Artikel-Schlagworte: „Internetsperren“

SPD und das DNS-Server Problem

Freitag, 7. August 2009

In seinem Blog weist Christoph Hochstätter darauf hin, dass es eben doch keinen zensurfreien DNS Server bei der SPD gäbe.

Tatsächlich ergeben seine Recherchen, dass der Server einen Forwarder benutzt, den man so nicht sieht. Dies ist aber ein Umstand, den ich nicht testen konnte, weil ich leider keinen Zugriff auf die Logs eines autorativen DNS habe.

Obwohl der DNS Server offen ist -was ja laut Herrn Fischer so böse sein soll- ist er daher vermutlich nicht geeignet, die Zensur zu umgehen, weil der Forwarder falsche Antworten geben wird. Schade, dadurch ist die Sache natürlich nicht mehr ganz so lustig.

Christoph schrieb hierzu in den Kommentaren sehr passend:

Ist ja auch ziemlich komplex das Thema. Zum Glück zu komplex, dass die Provider es beherrschen würden.

Ob der offene Server der SPD nun wirklich auf die Zensur läuft, oder nicht, werden wir erst sehen, wenn die ersten Sperrlisten geleakt werden.

Falls der SPD Server solange lebt, da er in die ganze Welt rausposaunt, dass er nicht gegen die DDoS -Attacke, die Dan Kaminsky beschreibt, gesichert ist.

Update: Christoph Hochstätter hat eine weitere amüsante Entdeckung gemacht: Probiert mal “host -a -l spd.de dns2.spd.de” aus (siehe Kommentar).

Der Dank der Kinderschänder

Mittwoch, 5. August 2009

Update: SPD-DNS Server benutzt einen Forwarder

Mit der neuen gesetzlichen Regelung bekämpfen wir nicht nur die
Verbreitung kinderpornografischer Inhalte im Internet, sondern
schützen zugleich Internetnutzer, sichern rechtsstaatliche Grundsätze und
ermöglichen ein transparentes Verfahren. Sie hingegen haben für sich
die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit sie sich weiterhin
unbeschränkt, wenn Sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung
von Kindern betrachten können und dies auch im Bekanntenkreis weiter
empfohlen. Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.
Hingegen die Pädophilen, die um ihre Neigung wissen und diese
bekämpfen, danken uns, da sie nun nicht mehr Gefahr laufen, versehentlich auf
entsprechende Seiten zu stoßen.

Mit diesen markigen Worten erläuterte Eckhardt Fischer, Wirtschaftsreferent der SPD, die Anti-Kinderpornographie-Strategie der SPD, in einer Antwort an den Heise-User TurboTux, nachdem dieser angekündigt hatte, einen eigenen DNS-Server betreiben zu wollen, um die geplanten Netzsperren zu umgehen.

Zusammengefasst läßt sich die Position der SPD wie folgt beschreiben: TurboTux ist ein ganz schlimmer Finger, denn er unterstützt ja absichtlich die Kinderschänder, die ihm für die weiterhin verfügbare Zugriffsmöglichkeit auf Bilder und Filme von Kindesmißbrauch danken werden.

Wer einen DNS-Server betreibt, so die SPD-Line hier, nimmt billigend in Kauf, dass weitere Kinder misbraucht werden, und unterstützt damit aktiv Kindesmishandlungen. Eben so wie TurboTux.

Oder so wie die SPD.

Fragt man bei der DENIC nach,  so findet man zunächst heraus, dass sich die SPD ihre Webpräsenz bei der Firma “Hostmaster Office Consult GmbH” hosten läßt. Im Handelsregister habe ich die nicht gefunden, aber da die in Berlin im SPD-Gebäude in der Stresemannstraße sitzen, ist anzunehmen, dass diese Firma eine parteieigene GmbH ist, an die die SPD interne Aufträge vergibt. Machen alle anderen Parteien  ja auch so. Registrar der Domain ist Vodafone/Arcor.

Sucht man mit dig nach spd.de, erhält man -ganz schnöde- den DNS Eintrag für spd.de

$ dig spd.de

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> spd.de
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 8364
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 4, ADDITIONAL: 3

;; QUESTION SECTION:
;spd.de.                IN    A

;; ANSWER SECTION:
spd.de.            1800    IN    A    194.145.124.51

;; AUTHORITY SECTION:
spd.de.            38400    IN    NS    ns3.arcor-ip.de.
spd.de.            38400    IN    NS    dns2.spd.de.
spd.de.            38400    IN    NS    ns1.arcor-ip.de.
spd.de.            38400    IN    NS    ns2.arcor-ip.de.

;; ADDITIONAL SECTION:
ns1.arcor-ip.de.    11578    IN    A    145.253.2.19
ns2.arcor-ip.de.    11577    IN    A    145.253.2.80
ns3.arcor-ip.de.    11578    IN    A    145.253.3.171

;; Query time: 47 msec
;; SERVER: 192.168.123.254#53(192.168.123.254)
;; WHEN: Wed Aug  5 21:49:46 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 170

Nanu, was ist das?

spd.de.            38400    IN    NS    dns2.spd.de.

Herr Fischer, Ihre Partei wird doch nicht etwa einen eigenen Nameserver betreiben? Sie haben TurboTux doch gerade noch gescholten, weil das Kinderschänder unterstüzt. Naja, vielleicht ist das ja nur ein Aliasname.

$ nslookup dns2.spd.de

Server:        192.168.123.254
Address:    192.168.123.254#53

Non-authoritative answer:
Name:    dns2.spd.de
Address: 195.50.146.131

Nö, kein Alias. RIPE sagt mir, die Adresse gehört zum Netzwerk der SPD.

$whois 195.50.146.131

[snip]

inetnum:        195.50.146.0 - 195.50.146.255
netname:        SPDINET-NET
descr:          Sozialdemokratische Partei Deutschland
descr:          Wilhelmstr 141
descr:          10963 Berlin
country:        DE
admin-c:        FH1138-RIPE
tech-c:         ANOC1-RIPE
status:         ASSIGNED PA
mnt-by:         ARCOR-MNT
source:         RIPE # Filtered
[snip]

Nein, das ist definitiv kein ACROR-eigener Server, den betreibt die SPD in ihrem eigenen Netz. Der Server ist anscheinend autorativ für alle Domänen in diesem Netz, bestimmt aber für spd.de und wahlkampf09.de, das habe ich nachgesehen. Naja, die eigenen Domänen bedienen soll ja auch ein Server, der nur für das Intranet dient. Probieren wir es doch mal mit der Konkurrenz:

$ dig @195.50.146.131 cdu.de

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> @195.50.146.131 cdu.de
; (1 server found)
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 43860
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 6, ADDITIONAL: 0

;; QUESTION SECTION:
;cdu.de.                IN    A

;; ANSWER SECTION:
cdu.de.            7200    IN    A    193.219.105.10

;; AUTHORITY SECTION:
de.            983    IN    NS    C.DE.NET.
de.            983    IN    NS    F.NIC.de.
de.            983    IN    NS    L.DE.NET.
de.            983    IN    NS    S.DE.NET.
de.            983    IN    NS    Z.NIC.de.
de.            983    IN    NS    A.NIC.de.

;; Query time: 18 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug  5 22:46:36 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 146

Na Herr Fischer, nun erzählen sie aber nicht, daß ihr DNS-Server auch die Domänen des politischen Gegners verwaltet. Der Server ist auch kein Cache, die AUTHORITY SECTION verweist auf die DNS-Rootserver.

Löst der Server etwa auch die “bösen” Seiten auf?

$ dig @195.50.146.131 wikileaks.de

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> @195.50.146.131 wikileaks.de
; (1 server found)
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 41775
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 6, ADDITIONAL: 0

;; QUESTION SECTION:
;wikileaks.de.            IN    A

;; ANSWER SECTION:
wikileaks.de.        22630    IN    A    88.80.13.160

;; AUTHORITY SECTION:
de.            814    IN    NS    Z.NIC.de.
de.            814    IN    NS    A.NIC.de.
de.            814    IN    NS    C.DE.NET.
de.            814    IN    NS    F.NIC.de.
de.            814    IN    NS    L.DE.NET.
de.            814    IN    NS    S.DE.NET.

;; Query time: 18 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug  5 22:49:26 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 152

Jepp. Klappt.

$ dig @195.50.146.131 youporn.com

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> @195.50.146.131 youporn.com
; (1 server found)
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 38579
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 2, AUTHORITY: 3, ADDITIONAL: 5

;; QUESTION SECTION:
;youporn.com.            IN    A

;; ANSWER SECTION:
youporn.com.        54    IN    A    74.86.111.8
youporn.com.        54    IN    A    74.86.111.11

;; AUTHORITY SECTION:
youporn.com.        23949    IN    NS    ns1.youporn.com.
youporn.com.        23949    IN    NS    ns1.softlayer.com.
youporn.com.        23949    IN    NS    ns2.softlayer.com.

;; ADDITIONAL SECTION:
ns1.youporn.com.    8981    IN    A    74.86.202.26
ns1.softlayer.com.    10146    IN    A    67.228.254.4
ns1.softlayer.com.    10146    IN    AAAA    2607:f0d0:0:f:1::1
ns2.softlayer.com.    10146    IN    A    67.228.255.5
ns2.softlayer.com.    10146    IN    AAAA    2607:f0d0:0:f:2::1

;; Query time: 20 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug  5 22:52:00 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 229

Klappt auch! War wohl nix, mit Schmutz raus aus dem Netz.

Also Herr Fischer, nun bin ich ehrlich entsetzt, da werfen Sie Herrn TurboTux vor, die Kinderschänder dieser Welt zu erfreuen, und was macht ihre Partei? Genau dasselbe.

Ihre Partei hat  für sich die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit  sich Mitglieder und Mitarbeiter weiterhin unbeschränkt, wenn sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung von Kindern betrachten können, und ermöglicht beliebigen Dritten  den Zugang dazu.  Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.

Update: SPD-DNS Server benutzt einen Forwarder

“Auf diesem Tisch liegt ein Gewehr”

Sonntag, 26. Juli 2009

Es gibt eine Gruppe von Menschen, die man als die größte Bedrohung des 21. Jahrhunderts sehen muss. Sie sind hoch organisiert und gefährlich. Ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts. Sie eint, das sie alle Soziopathen sind, die nicht unterscheiden können, zwischen der Realität und ihren eigenen Wahnvorstellungen. Gesetzte und Recht kümmern sie nicht. Diese Menschen werden “die Internetgemeinde” genannt.

So ähnlich liest sich der aktuelle Kommentar des bremer Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Mathias Güldner, in der Welt. Da heißt es

Die Tatsache, dass diese Community viel Zeit in virtuellen Räumen verbringt, spielt dabei eine große Rolle. Wer Ego-Shooter für Unterhaltung, Facebook für reales Leben, wer Twitter für reale Politik hält, scheint davon auszugehen, dass Gewalt keine Opfer in der Realwelt fordert. Anders kann die ignorante Argumentation gegen die Internetsperren gar nicht erklärt werden.

Die  eigentlichen Argumentation der Sperrgegner, nämlich das zum Beispiel die geplante Umsetzung wichtige rechtsstaatliche Prinzipien wie die Gewaltenteilung einfach aushebelt, ist ihm nicht einmal eine Erwähnung wert.

Vielmehr wird suhlt sich Herr Güldner in seinen eigenen, aus der Fortschrittsskepsis früherer Zeiten geborenen, Vorurteilen. Computer sind Teufelszeug, diejenigen, die sie Entwickeln, des Teufels Advokaten. Dass die Generation, die er hier mit so deutlichen Worten dämonisiert, eben jene ist, die zu großen Teilen grün wählt, kommt ihm wohl nicht in den Sinn. Vielleicht will er aber ja auch die Stimmen der “Bösen” nicht.

Nachdem die Grünen eine der wenigen Parteien waren, die zum Thema Internetsperren eine halbwegs sachliche innerparteiliche Debatte geführt hat, sind diese Aussagen nun nicht gerade geeignet, die Partei voranzubringen.

Es ist nicht so sehr die Tatsache, dass Herr Güldner für die Internetsperren ist -eine breite Meinungsvielfalt in den eigenen Reihen zu ertragen, kennt man von den Grünen, und nicht gerade wenige geben dieser Partei gerade deshalb ihre Stimme, es ist vielmehr die Art und Weise wie er seine Meinung kundtut. Derlei Beschimpfungen ist man eher von der CDU gewohnt, und deren Stammwählerschaft ist vermutlich so alt, dass sie Laubbäume für neumodisches Zeug hält, von den Ausfällen angegriffen fühlen sich die nicht.

Die eigenen Wähler zu beleidigen, das hat sich die CDU bislang noch nicht getraut. Entsprechend erhält Güldner auch reichlich Gegenwind von seinen Parteikollegen.

Ich musste unwillkürlich an eines Sketch aus der Now Show denken:

“Meine Herren, auf diesem Tisch liegt ein Gewehr. Ich schlage vor, dass wir uns mit diesem jetzt selber in den Fuß schießen. Einverstanden?” *BANG*

Zwischen Realität und Marketing

Mittwoch, 22. Juli 2009

Sperren sie nun, oder sperren sie nicht? Ein bremer Blogger der selbst Content-Provider ist, wollte es genau wissen, und hat nachgefragt. Die Antworten hat er zu Protokoll gegeben, und gibt für die Echtheit der Aussagen eine eidesstattliche Versicherung ab.

Demnach hat Arcor/Vodafone bestätigt an der Umsetzung zu arbeiten, und auch bereits seit April Seiten, von denen bekannt sei, daß sie Kinderporno enthalten, sperren würde. Damit würde Arcor/Vodafone den Vertrag, den sie im April mit der Bundesregierung geschlossen haben tatsächlich umsetzen.

Die Telekom geht, nach Aussagen ihrer Kundenberater noch einen Schritt weiter: Es würden nur einzelne Seiten, nicht aber ganze Server gesperrt (das bezieht sich wohl auf die DNS-Manipulation, statt des Blockens ganzer IPs. Auch würden Suchergebnisse gefiltert. Dazu jedoch müsste eine Deep Packet Inspection durchgeführt werden, die im Gesetz gar nicht vorgesehen ist, und möglicherweise sogar illegal wäre, hieße das doch die gesamte Kommunikation aller Kunden in Echtzeit zu überwachen. Nichts desto trotz blieb der Telekom Mitarbeiter bei seiner Darstellung.

Demgegeüber hat das Bundeskriminalamt, ebenfalls an Eidesstatt, erklärt überhaupt noch keine Sperrlisten zu versenden. Die beiden Provider haben sich denn auch bemüht, nachdem die Sache publik geworden war, die Aussagen zurückzuziehen, und zu dementieren, dass man bereits sperre.

Wie kann es zu solch einer Diskrepanz kommen? Welche Aussage ist nun richtig? Nun ich denke, beide Aussagen sind richtig, und gleichzeitig falsch.

Ich vermute, hier hat die PR-Abteilung der betroffenen Unternehmen einen Bock geschossen: In der -unter Sperrbefürwortern durch aus üblichen- Annahme, die Mehrheit der Bevölkerung begrüße die Sperren, hat man an die Mitarbeiter die Anweisung ausgegeben, zu behaupten -etwas unverbindlich natürlich- an den Sperren werde gearbeitet, und selbstverständlich würde man den Vertrag vom April dort wo man von dokumentiertem Kindesmisbrauch wisse, bereits umsetzen. Dies soll dem Kunden das positive Gefühl geben, es werde aktiv etwas gegen Kindesmisbrauch getan, und als braver Bürger sei man in guten Händen. Was die Marketingleute vermutlich nicht bedacht haben, ist das viele Kunden von dieser Art der Fürsorge nicht so begeistert sind. Ich vermute bei denen, die so über das Thema informiert sind, das sie bei ihrem Provider nachfragen, sind die Befürworter von Sperren eher in der Minderheit.

Im Falle des Mitarbeiters der Telekom kommt dazu, daß dieser möglicherweise nicht genau wußte, wie die Sperren eigentlich funktionieren, und sich, vielleicht duch die präzisen Nachfragen in die Ecke gedrängt, etwas zusammenfantasiert hat.

Für die PR-Abteilung ist die Veröffentlichung der Gesprächsprotokolle durch die Sperrgegner natürlich ein Desaster: Im Kontext der Sperrkritik  läßt sich der Eindruck eines menschenfreundlichen Unternehmens, dass brav seine staatsbürgerlichen Pflichten erfüllt, nicht mehr aufrechterhalten. Vielmehr steht die Befürchtung im Raum das ganze könnte so aufgefasst werden, als sei man willfähriger Erfüllungsgehilfe eines ausser Rand und Band geratenen Präventionsstaats. Dass die Unternehmen sich dann von den eigenen Aussagen distanzieren ist natürlich verständlich, besonders angesichts der immer noch anhaltenden Debatte über die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes möchte niemand gerne in den Ruch vorauseilenden Gehorsams geraten.

Die tatsächliche technische Umsetzung hat, meiner Meinung nach, mit keiner der beiden Aussagen etwas zu tun. Die Untenehmen haben immerhin noch  Zeit die Sache zu implementieren bis das Gesetz in KRaft tritt, und jeder vernünftige Admin wird diese Zeit nutzen, um alles ausführlich zu testen. Immerhin wird bei der Manipulation des DNS quasi am Rückgrat des Internet herumgebastelt. Wenn da bei einem Unternehmen beim Einschalten der Sperren die DNS-Infrastruktur zusammenklappte, wäre das ein Debakel gegen das das aktuelle Geplänkel Kindergarten ist. Deswegen glaube ich, die Unternehmen werden, anstatt Schnellschüsse zu produzieren, die Zeit nutzen um die Sperren wenigstens so ordentlich zu implementieren, dass ihre Infrastuktur nicht gefährder ist. Doof sind die ja auch nicht.

Wahrscheinlich verdrehen die Techniker heimlich die Augen über die Aussendarstellung ihres Unternehmens.

SPD hört den Schuß immer noch nicht

Mittwoch, 15. Juli 2009

Eigentlich wollte ich dem Wirtschaftsreferenten der SPD, Eckhard Fischer, einen offenen Brief per E-Mail zukommen lassen. Aber leider musste ich feststellen, dass es nicht ganz einfach ist, Herrn Fischer überhaupt zu erreichen.  Der Herr, der sich bei Heise so eloquent über “die Internetgemeinde” äußert, hat nicht mal eine Präsenz auf seiner Parteihomepage, und ist Online praktisch nicht zu finden. Das spricht nicht dafür, dass er erhebliche Kenntnis über das Internet und seine Nutzer hat.

Nicht ganz unberechtigt, beklagt Fischer sich gegenüber Heise, dass ein Nutzer, der unter dem Pseudonym TurboTux auftritt, Fischers Kollegin Ute Berg als “Verräterin” und “Zicke” beschimpft habe. Das ist soweit richtig, dass dies nicht unbedingt dem Diskussionsstil entspricht, dem man folgen sollte. Wer unsachlich wird macht sich nicht gerade glaubwürdiger. Zudem glaube ich, dass es sinnvoll ist einen gewissen Mindeststandard beim zwischenmenschlichen Umgang zu pflegen.  Dazu gehört sicher auch, dass man sich auch dann noch höflich verhält, wenn andere das nicht tun.

Was Fischer allerdings zunächst verschweigt, ist ein Antwortschreiben, dass sein Referat auf einen offenen Brief von TurboTux, in dem dieser ankündigte einen eigenen DNS Server betreiben zu wollen, mit folgendem Wortlaut antwortete:

Mit der neuen gesetzlichen Regelung bekämpfen wir nicht nur die
Verbreitung kinderpornografischer Inhalte im Internet, sondern
schützen zugleich Internetnutzer, sichern rechtsstaatliche Grundsätze und
ermöglichen ein transparentes Verfahren. Sie hingegen haben für sich
die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit sie sich weiterhin
unbeschränkt, wenn Sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung
von Kindern betrachten können und dies auch im Bekanntenkreis weiter
empfohlen. Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.
Hingegen die Pädophilen, die um ihre Neigung wissen und diese
bekämpfen, danken uns, da sie nun nicht mehr Gefahr laufen, versehentlich auf
entsprechende Seiten zu stoßen.

Das ist schon ziemlich starker Tobak, was die SPD da rauslässt, und kann getrosst in eine Reihe gestellt werden, mit den Äußerungen einer Ursula von der Leyen.  Laut Herrn Fischer, von der SPD-Fraktion ist also nun jeder, der einen eigenen DNS-Server betreibt, ein Kinderschänder. Daran, diesen Vorwurfs direkt zu erheben, schrammt das Antwortschreiben nur knapp vorbei, die Intention ist aber klar: Wer eigene Dienste betreibt, die benutzt werden könnten, wenn jemand sich Bilder von dokumentiertem Kindesmisbrauch beschaffen möchte, tut dies nur aus dem Grund, sich ebensolche selber beschaffen zu wollen.

Interessanterweise zeigt sich Fischer in seinem Statement “ernüchtert” über den Dialog mit der “Internetgemeinde”. Da muss man sich schon die Frage stellen, in welchem Elfenbeinturm Herr Fischer sich aufhält: Zuerst beschimpft er die “Netzgemeinde” aufsd übelste, und wundert sich dann, dass die soeben beschimpften nicht mehr mit ihm reden wollen. So wird das jedenfalls nichts mehr damit, die jungen Wählerschichten anzusprechen.

Peinlichkeiten gestrichen, aber Datenschutz ist noch immer Täterschutz

Samstag, 27. Juni 2009

Die CDU hat ihr verändertes Wahlprogramm vorgestellt. Was Internetpolitik angeht hat sich eigentlich nichts geändert, außer das man den Verweis auf die französische “Three-Strikes”-Regelung erstmal gestrichen hat.  Die umstrittene Passage in dem Entwurf lautete:

“Wir möchten nach britischem und französischem Vorbild Rechtsverletzungen effektiv unterbinden, indem die Vermittler von Internetzugängen Rechtsverletzer verwarnen und nötigenfalls ihre Zugänge sperren”

Diese Passage hat die CDU nun aus ihrem Wahlprogramm gestrichen. Monika Krogmann, parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, begründete das damit, es sei “falsch und nicht machbar, im Internet unliebsame Inhalte durch Sperren oder das Kappen von Verbindungen zu unterdrücken”. Hat also die CDU/CSU plötzlich gemerkt, daß es nicht in Ordnung ist, in einem Rechtsstaat einfach hoheitliche Aufgaben in die Hände einer privaten Lobbyorganisation zu legen?

Oder hat der Rückzieher eher damit zu tun, das sich die Verfechter derartigen Unfugs vor kurzem vor dem französischen Verfassungsgericht eine blutige Nase geholt haben? Der Rest des Entwurfs spricht jedenfalls deutlich dafür, dass man hier bloß eine Peinlichkeit verschleiern will, hatte man doch Tage nach dem französischen “HADOPI” Urteil noch explizit auf das französische Gesetz Bezug genommen. Jetzt will das natürlich bei der Union keiner mehr wissen, frei nach dem “Übervater” der Partei, Konrad Adenauer: “Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?”

Nun ja, daß die Union gut im Verdrängen ist, wissen wir ja spätestens seit letzter Woche.

Natürlich ändert sich ansonsten wenig. Das Internet darf weiterhin kein “rechtsfreier Raum” sein. Auch die, ebenso hohle, Phrase “Datenschutz darf kein Täterschutz sein” findet sich unverändert im Programm.

Dieser blühende Unsinn, erinnert mich an eine Episode vor dem BCC beim 24C3. Dort stand an der Ampel vorm Alexa ein älterer Herr, schätzungsweise mitte-ende siebzig, und schwang, als wir auf dem Rückweg von einer Kundgebung waren, seinen Stock hinteruns her und rief: “Ihr nehmt doch alle Drogen!”. Dieser Herr ist vermutlich die Zielgruppe dieses Wahlkampfes.

“Killerspiele” sperren!

Freitag, 19. Juni 2009

Der Beschluß des Bundestages das “Gesetz zur Bekämpfung von Kinderpornographie im Internet” war gerade einmal einige Stunden alt, da kam Thomas Strobl (CDU) bereits mit der ersten Fordrung nach Ausweitungen. Neu ist das nicht, hatte er ähnliches doch im Vorfeld schon verlauten lassen. Ganz klar ist mir nicht, was er damit meint, wenn er eine “Sperrung von Killerspielen” fordert, wie im Kölner Stadtanzeiger nachzulesen ist.

Gemeinhin ist unter dem Stichwort “Killerspiel” von Spielen wie “CounterStrike” oder DOOM 3 die Rede. Bei diesen Spielen handelt es sich um eigenständige Programme, DOOM und auch Spiele wie “Grand Theft Auto” , sind gar keine Online-Spiele. Sie werden nicht über ein Netzwerk gespielt, es gibt folglich nichts zu sperren. Auch CounterStrike Spieler spielen meist in LANs oder über Dedicated Server, die privat betrieben werden, und nur Mitgliedern des eigenen Clans zugänglich sind. Nur: Zu sperren gibt es auch hier nichts.

Es gibt also zwei Möglichkeiten:

1. Herr Stobl hat so wenig Ahnung von Computertechnik, daß er den Unterschied zwischen einem Spielprogramm und einem Webserver nicht kennt.

2. Herr Strobl meint in Wirklichkeit, daß er alle Webseiten sperren möchte, die sich in irgendeiner Weise mit “Killerspielen” beschäftigen; also Clanhomepages ebenso wie Spieletests, oder politische Blogs, die sich kritisch mit der Thematik auseinandersetzen.

In Anlehnung an Josef Joffe unterstelle ich zu Herrn Strobls Gunsten mal Ersteres.

Versuche nie durch Konspiration zu erklären, was auf Chaos oder Inkompetenz zurückgeführt werden muss.

Der letzte Tag

Freitag, 19. Juni 2009

Anke Gröner hat in ihrem Blog einen Kommentar zu den Internetsperren geschrieben, der mir gerade aus dem Herzen spricht.

Heute wird der letzte Tag sein, an dem ich an die freiheitliche Grundordnung, mit der ich aufgewachsen bin, glauben kann. Und es gibt weniges, was mich so sehr erschreckt wie dieser Gedanke.

Das  spiegelt sicher die Gedanken und Gefühle der gesamten “Online-Generation” wieder. Meine auf jeden Fall.