Archiv für Mai 2010

Viral Marketing for Good

Seit einigen Tagen geistert dieses Video immer wieder durchs Netz.

Es handelt sich dabei, wie Netzpolitik schreibt, um einen Lobbyfilm der fiktiven Firma Blackwell Briggs der wohl Teil einer viralen Marketing Kampange ist. Allerdings handelt es sich auch nicht um einen Werbefilm der Firma Nokia. Schaut man sich die Seite der Macher der Kampange Conspiracy For Good an, stößt man bald auf den Namen Tim Kring. Kring ist Drehbuchautor und Produzent, und zeichnet unter anderem für die erfolgreiche TV-Serie Heroes verantwortlich. Tatsächlich ist Conpiracy for good Teil eines neuen Projektes von Kring, der eine Art interaktives Geschichtenerzählen etablieren will, bei dem der Fortgang der Geschichte in verschiedenen Medien abläuft, und der Nutzer -ähnlich wie bei einem Rollenspiel- Teil der erzählerischen Handlung ist. Wie interaktiv das Ganze dann wirklich wird, bleibt abzuwarten.

Kring erklärt seine Ideen in diesem Interview:

Da die Conspiracy for Good Kampange, technisch von Nokia ausgestattet wurde, ist die Erwähnung des Unternehmens nicht überraschend.

Viele Firmen unterstützen in den USA, wo Product-Placement nicht verboten ist, TV- und Filmproduktionen, wenn im Gegenzug ihre Produkte in den Filmen und Serien gezeigt werden.

Ein hässliches Wort

Ich bin heute beim stöbern in den Blogs auf einen Beitrag von Lena Chen gestossen, in dem es um ein Thema geht, dass offensichtlich in den USA für manche ein wichtiges ist: Interacial dating. Der Begriff bezeichnet das romantische Treffen (dating), oder eine Beziehung zwischen zwei Menschen unterschiedlicher “Rassen”.
Ich finde diesen Begriff sehr abstoßend, zum einen weil er -objektiv gesehen- falsch ist, und zum anderen, weil ich ihn für sehr rassistisch halte. Falsch ist er deswegen, weil er impliziert, dass es so etwas wie Rasse überhaupt gibt. Die moderne Biologie benutzt den Begriff analog zur Subspezies, und da ist es in der modernen Biologie so, dass diese Einheit der Taxonomie alle Menschen in der Subspezies Homo sapiens sapiens zusammenfasst. Als biologisches Konstrukt ist sie ohnehin nicht mehr als eine Konvention, und nicht wenige Biologen bevorzugen es von Populationen zu sprechen.
Auf den Menschen bezogen ist die Rasse als biologisches Merkmal objektiv nicht existent, existieren tut sie daher nur als soziales Konstrukt. Als soziales Konstrukt existiert sie allerdings vor allem in der Form des Rassismus, als eine Rechtfertigung, dass einige Menschen sich anhand willkürlich herausgegriffener Merkmale über andere erheben.
Bis hierher ist das nicht neu, aber es führt zu dem Grund, warum mich der Begriff des “interacial dating” so stört: Es verhilft eben diesem Rassismus zu einer scheinbaren Wahrheit, die ihm nicht innewohnt, und die ihm auch nicht gebührt.
Zum anderen gefällt mir der Begriff nicht, weil er die Einteilung in unterschiedliche Rassen unhinterfragt akzeptiert, und verdeutlicht wie sehr diese Art zu denken in den Köpfen verwurzelt ist.
Natürlich ist es unzweifelhaft so, dass Beziehungen zwischen Menschen, die unterschiedliche kulturelle Hintergründe haben, mitunter schwierig sein können, aber mit der Rasse hat das nichts zu tun.
Lena Chen, die sich von den Rasseideologien offenbar nicht blenden lässt, schreibt dazu:

But on the flip side, since most of my good friends from college come from totally different backgrounds (a good thing, I think!), then there ought to be no reason why I wouldn’t be able to have an equally intimate romantic relationship with someone who isn’t Asian or first generation American. So Patrick may not know firsthand what it’s like to be Asian, but neither do my best friends from Harvard, one of whom is a gay White male and the other a Black woman who grew up a Southern Baptist. (Talk about radically different life experiences!)

Nun glaube ich kaum, dass Lena sich auf ihren kulturellen Hintergrund bezieht, wenn sie sich selbst als “Asian” bezeichnet (sie ist ja Amerikanerin), sondern vor allem auf ihr äußeres Erscheinungsbild, und damit auf die Reaktionen ihrer Umwelt auf ihr asiatisches Aussehen. In dem Zusammenhang denke ich vor allem an den versteckten und offenen Rassismus der vielen Menschen tagtäglich entgegenschlägt, und den man sich  als Weißer nur schwer vorstellen kann.
Sowohl derartiger Rassismus, als auch die Gegenbewegung der Opfer, die leider allzuoft darin besteht sich als soziale Gruppe von anderen “Rassen” abzuschotten, werden von einem Wort wie “Interracial Dating” zementiert.

Digitale Zeitungen – Heute: Die Süddeutsche

Nach dem ich ja neulich bereits ausführlich über meine Erfahrungen mit der Zeit berichtet habe, und Bella von Brainweich.de den großen Online Zeitungstest angefangen hat, will ich heute mal die nächste Runde eröffnen. Heute im Test: Die Süddeutsche Zeitung.
Ein paar Dinge fallen erstmal Positiv auf, nachdem man auf der Homepage auf den Reiter E-Paper geklickt hat. Erstmal gibt es eine Demoversion der Online-Ausgabe, hier kann man sich eine ältere Ausgabe der Zeitung ansehen, und zwar so, wie sie dem Leser auch im Abo präsentiert wird. Damit muss man schon mal nicht die Katze im Sack kaufen, man kann direkt am Bildschirm ausprobieren, wie das Handling des Online-Druckwerks sich anfühlt. Letzteres nimmt sich allerdings bescheiden aus: Ein Facsimile der Originalzeitungsseite präsentiert sich als Thumbnail, umgeben von einigen mageren Java-Script-Bedienelementen. Das ist nicht nur nicht schön, sondern leider auch etwas sperrig zu bedienen. Die Seite skaliert gar nicht, was bei kleinen Bildschirmen dazu führt, dass der Anwender viel scrollen muss, um einzelne Artikel zu sehen, auf großen Bildschirmen ist dagegen die Schrift so klein, dass man die Schlagzeilen über den Artikeln kaum mehr lesen kann.
Klickt man einen Artikel in der Übersicht an, öffnet sich ein Fenster, in dem der Artikel angezeigt wird.
Das Inhaltsverzeichnis zur Linken springt dagegen nicht einzelne Artikel an, sondern ledigich die Rubriken, in die die Zeitung aufgeteilt ist.

Die Bedienelemente an der Seite jeder Zeitung erlauben das Betrachten der Seite in Orginalgröße, den Download derselben als PDF-Datei, und das umschalten zwischen der Betrachtung einer Einzelseite und einer Doppelseite. Der Einzelseitenmodus führt dabei jedoch nicht automatisch zu einer Vergrößerung der Darstellung -hier muss der Anwender das Werkzeig Groß auswählen, dass im Doppelseitenmodus nicht zur Verfügung steht.
Warum das zusätzliche Werkzeug Lupe nur im Einzelseitenmodus zur Verfügung steht, ist ebenfalls nicht ersichtlich.

Abonennten des E-Paper können sich im Abo-Bereich der Zeitung allerdings auch die vollständige Ausgabe als PDF herunterladen. Dabei werden, wie schon von der Zeit bekannt, die Zeitungsseiten als Facsimiles im PDF-Format dargestellt.
Eine interessante Variante stellt die sog. Textversion dar. Hierbei kann man die Zeitung Online in einem mobilgerätefreundlichen Format lesen; bereinigt um alle Bilder, so dass der Download der einzelnen Seiten nur wenige Kilobyte groß ist.
Ein weiterer schöner Service ist, dass man bei der Süddeutschen ältere Ausgaben der Zeitung als PDF erwerben kann, ohne ein Abo zu haben. Die PDF-Dateien werden mittels Click-and-buy einzeln bezahlt.

iPhone-Besitzer können bei der Süddeutschen sogar auf eine iPhone-App zurückgreifen. Wer sich die erstmal ansehen will, lädt sich die kostenlose Version herunter, diese bietet die Inhalte der Webseite, vermischt mit etwas Werbung.
Beim Start der Applikation muss man 10 Sekunden warten, uns eine Werbung für die Bezahlausgabe ansehen, danach hat man Zugriff auf alle Inhalte, die auch auf der Webseite zu sehen sind. Im wesentlichen scheint es sich bei der App um einen Wrapper für den Safari-Browser zu handeln, denn die Bedienung unterscheidet sich nicht sehr von der der Webseite. Allerdings sind hier die Schriftarten so gewählt, dass sie auf dem iPhone gut lesbar sind, und die Bilder angenehm herunterskaliert, so dass das Laden sehr schnell geht.
Alles in allem kann man die Zeitung so auf dem Display des iPhone gut lesen.  Die Startseite präsentiert die wichtigsten Schlagzeilen, und am oberen Rand ein Menü, aus dem man die Ressorts (Politik, Wirtschaft, Geld, Kultur etc) auswählen kann. Jedes Ressort ist durch eine Farbe gekennzeichnet, was die Orientierung innerhalb der Menüs erleichtert.
Wer mit seinem iPhone vertraut ist, wird wenig Probleme haben sich zurecht zu finden. Allerdings bietet die App wenig mehr als die Webseite selbst; zumal alle Inhalte direkt von der Webseite gezogen werden. Einer eigenen App hätte es dafür nicht gebraucht,  die mobilen Versionen z.B. der Tagesschau zeigen, dass sowas auch mit gutem CSS-Skripting geht. Auch Apples WebApps bieten diese Lösung, ohne über den Umweg des AppStore zu gehen. Offenbar ist das bei der Süddeutschen auch bekannt, denn -abgesehen von dem Apple-typischen Look-and -Feel, unterscheidet sich die mobile Version der Webseite, die Smartphone benutzer automatisch zu sehen bekommen, kaum vom Erscheinungsbild der App.

Die Gold-Version der App, kostet für 30 Tage nur 1,59€, und beinhaltet keinerlei Abo-Verpflichtung. Gegen den Preis ist eigentlich nichts einzuwenden, allerdings bekommt man auch wenig Mehrwert: Die App kündigt einen Offline Modus an, in dem die Artikel heruntergeladen und gespeichert werden können, einen konfigurierbaren Dienst für Push-Benachrichtigungen, durch den man sich über Beiträge zu seinen Interessenfeldern benachrichtigen lassen kann, und individuell einstellbarer Schriftgröße. Einen Zugriff auf Premium-Inhalte, sowie
grundlegende Funktionen, wie das anlegen von Lesezeichen, dass im Browser kein Problem darstellt, sucht man in der App indes vergebens.

Alles in allem ist die Idee der App ein schöner Ansatz um die wachsende Gemeinde von iPhone- und Smartphonebenutzern anzulocken, allein es mangelt an der Umsetzung. Selbst der günstige Preis von 1,59€ rechnet sich nicht, wenn man auf der Mobilversion der Webpräsenz dieselben Inhalte präsentiert bekommt, und dabei sogar auf Funktionen wie Lesezeichen zurückgreifen kann.
Die skalierbare Schriftgröße dürfte für die wenigsten User entscheidend sein, weil die Defaultdarstellung bereits gut lesbar ist, die Inhalte der Webseite zu speichern macht nur in ausnahmefällen Sinn, haben deutsche iPhone-Besitzer doch in der Regel ohnehin einen großzügigen Volumenvertrag, ohne den man das iPhone ja gar nicht kaufen kann, und ob man für die Push-Benachrichtigungen Geld ausgeben will bleibt jedem selbst überlassen.

Fazit: Sowohl bei der ePaper-Ausgabe als auch bei der iPhone-App sollte die Süddeutsche mehr Mut beweisen. Mit einer App, die nur Zugriff auf Inhalte bietet, die der Nutzer ohnehin auf der Webseite lesen kann, und die dabei noch weniger komfortabel ist als der Webbrowser wird man kaum zahlende Leser anlocken können, das wird auch als Testballon, ob die Leser so ein Angebot annähmen nicht funktionieren. Dabei bietet besonders die App viele Chancen, auch für Payed-Content. Ich könnte mir zum Beispiel ein Micropaymentmodell vorstellen, bei dem ich nur für die Artikel bezahle, die ich wirklich herunterlade. Überschreite ich dabei ein bestimmtes Volumen, wird automatisch die komplette Ausgabe gekauft (einige Mobilfunkanbieter bieten solche Tarife für’s telefonieren an, wieso nicht auch bei Zeitungen). Apples iPhone OS bietet diese Möglichkeiten an. Dann sollte die App eine bequeme Lesezeichenfunktion bieten, und z.B. auch einen Zugriff aufs Archiv. Zudem könnte man der App einen Zugriff auf die Kommentarfunktion der Webseite spendieren, so dass auch Online-Leser sehen können, was andere Leser so zu den Themen sagen. Zudem wäre ein Feature interessant, bei dem man seine besonderen Interessengebiete angibt, und so eine individualisierte Startseite bekommt.
Leider ist die App von diesen Vorschlägen noch meilenweit entfernt, und so fürchte ich, wird das Projekt am Ende unter den üblichen Wehklagen eingestellt, die User würden ja nichts bezahlen wollen.

“Wir wissen doch am besten was gut für dich ist”

Das belgische Unterhaus hat am vergangenen Freitag einstimmig für ein Gesetz gestimmt, dass die Vollverschleierung von Frauen, bei der auch das Gesicht verschleiert wird, vollständig verbietet. Zuwiderhandlungen können mit bis zu 140€ oder 7 Tagen Gefängnis bestraft werden.
Ziel des Gesetzes ist ein umfassendes Verbot der, in einigen Kulturen üblichen, Verschleierung wie zum Beispiel der in Afgahnistan verbreiteten Burka, einem Kleidungsstück das im Westen vor allem mit dem Terrorregime der Taliban in Verbindung gebracht wird. Auch der Niqab, der anders als die Burka kein vollständiges Gewand ist, sondern ein Tuch das der Verschleierung des Gesichts dient, und meist zusammen mit einem weiten Gewand und einem Kopftuch getragen wird, soll von dem Verbot betroffen sein.

Daniel Bacquelaine, Fraktionschef der liberalen belgischen Partei MR, der Maßgeblich an dem entstehen des Gesetzes mitgewirkt hat, sagte, die Vollverschleierung von Frauen sei ein Verstoß gegen die Grundwerte der belgischen Gesellschaft.
Wasser auf die Mühlen der rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien. So hieß es von der rechtsextremen flämischen Partei Vlaams Belang, das Gesetz sei “erster Schritt gegen die Islamisierung Belgiens”.

Auch andere europäische Länder planen ein Verbot des Kleidungsstückes. Auch in Deutschland ist die Diskussion mittlerweile angekommen. Silvana Koch-Mehrin (FDP) die Vizepräsidentin des EU-Parlaments wünscht sich, dass das Gesetz in ganz Europa durchgesetzt wird. Der Bild am Sonntag sagte sie:

Ich wünsche mir, dass auch in Deutschland und in ganz Europa das
Tragen aller Formen der Burka verboten wird. Wer Frauen verhüllt, nimmt
ihnen das Gesicht und damit ihre Persönlichkeit.

Aus westlicher Perspektive ist dies sicher erst einmal richtig. Aus solchen Worten spricht zunächst erst einmal das westliche Selbstverständnis von Frauen, über ihren eigenen Körper, und damit auch über dessen Erscheinungsbild, frei und unabhängig verfügen zu dürfen. Vor allem vor dem Hintergrund des archaischen Weltbildes der Taliban, durch die Kleidungsstücke wie die Burka im Westen zu trauriger Berühmtheit gelangten, ist diese Form der Bekleidung als Symbol der Unterdrückung von Frauen  für eine freiheitliche Gesellschaft nicht tolerierbar. Und doch steckt das Burka-Verbot gerade deshalb voller Widersprüche. Für Koch-Mehrin, und viele andere Befürworter eines Vorbots, begründet sich das Verbot damit, dass das erzwungene Tragen eines Schleiers das Recht der Frau auf die Verfügungsgewalt über ihren eigenen Körper einschränkt.
Genau da liegt aber das Problem: Mit dem Verbot der Burka, geht man gegen diese Beschneidung der Persönlichkeitsrechte von Frauen vor, in dem man eben diese Persönlichkeitsrechte an anderer Stelle beschneidet: Die Entscheidung ihr Gesicht nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen, wird den betroffenen Frauen damit nämlich genommen. Eine Unfreiheit also mit einer anderen bekämpft.
Das das nicht bloß Theorie ist, kann man schön sehen, wenn man ein Beispiel des US-amerikanischen Bloggers Jeff Jarvis heranzieht, dass dieses als das German-Paradox bezeichnet hat: Einerseits wird in Deutschland viel Wert darauf gelegt, dass persönliche Daten vertraulich bleiben, andererseits ist es in Deutschland völlig normal, in eine gemischte Sauna zu gehen, ohne sich dabei seiner Nacktheit zu schämen. Für einen US-Amerikaner wäre Letzeres unvorstellbar: Das Tabu der Nacktheit ist dort so groß, dass es schambesetzt ist, mit Männern und Frauen in der gleichen Sauna zu sitzen.
Nun würde vermutlich keiner auf die Idee kommen, Amerikanern in Deutschland das Benutzen von getrennten Saunen zu verbieten.
Für Menschen, die in einem Kulturraum groß geworden sind, in dem das Zeigen des unverhüllten Gesichts entsprechend schambesetzt ist, kommt ein Verbot des Schleiers etwa einer gesetzlichen Verpflichtung gleich, nackt herumzulaufen.
Das Gesetz schränkt also nicht nur die Freiheit der betroffenen Frauen ein, es demütigt sie zudem noch.

Als Atheist stehe ich religös begründeten Bekleidungsvorschriften grundsätzlich sehr kritisch gegenüber, und auch ich sehe diese Vorschriften in vielen Bereichen als ein Instrument männlicher Herrschaft an, das entgültig in die Mottenkiste der Geschichte gehört; zusammen mit Genitalverstümmelung und dem chinesischen Fußbinden (das es zum Glück seit 60 Jahren nicht mehr gibt).
Allein zweifle ich, das der Weg eines radikalen Verbots daran etwas ändern wird. Stattdessen erreicht so ein Verbot nur, dass Frauen, die eventuell schon in ihrem Umfeld unter gewaltigem sozialen Druck stehen, noch mehr unter Druck gesetzt werden, weil sie nun widersprechenden Regeln folgen müssen: Dem von ihrem sozialen Umfeld auferlegten Zwang zum Schleier, und dem Verbot diesem Zwang nachkommen zu dürfen.
Für viele wird das Gefühl der Demütigung dazu kommen, wenn sie vom Staat praktisch aufgefordert werden, sich in aller Öffentlichkeit nackt zu zeigen. In den Bereichen, in denen entsprechende Werte gelebt werden, könnte dies dazu führen, dass die Frauen praktisch unter Hausarrest gestellt werden, was der Idee der Integration nicht gerade förderlich wäre.
Und zu guter Letzt wird diese Diskussion in epischer Breite von allen gesellschaftlichen Schichten geführt, nur die Frauen um die es geht, die haben mal wieder keine Stimme.
Ich habe noch keinen einzigen Kommentar von einer Frau in den Medien gehört, die selbst eine Burka oder einen Niqab trägt, und ihre Meinung dazu vertritt.
Aus dieser Haltung spricht nicht nur eine gehörige Portion Arroganz, sondern auch die Angst vor dem Islam. Es sind weniger die Rechte der Frauen, die hier im Vordergrund stehen, als die eigene Angst und Verunsicherung. In Belgien, das selbst stark mit seiner inneren Zerrissenheit kämpft, ist vermutlich auch eine Menge Politik im Spiel: Lenke den Zorn des Volkes ab, vom eingenen Unvermögen.