Archiv für Januar 2010

United Breaks Guitars (Teil II)

Ich hatte ja bereits im vergangenen Jahr über die witzige Aktion des kanadischen Sängers Dave Carroll geschrieben, der -nachdem bei einem Flug mit United Airlines seine Gitarre zu Bruch gegangen war, weil das Personal beim Verladen damit herumgeworfen hatte- statt zu klagen, lieber einen Song veröffentlicht hat, in dem er die Praxis der Airline beklagt, Schadensersatzforderungen von Kunden einfach auszusitzen.Der Song hat ist bei YouTube über sieben Millionen mal angesehen worden, und zirkuliert in unzähligen Blogs.

Carroll hatte angekündigt drei Songs zu dem Thema zu schreiben, und nun ist der Sage zweiter Teil verfügbar. Im neuen, ebenfalls witzig gemachten Song, geht das darum, dass jene Ms. Irlweg, die schon im ersten Song als Sachbearbeiterin für Carrols Fall zusständig war, mit allen Mitteln versucht einen Ersatz für Carrolls Gitarre zu ermöglichen, und regelmäßig an den irrwitzigen Vorgaben ihrer eigenen Firma scheitert.

Auch zu diesem Song gibt es einen Blogeintrag von Dave Carroll.

Bombenbauanleitungen im Internet

Solange noch keine Stoppschilder davor sind, hier eine Linksammlung mit Bombenbauanleitungen und Terror-Manuals:

Video eines Nacktscanners im Einsatz

Bürgerinnen und Bürger so wie sie CDU, FDP und SPD sehen wollen.

Christoph Faulhaber: Mister Security

Kunst mit der Terror-Fahndung:

Website von Christoph Faulhaber: www.christophfaulhaber.de

So schnorchelt man Nacktbilder aus Nacktscannern ab

Die Fantasien von Thomas de Maizière, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und anderen Spannern Nacktbilder von Fluggästen zu erstellen sollen nun über die bereitwillig von der Presse mitgetragene Umbenennung von Nacktscanner in Körperscanner sowie einer Privacy-Funktion Realität werden: Ob sich irgendetwas gefährliches am Körper befindet sollen Computer autonom erkennen können und erst dann ein stilisiertes Bild für die Sicherheitsleute ausgeben. Träger und Trägerinnen von Intimpiercings können sich schon jetzt auf dumme Sprüche bei der Sicherheitskontrolle einstellen.

nacktscanner_intimpiercing

Das man mittels Bilderkennung keinen Zwei-Komponenten Sprengstoff erkennen kann ist klar: Die Spannerkästen haben selbst beim Detektieren von Waffen nur eine Erfolgsquote von 60%. Aber immerhin kann man Nacktbilder von den um unsere Sicherheit besorgten Politiker und Politikerinnen  aus den Nacktscannern abschnorcheln:

  • Das stilisierte Bild für die Sicherheitsleute ist nämlich nur eine Schein-Privacy-Funktion: Natürlich werden nach wie vor Nacktbilder mit allen Details erstellt. Erst nachträglich werden diese für die Bilderkennung erstellten Nacktbilddaten zu den Grafiken mit den schemenhaften Umrissen eines Menschen umgewandelt.
  • Alle Daten, also auch die Nacktbilder-Rohdaten, sollen nach dem Schein-Sicherheitscheck umgehend gelöscht werden. Löschen bedeutet aber bei digitalen Datenträger, dass lediglich die Meta-Informationen (z.B. wo sich die Daten auf dem Speichermedium befinden) und nicht die Daten(blöcke) selber gelöscht werden. Angenommen es werden 300kb große Nacktbilder erstellt und das Speichermedium ist nur 2GB groß, dann befinden sich in jedem Spannerkasten immerhin noch knapp 7000 Nacktbilder.
  • Durch Social Hacking direkt am Flughafen oder später auf der Müllkippe sollte man an die Speichermedien der Nacktscanner herankommen. Die Wiederherstellung der gelöschten Daten (Meta-Informationen) ist kinderleicht. Ich bin gespannt auf die CDU-FDP-SPD-Peepshow *fg*

Alarm um den “Nacktscanner”

Seit dem missglückten Anschlag vom 26.12. herrscht unter Politikern mal wieder helle Aufregung: Bundesinnenminister Thomas de Maizère fordert nun in der Süddeutschen Zeitung die Einführung sog. “Nacktscanner”, die sein Vorgänger Wolfgang Schäuble bereits abgelehnt hatte.

Der Aufschrei unter  Bürgerrechtlern ließ nicht lange auf sich warten. Viel ist da die Rede von der “Wahrung der Menschenwürde”. So sagt auch Minister De Maizère z.B. im Interview mit der Süddeutschen auf die Frage, ob er sich selbst von so einer Maschine “entkleiden” lassen würde:

Wenn es ein entsprechendes Gerät gibt, das die Persönlichkeitsrechte wahrt, hab’ ich damit kein Problem – aber wir sind noch nicht so weit.

Im Folgenden erläutert er, wie solche Geräte konstruiert sein müssen, um diese Kriterien zu erfüllen. Allerdings lässt die Wortwahl durchblicken, dass er wenig davon versteht, wie die Geräte tatsächlich funktionieren:

Diese Geräte arbeiten auf der Basis von Terahertz- oder Millimeterhertz-Wellen. Diese Wellen werden vom menschlichen Körper und am Körper getragenen Gegenständen wie von einem Spiegel reflektiert.

Was “Millimeterhertz-Wellen” sind, ist mir dabei noch rätselhaft. Leider ist der Informationsstand auf allen Seiten so konfus, dass weder Befürworter noch Kritiker der Methode konkret zu wissen scheinen, wie das Ganze eigentlich funktioniert. Ich habe, mit Hilfe von Bella (danke!), mal ein paar Fakten zusammengetragen.

“Millimeterhertz-Strahlung”
Die sog. Terahertzstahlung ist ein bestimmter Bereich des elektomagnetischen Spektrums. Mit Wellenlängen zwischen 1mm und 1µm liegen diese zwischen dem Bereich der Mikrowellen und dem nahen Infrarot. Interessanterweise kommt die Terhertzstrahlung in den am meisten diskutierten Einsatzszenarien gar nicht zum Einsatz. Stattdessen verwendet man sog. Millimeterwellen, also sehr kurzwellige Mikrowellenstrahlung mit Wellenlängen um Bereich zwischen 1 und 10 mm.

Einige Wellen im Millimeterbereich haben die Eigenschaft, bestimmte Stoffe durchdringen zu können. So sind z.B. Wolle oder auch Kunststoffe für bestimmte Wellenlängen durchsichtig, der menschliche Körper hingegen nicht.

Aktiv vs. Passiv
Der menschliche Körper strahlt jederzeit Wärme ab. Diese Wärme wird in Form von Infrarot- und Terahertzstrahlung an die Umgebung abgegeben. Ein Teil dieser Strahlung durchdringt die Kleidung und gelangt nach aussen. Passive Body-Scanner fertigen mit Hilfe dieser Strahlung ein Wärmebild des Körpers an. Das Prinzip ist hierbei ähnlich wie bei einer klassischen Wärmebildkamera. Die Bildqualität ist dabei ähnlich wie bei üblichen Wärmebildern, also sehr Detailarm. Körperfremde Gegenstände erkennt man auf dem Bild vor allem durch die Temperaturunterschiede.

Aktive Scanner hingegen bestrahlen den untersuchten Körper mit Strahlung im mm-Bereich, und messen die Reflektion. Aus den zurückgeworfenen Wellen rekonstruiert der Scanner ein dreidimensionales Modell des Körpers.  Da die Kleidung für die Strahlung durchsichtig ist, sieht man auf dem Bild die Oberfläche des Körpers. Da Fremdgegenstände (z.B. eine unter der Kleidung getragende Waffe) die Strahlung mehr oder weniger streuen oder dämpfen, erscheinen sie auf dem Bild als Schatten. Bei dieser Methode sind deutlich anatomische Details zu erkennen, aber auch am Körper getragene Gegenstände, Prothesen oder Brustimplantate sichtbar werden. Diese Methode beschreibt den tatsächlichen “Nacktscanner”.

Einsatz in Deutschland
Die Bundespolizei führt laut Aussagen des BMI derzeit Labortests mit Scannern durch, wie sie auch in Amsterdam-Schipol derzeit getestet werden. Die Geräte in Amsterdam sind Geräte des Typs ProVision des US-amerikanischen Herstellers L3-Communications, die auf der aktiven Technologie basieren.

Probleme
Der Einsatz der Geräte wirft einige Fragen auf, die technisch schwer zu beantworten sind: So fordert Bundesinnenminister de Maizière, dass auf dem Bild keine intimen Details, sondern nur Strichmännchen zu sehen sein sollen. Die Software müsste also so angepasst werden, dass anatomische Details unsichtbar würden, Waffen aber identifizierbar blieben. Die Software müsste also in der Lage sein, einen Sprengstoffbeutel von einem Anus praeter  zu unterscheiden. Bella hat einige politische Implikationen beleuchtet, und politische Forderungen aufgestellt, die sich aus der Debatte ergeben.

Viele der Probleme ließen sich umgehen, wenn man, wie Torsten May vom Institut für Photonische Technologien in Jena, vorschlägt; auf passive Technologien ausweicht. Ein einfaches Wärmebild zeigt keinerlei anatomische Details, und ist insofern sogar weniger invasiv als eine Leibesvisitaion.

26C3: Dunkin’ Donuts DDoS

Und noch was vom 26C3: Es gab, wie im Vorjahr, wieder ein DDoS auf Dunkin’ Donuts. Ich bin danach zu einem Talk gegangen, Berichte sagen aber, dass die Horde noch zwei weitere Läden leergekauft hat.