard to type of application, service or content or based on sender or receiver address. Broadband providers cannot block or degrade traffic over their networks, or pick winners by favoring some content or applications over others in the connection to subscribers’ homes. Nor can they disfavor an Internet service just because it competes with a similar service offered by them.
6. Providers of Internet access must be transparent about their network management practices and Internet users are entitled to an Internet connection with a predefined capacity and quality.

These principles should be enshrined in European and national laws, and enforced by the relevant authorities in a consistent manner across Europe. (deutsche Übersetzung)

Petition unterzeichnen

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Die Verantwortungslosigkeit der Piraten beim Umgang mit ihrer Rechts-Debatte

Tut sich etwas bei der Positionierung der Piraten? Eine Interview Anfrage von A. F. Lichtschlag, Chefredakteur des Magazins “eigentümlich frei”, wurde vorerst von den Piraten abgelehnt. Offensichtlich wurde diesmal gescroogelt: Der Journalist Tomas Sager nennt das Magazin “eigentümlich frei” als “Beispiel für die Querfrontstrategie neurechter Kräfte“  (Blick nach Rechts, 2003).

Zuvor empfahl der offiziellen Twitteraccount der Piraten einen Artikel von A. F. Lichtschlag als “#lesenswert” der die Kritik an Interviews mit der “Jungen Freiheit” als eine Verschwörung des “links-grünen Establishments” darstellt: “Denn eins ist sicher: Hätte Pirat Popp der „JF“ erst gar kein Interview gegeben, wäre eine andere Kampagne gefunden worden. Irgendein „rechter Verdacht“ lässt sich immer konstruieren. Auch Eva Herman hat es nichts genutzt, der „JF“ ein Interview bis heute zu verweigern.”

Auch bezeichnet der Bundespressekoordinator der Piraten in der auf “eigentümlich frei” veröffentlichen Interview-Absage den Artikel von A. F. Lichtschlag als “sehr interessant”. Die Pressestelle der Piraten stellt aber mittlerweile gegenüber “Evil Daystar” klar, dass dies “keine öffentliche Stellungsnahme oder authorisierte Veröffentlichung der Piratenpartei” ist.

Weiter bestätigt die Pressestelle mit einem Hinweis auf einen Artikel der “Ruhr Nachrichten”, “dass der Vorstand der Piratenpartei sich in der Tat dafür ausgesprochen hat, die Diskussion ['Ob er in Zukunft mit bestimmten Medien nicht mehr zusammenarbeiten darf', so der Vorsitzende der Piraten] nicht weiter zu führen, ohne der Basis der Partei die Chance zu geben, seine Meinung dazu zu äußern. Dies könnte zum Beispiel durch Umfragen oder Abstimmungen geschehen und sollte zu einem ruhigeren Zeitpunkt geschehen.”

Kurzum, vor der Bundestagswahl scheint der Vorstand auf Distanz zu rechten Medien zu gehen – bis die Basis eine Entscheidung hierzu gefällt hat. Er hält aber Interviews selbst mit Zeitungen wie die “Junge Freiheit“, die als Sprachrohr der “Neuen Rechten” mit einer “Scharnier-” oder “Brückenkopf”-Funktion zwischen demokratischem Konservatismus und Rechtsextremismus gewertet wird, für richtig. “Ich halte es nicht für einen Fehler, mit den Lesern zu sprechen, nur so kann man sie überzeugen”, begründet dies Seipenbusch, Vorsitzender der Piraten, gegenüber den “Ruhr Nachrichten”.

Näheres zu der Vorgehensweise des Vorstands der Piraten gegen Rechte ist nicht zu erfahren. Auch nicht in Seipenbuschs Stellungsname “Mit Schmuddelkindern spricht man nicht“.  “Aber genau das sagt das Grundgesetz, wenn es um Nazis und andere Antidemokraten geht: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern. Und bisher war es nicht nur Gesetz, sondern auch weitgehend ein gesellschaftlicher Konsens, der – anscheinend vergessen das manche – nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern historisch gut begründet ist, so “Fiddle.Knows”. Weitere Kritik kommt vom “Spiegelfechter“: “Natürlich ‘darf’ man mit Rechten reden. Genau das machen tausende engagierte Bürger in Deutschland, die in den meist von Gewerkschaften, der SPD, der Grünen und der Linken getragenen lokalen Bündnisse gegen rechts mit rechten oder diesbezüglich gefährdeten Jugendlichen debattieren, freiwillige Arbeit als Streetworker leisten oder Kultur- und Sportevents organisieren. Es ist allerdings etwas vollkommen anderes, sich in der JF der rechten Intelligenzija vorzustellen oder in einer Projektgruppe gegen rechts mit gefährdeten Jugendlichen zu debattieren.”

Die Kritik an dem Vorstand der Piraten ist gehaltvoll und es ist verantwortungslos vom Vorstand weder auf die Kritik einzugehen noch seine Vorgehensweise gegen Rechte näher zu erläutern. Auch reicht es nicht lediglich auf die darüber nach der Wahl anstehende Entscheidung der Basis zu verweisen, da der Vorstand der Piraten diese “Strategie” in die Welt gesetzt und damit zu verantworten hat. Ob nun die Piraten völlig intransparent sind oder lediglich planlos die Situation herunterspielen, spielt ebenfalls keine Rolle. Denn den Vorwurf, dass sich die Piratenpartei von zwielichtigen “Freiheitlichen” bis Nazis instrumentalisieren lässt, entkräften der Vorstand der Piraten mit seinem Schweigen nicht und genau das ist kurz vor der Bundestagswahl verantwortungslos.

Man kann nur hoffen, dass sich die Basis der Piraten nach der Wahl für eine klare Abgrenzung gegen Rechte und rechte Unterwanderung entscheidet. Die Hoffnung schwindet momentan beim Lesen der Tweats und Kommentare von Piraten und deren Anhängern. “Unrast wild.cat” veranlasste dies zu einer lesenswerten Zusammenstellung von Tipps gegen Rechts im Internet: “In den zahllosen Diskussion um die Öffnung der Piraten für das antidemokratische Medien „Junge Freiheit“ zeigte sich eine größere Verunsicherung einerseits und Naivität andererseits in der Frage, wie mit Rechten im Internet umgegangen werden kann. Das ist für mich der Anlass, bislang gemachte Erfahrungen aus der Wikipedia, in der Bloggerszene und in Medienforen in einem kurzen Überblick zusammen zutragen.”

Ob die Piraten sich von Rechten abgrenzen werden steht auch im Zusammenhang mit der ausstehenden Klärung ihres Freiheitsverständnisses. Mit “Piraten. Zieht die Notbremse! Bleibt Spielverderber! Seit ungehorsam! Macht nicht alles mit!” appelliert “Blog von kritische Masse” an die Piraten sich zu positionierend:  “Wer für die Freiheit kämpft, kämpft für die Freiheit aller oder er wird zum Zuhälter von Unrecht, Ausgrenzung und Ausbeutung einer menschenverachtenden und antidemokratischen „Freiheit“.”  Aber auch hier schweigt sich der Vorstand der Piraten aus, ob und wie er diese Debatte angehen will.

Update:

piraten-partei

Gegen Ende voriger Woche dämmerte es selbst der Piraten-Führung, dass die so gern beschworene vorurteilsfreie Offenheit gegenüber allen politischen Richtungen irgendwie auch bedeuten sollte, dass man nicht nur mit Rechten spricht. Und so rief man zwecks eines Ausgleichs im postideo­logischen Ping-Pong bei der Jungle World an und bat darum, interviewt zu werden. Vielleicht ist den Piraten immer noch nicht klar, wie glücklich sie darüber sein können, dass aus dem Gespräch mangels Interesse der Jungle World nichts wird.

Rechte Amtsanmaßung

Der Berliner Tagesspiegel berichtet heute über eine Kampange der berliner  NPD, bei der  an den Grünenabgeordneten Özcan Mutlu ein Brief versandt wurde, der ihn zur “Heimreise” auffordert, und in Aufmachung und Textform wohl an die Schreiben der Ausländerbehörde angelehnt ist. In dieser “Bekanntmachung” werden die Empfänger der Briefe darüber informiert, dass sie im Rahmen eines “5-Punkte-Plans” wieder in ihre Heimatländer zurückgeführt würden. Um Unterkunft und Arbeit sollen sie sich bereits jetzt kümmern.

Die NPD bekennt sich zu der Aktion, als Verantwortlicher ist der Landesvorsitzende der Berliner NPD, Jörg Hähnel, genannt. Laut Hähnel sollen in den nächsten Tagen noch weitere berliner Bürger mit Migrationshintergrund das Schreiben erhalten.

Die berliner Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen gegen Hähnel eingeleitet, es besteht der Verdacht der Volksverhetzung. Es ist nicht das erste Mal das Hähnel mit dem Gesetz in Konflikt gerät: Bereits zweimal wurde er  verurteilt, unter anderem wegen der Billigung von Straftaten; allerdings sind die Urteile beide noch nicht rechtskräftig.

Die Aktion erinnert an eine Provokation vom August, bei der die Thüringer NPD den aus Ghana stammenden CDU Abgeordneten Zeca Schall bedroht hatte. Die NPD hatte damals verlauten lassen, man wolle Schall “zu Hause besuchen” und “zur Heimreise animieren”.

Fast ebenso erschreckend wie die Aktion der NPD sind die, wenigstens unsensiblen, Reaktionen mancher Zeitungsleser hierauf. So schreibt, in der Kommentarfunktionvon ZeitOnline, der ZeitOnline-Leser papacello

Aussagen von Politikern mit Migrantenhintergrund wie “Die haben immer noch nicht verstanden, dass dieses Land auch unser Land ist” (Mutlu) sind missversändlich und nicht dazu angetan, zur sachlichen Auseinandersetzung beizutragen.

Man stelle sich einmal umgekehrt vor, dass in die Türkei emigrierte Deutsche und dort als Politiker sozialisierte Menschen vor Ort den gleich Spruch losließen…

gerade so, als sei Mutlu nun selber schuld, zur Zielscheibe der Rechten zu werden, wenn er solche Aussagen tätigt.

papacello vergisst dabei, dass zum einen Özcan Mutlu laut seiner Biographie bereits seit 1990 deutscher Staatsbürger ist, und übersieht zum anderen, dass es doch genau diese Form gesellschaftlicher Partizipation ist, nämlich das Land in dem man lebt als “sein Land” zu begreifen, die konservative Politiker von Menschen mit Migrationshintergrund andauernd fordern. Wenn dann jemand das tatsächlich für sich umsetzt, ist es offenbar auch nicht recht.

Ich habe Özcan Mutlu mal gefragt, ob er mir den Wortlaut des NPD-Schreibens zur Veröffentlichung zukommen lassen will.

Update: Herr Mutlu war so freundlich, mir einen Scan des NPD -Schreibens zur Verfügung zu stellen (“Bekanntmachung” der NPD (PDF)). Als ich den Text auf der ersten Seite gelesen habe, ist mit fast mein Mittagessen wieder hochgekommen. Allzusehr erinnert mich der Text an nationalsozialistische Hetze im Stile von “Deutsche, kauft nicht bei Juden!”, mit sich der die NSDAP schon vor Hitlers Machtergreifung 1933 ihren Wählern “empfohlen” hat.

Auf der Rückseite des Schreibens druckt die NPD ihren “5-Punkte-Plan” (der auf der Vorderseite des Schreibens nur 4 Punkte hat) ab, der -in  ungelenker Sprache- erklärt, wie sich die NPD die “Rückfühung” von Ausländern vorstellt. Ob der Partei der klein auf der Rückseite des Schreibens angebrachte Hinweis, es handele sich nicht um ein amtliches Schreiben, hilft, darf angezweifelt werden, die berliner Staatsanwaltschaft hat in den letzten Tagen bereits eine Durchsuchung der Parteizentrale der NPD durchgeführt, und ermittelt nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Die unrühmliche Aktion der Nazis beschäftigt nun auch ausländische Medien. So hat die britische BBC bereits ausführlich berichtet.

Hoffentlich begreift nun auch der letzte Wähler, dass man Parteien wie der NPD und ihren Brüdern im Geiste seine Stimme nicht gibt!

Bundestagswahl 2009: Netzpolitische Entscheidungshilfen

Sich von Nazis vereinnahmen lassen … und alle Piraten so: yeeaah

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Sensation: Neues Logo der Piratenpartei geleakt

Polizeigewalt auf der FsA09 Demo – Zeugenbericht

Ich hatte die Gelegenheit, mit einem der Zeugen des Polizeiübergriffs von der FsA09 Demo vom letzten Samstag zu sprechen. Das CCC-Mitglied C. war während des gesamten Vorgangs anwesend, und hat auch Teile der Dialoge mitbekommen, die sich zwischen Polizei und Betroffenen abgespielt haben. C. hat auch jenen Teil im Vorfeld der Übergriffe mitbekommen, die auf dem Video nicht zu sehen sind. Ich gebe seine Schilderung mal unkommentiert wieder:

Ich war beim AK-Vorratwagen, und bekam mit, dass es zu einer Rangelei am “Bunt-und-Laut”-Wagen kam. Als ich eintraf waren Fahrer und Beifahrer des Wagens schon in Handschellen.

Eine Frau versuchte Namen und Dienstnummer der Beamtin, die sie geschlagen hat, herauszufinden. Da diese sich weigerte, schritt das Anti-Konflikt-Team ein, und erklärte, dass die Beamten nicht selber ihrer Dienstnummer herausgeben müssen, sondern der Gruppenführer zuständig sei.

Es kamen ein Paar Wannen der 22. Hundertschaft, und verhafteten die Frau, obwohl die Situation eigentlich schon geklärt war.

Daraufhin erschien der Radfahrer, der daraufhin die Dienstnummer der verhaftenden Beamten erfahren wollte, wurde von den Polizisten mit den Worten “Hau’ ab!” des Platzes verwiesen. Der Mann leistete der Aufforderung folge, wurde aber dann von einem Beamten brutal zurückgezogen, und in die Gruppe der Polizisten geschoben, die dann sofort begannen auf ihn einzuschlagen.

Einen deutlichen Platzverweis haben die Beamten zuvor nicht erteilt, mehr als das “Hau ab!”, wurde nicht gesagt.

Der Mann mit dem blauen T-Shirt ging weg (in die Richtung die ihm lautstark gewiesen wurde) und sagte etwas das ich nicht verstand, in Richtung der Polizsten. Als nächstes lief ihm ein Polizist hinterher, der ihn grob zu den anderen in dunkel grüner Uniform zog. Dort wurde er dann zusammengeschlagen von den Polizisten.

Social Media is the new punk rock

Jo, Respect, Digger!

Verordnung zum Gesetz über Amateurblogs (Amateurbloggerverordnung – ABlV)

Vollzitat: “Amateurbloggerverordnung vom 27. Oktober 2009″

§ 1 Anwendungsbereich

Diese Verordnung regelt

1. die Zulassung zur Teilnahme an der Amateur-Blogosphäre,
2. das Verfahren der Zuteilung und Einzelheiten der Anwendung und Mitbenutzung von Identifikationsnummer,
3. die technischen und betrieblichen Rahmenbedingungen für die Durchführung der Amateur-Blogosphäre einschließlich der Nutzungsbedingungen für die Amateur-Blogosphäre ausgewiesenen Blog-Software (Anlage 1) und
4. die Gebühren und Auslagen für Maßnahmen des Amateurbloggergesetzes (Anlage 2).

… weiterlesen

Wem gehört das Internet?

Bruce Sterling verdeutlicht metaphorisch, dass das Internet vergleichbar mit kulturellen Besitzständen einer Gemeinschaft ist:

The Internet’s `anarchy’ may seem strange or even unnatural, but it makes a certain deep and basic sense. It’s rather like the `anarchy’ of the English language. Nobody rents English, and nobody owns English. As an English-speaking person, it’s up to you to learn how to speak English properly and make whatever use you please of it (though the government provides certain subsidies to help you learn to read and write a bit). Otherwise, everybody just sort of pitches in, and somehow the thing evolves on its own, and somehow turns out workable. And interesting. Fascinating, even. Though a lot of people earn their living from using and exploiting and teaching English, `English’ as an institution is public property, a public good. Much the same goes for the Internet. Would English be improved if the `The English Language, Inc.’ had a board of directors and a chief executive officer, or a President and a Congress? There’d probably be a lot fewer new words in English, and a lot fewer new ideas.

Bruce Sterling, A Short History of the Internet. THE MAGAZINE OF FANTASY AND SCIENCE FICTION, Feb 1993.

gopher://gopher.eff.org/00/Publications/Bruce_Sterling/FSF_columns/fsf5

Update: Dass Sprache nicht als Metapher taugt, belegt vera in einem Kommentar zum Artikel.

Stockholm 1982: Mit Gummiknüppeln gegen soziale Erfindung im Telefonnetz

Hier mal einen Spiegel Online Artikel auf das Wesentliche zusammen remixt:

Als “eine soziale Erfindung ersten Ranges” beschreibt Hans Magnus Enzensberger in seinem Essayband “Ach Europa!” das Phreaking von Stockholmer Schülerinnen und Schülern in den 80igern: Damals konnte man durch die Anwahl einiger gesperrter Anschlüsse mit jedem anderen Teilnehmer sprechen, der das Gleiche tat. “Die betreffenden Telefonnummern gingen an den Stockholmer Schulen wie ein Lauffeuer um, und es entstand ein enorme, spontane Konferenzschaltung. Ein neues Massenmedium war geboren: der ‘heiße Draht’.” Umgehend wurde das neue Massenmedium zum Organisieren eines Flashmobs genutzt. Knapp 1000 Menschen fanden spontan zusammen, unterhielten sich und spazierten 1982 gemeinsam durch Stockholm. “Intelligenter kann man moderne Kommunikationstechniken kaum verwenden,” so Enzenberger zu dieser neuen soziale Entdeckung.

Die Entdeckung bestand nicht lange. Anfänglich knüppelte eine Polizeistaffel den Flashmob nieder, anschließend gab es an die Jugendlichen das staatliche Angebot eine Nummer frei zuschalten über die jeweils fünf Personen fünf Minuten lang telefonieren konnten. “Die Logik der staatlichen Intervention ist vollkommen klar”, so Enzensberger, “erst der Knüppel, dann die Mohrrübe. Die soziale Phantasie der Jugendlichen, ihre Selbsttätigkeit soll in einer Art Zangenbewegung erstickt werden: einerseits durch Unterdrückung, andererseits durch Verstaatlichung.” “Ich habe den Eindruck, dass sie ihr Selbstverständnis aus der Zeit des aufgeklärten Absolutismus herleiten”. Enzenberger weiter: “Sie glauben im Namen nicht nur ihrer Institution, sondern im Namen der ganzen Gesellschaft sprechen und handeln zu können. In ihren Äußerungen kehren immer wieder bezeichnende Sätze wieder: ‘Hier muss die Gesellschaft eingreifen.’ ‘Das kann die Gesellschaft nicht zulassen.’ ‘Darum muss sich die Gesellschaft kümmern.’”

Enzenberger entwickelt eine Denkfigur, die nichts an Aktualität eingebüßt hat, den Staat als “guten Hirten”: “Der gute Hirte ist, da er stets das Beste will, immer der Überzeugung, im Recht zu sein. Zur Besserwisserei fühlt er sich geradezu verpflichtet. Wenn er auf Kritik stößt, macht er zwar hie und da einen taktischen Rückzieher, aber an seinem Hintergedanken hält er unbeirrt fest, und er ist und bleibt entschlossen, ihn das nächste Mal, an anderer Stelle, durchzusetzen.”

Und weiter: “Es ist schwer, ein Urteil über den guten Hirten zu fällen. Das liegt an der Zweideutigkeit seines Wirkens. Er bietet einen Service , einen Grad an Daseinsfürsorge, der beispiellos ist; aber er übt auch einen ‘weichen Terror’ aus, der mich erschreckt. Wenn er – natürlich in bester Absicht – Kinder entführt, Journalisten einsperrt und scharfe Hunde auf Jugendliche hetzt, dann ist es leicht, sich über ihn zu entrüsten; wenn er kostenlose Rollstühle verschreibt und den Frauen gleiches Recht am Arbeitsplatz verschafft, erntet er Beifall. Vielleicht ist es gar nicht möglich, ihm objektiv gerecht zu werden. Vielleicht ist man entweder guter Hirte, oder man ist es nicht.”