Archiv für die Kategorie ‘Verschiedenes’

Ich ziehe um…irgendwie

Nachdem es auf diesem Blog ja in letzter Zeit etwas ruhig geworden ist (mir fehlt einfach die Zeit zum bloggen), will ich nun einen neuen Anlauf wagen.

Diesmal soll es wieder politischer werden, habe ich mir vorgenommen. Für die Fundgrube witziger und interessanter Sachen bleibe ich euch hier natürlich erhalten, aber der politische Kram, im besonderen der der mit Überwachung und Bürgerrechten zu tun hat, zieht um.

Diese Themen werde ich ab sofort im Blog Preis der Freiheit behandeln. Ich hoffe, dass ihr mir dorthin folgen mögt.

Paolo Nespoli twittert

Falls ihr jetzt nicht wisst, wer das ist:

Paolo Nespoli ist ein italienischer Astronaut. Der Luft- und Raumfahrttechniker ist derzeit im Rahmen der ISS Mission 27 als Teil der Stammbesatzung der Station unterwegs. Damit wir ein bischen daran teilhaben können, macht Nespoli regelmäßig schöne Fotos, die er dann als @astro_paolo über Twitter schickt. Das ist unbedingt sehenswert:

Mondaufgang über der Erde, aufgenommen am 21.03.2011 von Paolo Nespoli

Mondaufgang über der Erde, aufgenommen am 21.03.2011 von Paolo Nespoli

@astro_paolo ist innerhalb von 5 Minuten in die Reihe meiner Lieblingstwitterer aufgestiegen.

Wer noch mehr will sollte auf der Seite Astronomy Picture of the Day der NASA vorbeischauen. Die Seite ist immer noch sehr 90er im Design, aber auch dort gibt es jeden Tag ein neues Weltraumbild.

Kann man gehörlose Menschen hypnotisieren?

Zugegeben, die Frage ist auf den ersten Blick irgendwie abwegig. Drauf gekommen bin ich, weil Jule darüber getwittert hat. Also habe ich mich mal auf die Suche gemacht. Sai konnte mir da leider auch nicht weiterhelfen, aber ich habe ein paar Studien zum Thema gefunden.

Die umfangreichtse  Studie (PDF), die ich zu dem Thema gefunden habe, wurde im Jahr 1994 von Renee J. Repka, damals am Rigeview Psycatric Hospital and Center in Oak Ridge, Tennessee, und Michael R. Nash von der University of Tennessee durchgeführt.

Zunächst einmal ergibt sich die Frage, wie man überhaupt die Hypnotisierbarkeit von Personen misst. Dazu gibt es verschiedene Skalen, die verschiedene Schwerpunkte haben können, z.B. die Havard Group Susceptibility Scale (HGSS), die für die Untersuchung von größeren Gruppen gedacht ist, oder die Stanford Hypnotic Susceptibility Scale (SHSS), die sich mehr auf Individuen fokussiert, und wohl die verbreitetste ist. Keine dieser Skalen kann natürlich vollkommen objektiv sein, dass scheitert schon daran, dass die Hypnotisierbarkeit von Menschen von sehr vielen Faktoren abhängt, nicht zuletzt davon, ob eine Person sich zu dem Zeitpunkt des Tests auf die Hypnose einlässt. Anders als in der Populärkultur dargestellt, erfordern Hypnosetechniken ein aktives Mitwirken des Probanden. Eine hypnotische Trance kann also gegen den Willen des Hypnotisierten nicht eingeleitet werden.

Die beiden Skalen basieren im wesentlichen darauf, während der Hypnose eine Reihe von 12 standardisierten Tests durchzuführen, um dadurch vergleichbare Angaben über die Tiefe der Hypnose zu erhalten. Da es in der Natur der Hypnose liegt, dass der Proband beim erreichen der hypnotischen Trance unwillkürlich die Augen schließt (nach SHSS  und HGSS) ist dies eines der 12 zu testenden Merkmale), die Tests aber zum Teil auf verbaler Suggestion basieren, ist es sehr schwer hier mit Gehörlosen zu arbeiten, die natürlich mit geschlossenen Augen die verbale Suggestion nicht wahrnehmen können. Um dieses Problem zu umgehen, hat Repka die Skala abgewandelt, und die UTHSS:D (University of Tennessee Hypnotic Susceptibility Scale for the Deaf) entwickelt. Diese Skala orientiert sich an der Stanford Skala (SHSS), verwendet aber Videotechnik um die gesprochenen Suggestionen in Gebärdensprache (in diesem Fall American Sign Language) abzubilden. Dadurch, dass alle Suggestionen auch als Ton vorhanden waren, kann der Test auch auf hörende Personen leicht angewandt werden.

Die angewandten Test stammten alle aus dem Reportoire des SHSS, wurde aber im Einzelfall so angepasst, dass sie die Gehörlosigkeit der Probanden gerecht werden (einen gehörlosen Probanden anzusprechen, während dieser die Augen geschlossen hält, ist z.B. wenig sinnvoll). So wurden verbale Signale z.B. durch Berührungen ersetzt. Wichtig ist, dass diese Form auch bei der hörenden Kontrollgruppe zum Einsatz kam.

Repka und Nash führten zwei Experimente mit einer Gruppe von prelingual ertaubten Personen (also Menschen die ihr Gehör in einem Alter vor dem Spracherwerb verloren hatten), und einer hörenden Kontrollgruppe durchgeführt. Hierbei wurden die Probanden gebeten während der Hypnose nicht zu sprechen. Die Signale, mit denen der Hypnotiseur versucht die Hypnose einzuleiten kamen dabei von einem Videoband, dass sowohl die gebärdete, als auch die gesprochene Version des Test enthielt. Der anwesende Assistent, dessen Aufgabe es war den Probanden zu helfen die hypnotische Trance zu erreichen wusste dabei nicht, zu welcher Gruppe der Proband gehörte.

Da sich die Altersstruktur und die Zusammensetzung nach Geschlecht in den beiden Testgruppen geringfügig unterschied, war der Test so ausgelegt, dass auch der Einfluss von Alter und Geschlecht berücksichtigt wurden.

Im ersten Experiment ergab sich für die Gruppe der gehörlosen Probanden ein UTHSS:D-Score von 5.1 (wobei höhere Werte eine höhere Empfänglichkeit für Hypnose anzeige Abweichung zwischen hörenden und gehörlosen Probanden festzzustellen war, wurde beim zweiten Test, der im Rahmen dieses Experiments durchgeführt wurde, keine Abweichung gefunden. Der zweite Test basiert auf dem “Field Depth Inventory” Test, der wohl dazu dient, die  Tiefe des Hypnosezustands beim Probanden herauszufinden, wohl mit Hilfe eines Fragebogens. In der Literatur findet dieser Test immer wieder Erwähnung, ich habe aber leider nicht herausfinden können, wie er funktioniert. Wenn jemand näheres über diesen Test weiß, würde mich das sehr interessieren. Bei diesem Test konnte kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen gefunden werden.

Im zweiten Experiment ging es darum, die Ergebnisse des ersten Tests zu reproduzieren, und weitere Daten zu gewinnen, um z.B. den Einfluß anderer Faktoren (Alter, Geschlecht, usw.) aus den Ergebnissen herauszurechnen. Dazu wurden zusätzlich zu den genanneten Skalen noch die “Archaic Involvement Measure” (AIM) eingeführt, ein Test der den Einfluss der Beziehung zwischen Proband und Hypnotiseur messen soll. Nash selbst hatte in früheren Forschungen bereits die Hypothese begründet, dass persönliche Verhältnis zwischen Hypnotiseur und Proband beeinflusse die Empfänglichkeit des Probanden für Hypnose.

Desweiteren wurden mehrere Tests durchgeführt, die die Empfänglichkeit des Probanden für allgemeine Suggestionen (außerhalb der Hypnose), seine persönliche Haltung zum Phänomen der Hypnose, und seine Erwartungen an das Experiment bewertet wurden. Die Ergebnisse des zweiten Experiments ließen auch beim UTHSS:D Test keine Unterschiede mehr erkennen.

Als Fazit kann man wohl sagen, dass es keine Unterschiede zwischen hörenden und gehörlosen Probanden gibt, was die Hypnotisierbarkeit angeht.

Studentenradio in Bremen

Ich bin in der letzten Woche beim Studentenradio an der Bremer Uni eingeladen gewesen, als Interviewpartner zum Thema 27C3. Freundlicherweise haben die Macher mir erlaubt, während der ganzen Sendung dabei zu sein, und den Radiomachern mal über die Schulter zu schauen.

Das ganze lief recht fröhlich-chaotisch ab, gesendet wurde aus der Cafeteria im GW2. Merkwürdigerweise ist es zwar so, dass man zwar für die Teilnahme am Campusradio Credit-Points für sein Studium bekommen kann, die Uni es aber nicht für nötig hält, den Machern für die Livesendung einen Raum zur Verfügung zu stellen. Obwohl das sicher nicht schwer wäre, so groß ist die Raumnot an der Uni ja nun nicht.

Jan Peter Erb, der Chefredakteur bemüht sich aber wohl schon recht lange erfolglos darum. Eine der ärgerlichsten Seiteneffekte ist, dass die Sendung, die Live über das Bürgerradio von Radio-Weser.TV ausgestrahlt wird, dieses mal acht Minuten Sendeausfall produziert hat, weil der Live-Stream im GW2 nur über das campuseigene  W-LAN gestreamt werden kann, dass leider durchaus gerne mal wegbricht.

Hier ist IMHO die Uni-Leitung gefragt, den Studenten wenigstens eine Netzwerkdose zur Verfügung zu stellen.

In dem Interview ging es um den CCC, den 27C3 und verwandte Themen. Beim nochmal anhören ist mir aufgefallen, dass mein Äh-Index sehr hoch ist. Daran muss ich unbedingt noch arbeiten. Ansonsten drehen sich die Beiträge um das studentische Leben in und um die Bremer Uni. Von Wohnungssuche über GEZ bis zum Essen in der Mensa.

Alle Beiträge der Campusradiosendungen könnt ihr übrigens hier nachhören. Einen Blick auf die Playlist empfehle ich allen, die Musik jenseits des Mainstreams hören mögen. Leider darf die Musik aus rechtlichen Gründen nicht online gestellt werden. Hier wäre es schön mehr CC-Lizensiertes im Programm zu haben.

Hört auf jeden Fall mal rein, die nächste Sendung läuft am 12.1. in Bremen und umzu auf 92.5 MHz im Radio, oder im Livestream.

Benoît Mandelbrot gestorben

Am vergangenen Donnerstag verstarb der franko-amerikanische Mathematiker und Ingenieur Benoît B. Mandelbrot. 1924 in Polen geboren floh die Familie 1936 vor der Bedrohung durch die Nazis, deren Überfall auf Polen Mandelbrots Vater Szolem, ein jüdischer Texilhändler, bereits drei Jahre vor Kriegsbeginn befürchtete, nach Frankreich. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich floh die Familie ins französische Tulle, kehrte jedoch 1944 nach Paris zurück, und entging so dem Massaker von Tulle.

Nach Kriegsende machte Mandelbrot seinen Abschluss an der École Polytechnique, und ging danach in die USA um am rennomierten California Institude of Technology, wo er seinen Master in Luftfahrttechnik (Aeronautics) machte. 1949 kehrte er nach Frankreich zurück um seinen Doktor  in Mathematik an der Universität von Paris zu machen.

Bereits in den fünfziger Jahren befasste sich Mandelbrot mit fachübergreifenden Problemen, z.B. aus der Flüssigkeitsdynamik, Informatik oder Wirtschaft.

Aufmerksamkeit erregte er in Fachkreisen mit der Erkenntnis, dass die Entwicklung von Finanzmärkten nicht einer gauß’schen, sondern einer Lévy-Verteilung folgt.

1974 veröffentlichte er eine Arbeit zum Olbers-Paradoxons in deren Zusammenhang auch der von ihm geprägte Begriff fraktal einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde.

Zu seinen Hauptwerken gehört sicher das Buch Die Fraktale Geometrie der Natur (ISBN-13: 978-3764326463). Mit diesem Buch begründete Mandelbrot eine neue mathematische Disziplin, die fraktale Geometrie. Diese basiert auf der Erkenntnis, dass die euklidische Geometrie, mit ihren einfachen Grundformen ungeeignet ist, natürliche Objekte anders als nur nährungsweise zu beschreiben. So ist das Blatt eines Baumes eben nicht aus vielen kleinen Dreiecken zusammengesetzt, und eine Küstenline besteht nicht aus aneinandergefügten Geraden. Um derartige Strukturen besser beschreiben zu können, verwendete Mandelbrot neben den drei bekannten euklidischen Dimensionen nicht ganzzahlige, sog. fraktale Dimensionen, die um z.B. die Dimension einer flächenfüllenden Kurve zu beschreiben.

Ein wesentliches Prinzip fraktaler Strukturen ist die Selbstähnlichkeit, die dadurch charakterisiert ist, dass Details der dargestellten Menge immer wieder Ähnlichkeit mit der Gesamtstruktur aufweisen, obwohl sich dieselbe Teilmenge niemals wiederholt.

Das bekannteste Beispiel für Selbstähnlichkeit ist vielleicht die nach Mandelbrot benannte Mandelbrot-Menge, auch bekannt als “Apfelmännchen”. Mit dem aufkommen leistungsfähiger Computer wurde besonders die Mandelbrot-Menge einem breiten Publikum bekannt, da Ausschnitte aus der Mandelbrot-Menge mit modernen Computern leicht zu berechnen sind, und die Struktur wegen ihrer Schönheit von vielen -auch von Nicht-Mathematikern- sehr geschätzt wird.

Inzwischen haben fraktale Formen, neben der Wissenschaft, auch in der Kunst einen festen Platz gefunden.

Benoît Mandelbrot erlag am vergangenen Donnerstag, 85-jährig,  in einem Hospitz in Cambridge, Massachusetts einem Krebsleiden.

Scham

Gestern war ich mit einer Freundin unterwegs, die demnächst umziehen will. Ich habe mit ihr die neue Wohnung angesehen, und die Küche ausgemessen, damit die anzuschaffende Einrichtung nachher auch passt.

Die Wohnung ist in einem typischen Reihenhaus. Gut gepflegt, in dem kleinen, aber hübschen Garten des Hauses blühen die letzten Rosen des Jahres, Weinlaub rankt sich über dem Sitzplatz im Innenhof.

Der Vermieter ist ein Herr mittleren Alters, der uns freundlich begrüßt. Er lebt mit seiner Familie in der oberen Wohnung des Hauses, erzählt, dass er 3 Kinder hat (weshalb es manchmal ein bischen lauter sein kann, das störe doch hoffentlich nicht?), und dass er Ingenieur ist. Eine typische deutsche Mittelstandsfamilie eben, auch wenn sie einen türkisch klingenden Nachnamen hat.

Wir messen die Wohnung aus, und klären Formalien. Meine Freundin freut sich über die Wohnung. Als wir uns verabschieden fällt unser Blick auf ein kleines Bild über der Eingangstür. Es zeigt mehrere arabische Schriftzeichen in zwei leicht überlappenden goldenen Kreisen. Der Vermieter erklärt uns, dies sei ein Segenswunsch, den man in vielen arabischen Ländern, und auch in der Türkei, gern über dem Eingang aufhängt, der Spruch wünsche dem Haus und seinen Besuchern Gottes Segen. Ich fühle mich irgendwie an den extrem häßlichen Engel erinnert, den meine Nachbarn, zum selben Zweck, über ihrer Tür hängen haben. Den finde ich sogar noch eine Nummer  kitschiger als diesen Schriftzug.

Dann beeilt sich der Vermieter uns zu versicheren, dass er und seine Familie ja mit irgendwelchem Islamismus nichts zu tun hätten, und sie -obwohl sie Moslems seien- natürlich nichts von Al-Kaida und Co. halten. Ich höre ihm zu. Und ich schäme mich. Da steht dieser Mann in seinem eigenen Haus, und rechtfertigt sich bei mir, einem Fremden, für seine Religion.

Plötzlich sind Muslime in diesem Land nicht mehr Familenväter, Ingenieure, Hausbesitzer, sondern eben vor allem: Muslime. Die Debatten über “Integration” und “Kopftuchmädchen”, wie sie von Thilo Sarrazin geführt werden, setzen Menschen muslimischen Glaubens unter Druck, so sehr, dass viele glauben sich für Ihre Religion entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen. Islam = Terrorismus, lautet die Formel, die da aus den rechtskonservativen Lagern dröhnt. Für den niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders ist die bürgerliche Existenz nur Fassade, hinter der der böse Muselmann lauert, der nur darauf wartet Deutschland und Europa zu “Islamisieren”. Die Einwanderer seien nicht etwa gekommen, um sich ein besseres Leben aufzubauen, sie seien Teil einer Invasionsarmee, deren Masterplan es sei, dieses Land zu übernehmen, und die Scharia einzuführen.

Anstatt diese kruden Verschwörungstheorien als dass zu brandmarken was sie sind, krude Verschwörungstheorien eben, werden sie in Sonntagabendtalkshows breitgetreten, und in den Massenmedien weiterverbreitet. Gewiß, Geert Wilders, Thilo Sarrazin und ihre Brüder im Geiste werden nicht müde zu erklären, dass sie keine Nazis sind, und ideologisch sind sie das auch nicht, aber die Saat die sie säen trägt dieselben bitteren Früchte.

Ich habe mich bislang nie geschämt, für das Land aus dem ich komme. Jetzt gerade tue ich das.

Shut up!! Baked beans are off.

Ich mag englisches Frühstück.  Leider reicht ja meist die Zeit morgens nicht, weswegen das ein Luxus für die Wochenenden ist, aber dafür dann richtig. Ok, auf Black Pudding kann ich verzichten, dafür leihe ich mir dann die amerikanischen Pancakes mit Ahornsirup aus. Was aber auf dem Frühstückstisch auf keinen Fall fehlen darf sind Baked Beans und Sausages mit Toast.

Baked Beans kauft man, der Einfachheit halber, meistens in der Dose. Leider ist, da dieses Gericht in Deutschland ja nicht zu den Standards gehört, die Auswahl sehr begrenzt. In den Supermärkten in meiner Umgebung gibt es jedenfalls nur drei Sorten: Die Hausmarke des Händlers, die Bohnen der Marke Erasco und die der Herstellers Heinz. Da ich die Tomatensauce bei den Erasco-Bohnen nicht mag, habe ich bislang immer die von Heinz gekauft. Bis ich letzte Woche in dem REWE-Markt um die Ecke feststellen musste, dass das Regal, in dem die Heinz-Produkte sonst stehen leer war. Stattdessen fand ich folgenden Hinweis:

Hinweis an Kunden im REWE-Markt

Ich bin einigermaßen verärgert darüber. Bitte, dann macht das Produkt teurer, wenn es denn sein muss (wir reden ihr über eine Dose Bohnen, die immer 99 Cent gekostet hat, wenn sie jetzt 1,20€ kosten soll, so what?), aber bitte überlasst mir, dem Kunden, die Entscheidung, ob ich das Produkt kaufen will, oder nicht.

Man könnte natürlich einfach woanders kaufen, wenn es denn eine Alternative gäbe. Die traurige Tatsache ist aber, dass es in meinem Stadtteil, dank der “Marktbereinigung” der letzten Jahre, nur noch zwei Supermärkte gibt, die nicht zur REWE-Handelsgruppe gehören. Einer davon ist ein ALDI, und der hatte noch nie gebackene Bohnen im Sortiment.

Wenn ich also nicht erst ein paar Kilometer fahren will, um einzukaufen (oder dies aus irgendwelchen Gründen nicht kann; ich denke da an meine hochbetagten Nachbarn), muss ich bei REWE einkaufen.

Das alles zusammen lässt mich befürchten, dass es hier REWE weniger um die behauptete Zufriedenheit der eigenen Kunden geht, als darum, den Preis beim Einkäufer noch ein Stückchen weiter zu drücken. Will der Lieferant nämlich weiter in meiner Gegend Absatz finden, muss er mit REWE zusammenarbeiten, andere Abnehmer gibt es ja kaum. Daher wird so Druck aufgebaut, der natürlich steigt, je mehr die Kunden die Produkte nachfragen. Zu leiden haben darunter die Lieferanten, die Mitarbeiter der REWE-Märkte, die sich das Gemecker der Kunden anhören müssen, und natürlich die Kunden, die sich vom Händler vorschreiben lassen müssen, was sie kaufen sollen.

Ich werde die Bohnen wohl in Zukunft bei Amazon bestellen müssen. Dort gibt es ein Sechserpack. Konserven sind ja zum Glück haltbar.

Aber doch bitte keine Science-Fiction

Boing-Boing hat mal wieder etwas lustiges ausgegraben: In England wurde ein Autoren-Preis für Nachwuchsautoren ausgelobt. Um das Werk von H.G. Wells zu ehren, waren Nachwuchsautoren aufgefordert ihre Kurzgeschichten an den ehemaligen BBC-Reporter Reg Turnhill zu schicken. Der heute 94-jährige Turnhill hatte als junger Mann H.G. Wells persönlich getroffen und für’s Radio interviewt.

Nachdem im letzten Jahr sehr viele Science-Fiction Beiträge eingegangen waren, hatte Turnhill es in diesem Jahr zur  Bedingung gemacht, dass alle Texte handgeschrieben sein müssten, und keine Science-Fiction angenommen würden:

“I wanted people to write the stories by hand as a condition of entry to address the low standard of literacy and handwriting these days.”

Und weiter:

“I also wanted the stories to reflect life in 2010 so they would interest readers in 2110, in the way that Wells’ stories do.
My aim in offering the £1,000 prize was to get people to mimic what Wells did in the 1900s.”

Zusammengefasst also: Das Schreiben mit Maschinen ist ein ein Zeichen für Analphabetismus, und um Wells zu ehren sollte man keine Science-Fiction schreiben, sondern lieber so wie, nun ja, Wells.

Da stellt sich mir die Frage ob der gute Mr. Turnhill mit den Werken von H.G. Wells wirklich vertraut ist?

Überraschend war die Anzahl der eingegangenen Beiträge dann auch nicht mehr: Kein einziger.

Viral Marketing for Good

Seit einigen Tagen geistert dieses Video immer wieder durchs Netz.

Es handelt sich dabei, wie Netzpolitik schreibt, um einen Lobbyfilm der fiktiven Firma Blackwell Briggs der wohl Teil einer viralen Marketing Kampange ist. Allerdings handelt es sich auch nicht um einen Werbefilm der Firma Nokia. Schaut man sich die Seite der Macher der Kampange Conspiracy For Good an, stößt man bald auf den Namen Tim Kring. Kring ist Drehbuchautor und Produzent, und zeichnet unter anderem für die erfolgreiche TV-Serie Heroes verantwortlich. Tatsächlich ist Conpiracy for good Teil eines neuen Projektes von Kring, der eine Art interaktives Geschichtenerzählen etablieren will, bei dem der Fortgang der Geschichte in verschiedenen Medien abläuft, und der Nutzer -ähnlich wie bei einem Rollenspiel- Teil der erzählerischen Handlung ist. Wie interaktiv das Ganze dann wirklich wird, bleibt abzuwarten.

Kring erklärt seine Ideen in diesem Interview:

Da die Conspiracy for Good Kampange, technisch von Nokia ausgestattet wurde, ist die Erwähnung des Unternehmens nicht überraschend.

Viele Firmen unterstützen in den USA, wo Product-Placement nicht verboten ist, TV- und Filmproduktionen, wenn im Gegenzug ihre Produkte in den Filmen und Serien gezeigt werden.