Mit ‘Zensur’ getaggte Artikel

Im Bett mit RTL II

In seinem jüngsten Kommentar zu der Sendung Tartort Internet-Schützt endlich unsere Kinder!, die in den vergangenem zwei Wochen bei RTL II zu sehen war, fragt Heinrich Wefing in der Zeit, ob es denn eine angemessene Sprache gäbe, um mit dem Thema Kindesmissbrauch im Netz umzugehen. Die Antwort darauf gibt er gleich selber:

Nach den Erfahrungen der letzten Jahre müsste man meinen: Nein. Wer immer eine solche Sprache versucht hat, deutlich und hörbar, der ist sofort unter Verdacht gestellt worden. Dem schlug der Vorwurf entgegen, vor allem auf persönliche Profilierung aus zu sein, den Kitzel des Widerwärtigen zu instrumentalisieren. So ist es der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen ergangen, als sie digitale Sperren gegen die Verbreitung von Kinderporno-Seiten im Internet forderte und damit einen hasserfüllten Widerspruch auslöste, eine gigantische Protestwelle, wie es sie gegen das Geschäft mit dem Missbrauch von Kindern im Netz noch nie gegeben hat.

Nun frage ich mich, ab wann Herr Wefing eine Äußerung zu diesem Thema als “hasserfüllt” ansieht. Schließlich ist es Frau von der Leyen gewesen, die mit falschen Zahlen argumentiert hat, gar einen kleinen diplomatischen Zwischenfall auslöste, als sie behauptete in Indien sei die Verbreitung und Herstellung von kinderpornographischem Material legal. Natürlich gab es, wie immer im Netz, ein paar Trolle, die sich groß rausbringen wollten, und die üblichen Flames losgelassen haben. Die Anti-Zensur-Bewegung, die sich schnell im Netz gebildet hatte, besteht jedoch vor allem aus Leuten, die zum einen das Sperren von Internetseiten für ein ungeeignetes Mittel halten, Kindesmissbrauch zu bekämpfen, und zum anderen einen Missbrauch der dafür aufzubauenden Infrastruktur befürchten. Unsachlich wurde die Debatte erst, als die Sperrbefürworter den Kritikern unterstellten, sie seien selbst persönlich an Bildern von Kindesmissbrauch interessiert. Die Standardformel lautete damals: “Es gibt kein Grundrecht auf Kinderpornos!”

Dass das nie jemand behauptet hatte zählte schon damals nicht. Der Zweck heiligt eben die Mittel. Im Bezug auf Frau zu Guttenberg und ihre Sendung bei RTL II scheint, zumindest wenn es nach Wefing geht, dasselbe zu gelten:

Ja, es gibt schnelle, aktionistische Schnitte in Tatort Internet, ja, es gibt emotionale Musik und eine ziemlich aufgedrehte Reporterin, die die potenziellen Kinderschänder zu stellen versucht (ohne ihre Identität preiszugeben) – aber es gibt eben auch Interviews mit Lehrern, Psychologen, mit Kriminologen, mit Fahndern, die ebenso gut in jedem öffentlich-rechtlichen Sender laufen könnten. Verbietet es sich aber automatisch, Emotion und Information miteinander zu verbinden, um Aufmerksamkeit zu erzeugen?

Als Journalist sollte Herr Wefing diese Frage eigentlich mit einem klaren “Ja” beantworten, tut er aber nicht. Stattdessen vertritt er die Ansicht, dass es anders nicht ginge (nicht ohne noch die Piratenpartei ins Gespräch zu bringen). Natürlich kann man es gut finden, wenn eine Ministergattin ihr Gesicht für eine an sich so ehrenwerte Sache wie den Kinderschutz hergibt. Ob es der Sache allerdings nutzt, wenn diese sich dann mit dem Blut- und Tittensender RTL II gemein macht, darf durchaus bezweifelt werden.

Zumal die Sendung eben nicht von Interviews mit Lehrern, Psychologen und Kriminologen lebt, sondern von der gnadenlosen Bloßstellung der vermeintlichen Täter. Dass dabei die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen mit Füßen getreten werden, und ein Fernsehsender sich anmaßt die Rolle von Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichten gleichermaßen zu übernehmen, wird dadurch nicht besser, dass die Tat, die die vorgeführten Männer möglicherweise planten, diese dann zu verachtenswerten Individuen macht.

Die von Wefing als Rechtfertigung vorgebrachte Anonymisierung war wohl auch nur mehr ein Feigenblatt, einer der in der Sendung Vorgeführten wurde bereits während die Sendung noch lief, über Twitter und auf der Online-Plattform krautchan enttarnt. Selbst wenn Heinrich Wefing der Meinung wäre, das geschehe der Person schon ganz recht, was, wenn der Mob bei krautchan sich irrt, und den Falschen enttarnt? Fällt das dann unter “Collateral Damages”?

Ist die Sendung nun wenigstens ein Mittel, um an die Täter heranzukommen, wie Frau zu Guttenberg in der Sendung behauptet? Auch das ist mehr als fraglich, dürfte die Mehrheit der in der Sendung gezeigten Personen gar keine Straftat begangen haben: Das verabreden sexueller Handlungen mit realen Kindern ist nach §176  StGB, anders als in der Sendung behauptet, bereits strafbar. Bei der Verabredung mit vermeintlichen Kindern (also Personen die nur behaupten Kinder zu sein), gilt dies jedoch nicht. Ob in diesem Zusammenhang ein untauglicher Versuch vorliegt, müssen wohl Gerichte klären.

Wefing endet seinen Kommentar mit der impliziten Behauptung, dass die Kritiker der Sendung lieber auf die Persönlichkeitsrechte der vermeintlichen Täter pochen würden, als an Lösungen für die Frage, wie man gegen Kindesmissbrauch vorgeht, zu arbeiten. Das entzieht, ähnlich wie der Vorwurf, den Kritikern ginge es darum, selber ungestört Kinderpornographie konsumieren zu dürfen, einer sachlichen Debatte jede Grundlage.

Wenn man, wie Heinrich Wefing es tut, die Forderung nach einer Sprache aufstellt, in der man das Thema Kindesmissbrauch sachlich diskutieren kann, dann sollte man vielleicht bei sich selber anfangen zu suchen, und erst einmal emotional abrüsten. So sehr das Thema jedem einzelnen an die Nieren geht: Wohlfeile moralische Entrüstung ist ein ebenso schlechter Ratgeber, wie Angst und purer Aktionismus.

Sendungen wie “Tartort Internet” verquicken alle drei zu einem höchst unerfreulichen Brei, den letzten Endes diejenigen auslöffeln müssen, die hier vermeintlich beschützt werden sollen, nämlich die Opfer sexueller Gewalt.

Aufstand der Wikipedia-Gartenzwerge: Eine Vulva auf der Hauptseite

Die deutsche Wikipedia hat gestern den Artikel “Vulva” inkl. Foto als Artikel des Tages auf der Hauptseite präsentiert. Die Popcorn taugliche Diskussion hierzu hat der Wikipedia Autor “Chuck die Bohne” treffend kommentiert:

Wenn da mal nicht eine riesige Diskussion von prüden, denkt an die Kinder schreienden, besorgten, angewiderten, christliche Werte verteidigenden Spießern über das Bild auf der Diskussionsseite statt findet, war der erste Gedanke als ich das Bild zum Artikel Vulva auf der Startseite gesehen habe … Et voilà … hier ist sie! Unglaublich!… was hier abgeht! Liebe Spießer, dieses Körperteil haben ca. 50% aller Menschen weltweit (vorwiegend Frauen) und es ist vollkommen natürlich, sogar angewachsen und es ist auch vollkommen natürlich auf diesem Foto abgebildet. Wer sich daran aufgeilt dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Erotik findet zu großen Teil im Kopf statt und für manch einen sind normale Körperteile (z.B. Füße) oder andere Gegenstände (z.B. Nylonstrümpfe) erregend. Was soll dann noch alles nicht gezeigt werden? Kinder sollten normalerweise sowieso nicht alleine ohne Aufsicht im Internet surfen (doch, sollten sie – anm. evildaystar) und Sexualkunde und damit Bilder der Vulva sind Teil des Grundschullehrplans bei Kinder im 3. Schuljahr. Bei manchen Benutzern hier habe ich das Gefühl das ein paar Stunden Sexualkunde nicht schaden könnten um mal ein “normales” Bild des Menschlichen Körpers zu bekommen. Nackte Menschen und deren Körperteile sind nicht Ekelhaft oder müssen versteckt werden! Wir sind hier nicht in den USA.

Doch, die Wikipedia wird in der USA gehostet und in der Diskussion wird deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Kommentatoren Sexualkunde-Seiten aus Schulbüchern reißen würde … galt die Wikipedia nicht mal das Symbol für freie Wissensvermittlung!?

Bombenbauanleitungen im Internet

Solange noch keine Stoppschilder davor sind, hier eine Linksammlung mit Bombenbauanleitungen und Terror-Manuals:

Dieser Artikel ist in deinem Land nicht verfügbar.

NET NEUTRALITY EMERGENCY

All phone numbers and e-mail addresses: http://www.laquadrature.net… more info: http://www.laquadrature.net… What is net neutrality?

Update: Keine Netzneutralität in weiteren Verhandlungen

Verordnung zum Gesetz über Amateurblogs (Amateurbloggerverordnung – ABlV)

Vollzitat: “Amateurbloggerverordnung vom 27. Oktober 2009″

§ 1 Anwendungsbereich

Diese Verordnung regelt

1. die Zulassung zur Teilnahme an der Amateur-Blogosphäre,
2. das Verfahren der Zuteilung und Einzelheiten der Anwendung und Mitbenutzung von Identifikationsnummer,
3. die technischen und betrieblichen Rahmenbedingungen für die Durchführung der Amateur-Blogosphäre einschließlich der Nutzungsbedingungen für die Amateur-Blogosphäre ausgewiesenen Blog-Software (Anlage 1) und
4. die Gebühren und Auslagen für Maßnahmen des Amateurbloggergesetzes (Anlage 2).

… weiterlesen

Wähle CDU und rette deine Freiheit!

Die Fortsetzung von “Du bist Terrorist“. (via netzpolitik.org)

Steinmeier für Willkür, Zensur und Drangsalierung im Netz

frank_zensur

Frank-Walter Steinmeier hat einen medienpolitischen Forderungskatalog aufgestellt. Dabei verfolgt er zur staatlichen Regulierung der Medien einen für Sozis typischen zentralistischen Ansatz: Zeitungen sollen Monopole bilden durch “Erleichterungen im Pressefusionsrecht” sowie durch die “Einführung eines Leistungsschutzrechts für Verlage im Urheberrrecht, damit kostspielig erstellte Inhalte nicht beliebig kostenlos kommerziell verwertet werden können“.  Im Gegensatz zur  Monopolisierung der klassischen Medien sollen dagegen neue  Medien (”Google und Co.“) klein gehalten werden, um neue “Vermachtungsstrukturen” zu unterbinden. Kurzum, Steinmeier möchte sich ein Regieren mit Bild, BamS und Glotze wieder herbei regulieren. Vorwärts in die Vergangenheit!

In seiner Begründung, die sich so liest als ob sie von einem PR-Praktikanten, der den Abi 2008 Debattierwettbewerb gewonnen hat, geschrieben wurde, taucht Steinmeier noch weiter in die Vergangenheit ab: Die Weimarer Demokratie ist nach Steinmeier “an der publizistischen Hetze gegen die Demokraten und Parteien und am mangelnden Respekt vor den Institutionen der Demokratie zugrunde gegangen“. Daraus zieht er  den Schluss, dass die im Artikel 5 des Grundgesetze festgeschriebenen Errungenschaften “für die Freiheit und gegen Willkür, Zensur und Drangsalierung” eingeschränkt werden müssen. Den Errungenschaften des Artikel 5 setzt er nämlich folgendes entgegen: Aber wir spüren auch, dass die Beziehung von Medien und Demokratie heute manchmal brüchig, beschädigt und bedroht ist. Hiergegen gilt es gemeinsam [Politik und Medien] anzugehen.” Etwas konkreter wird Steinmeier hierzu im fünften Punkt seines Forderungskatalogs: “Ein Rechtsrahmen für Internetangebote, der sicherstellt, dass die sich heute schon abzeichnenden und die schon realisierten Möglichkeiten des Missbrauchs die positiven Möglichkeiten nicht verdunkeln.” Ob er darunter eine Ausweitung der Websperren versteht, sei dahingestellt. Es ist allein schon abenteurlich genug, dass ein Kanzlerkanditat die von den Medien hergestellte und getragene Öffentlichkeit, die er ganz richtig als Grundlage für eine Demokratie einschätzt, mit der Einschränkung der Freiheit und etwas mehr Willkür, Zensur und Drangsalierung im Netz sowie Monopolisierung von Bild, BamS und Glotze fördern will.

Die DNS-Server der SPD (Fortsetzung)

Es gibt noch ein paar neue Informationen zum DNS Server der SPD. Johannes Boie von der Süddeutschen Zeitung, hatte sich mit uns in Verbindung gesetzt, weil er gerade eine Recherche zum Thema “Datenschutz bei den Parteien” durchführt, und dabei auf die DNS Server Verwirrung gestossen ist.

Nun hatte die SPD ja den Server bereits umkonfiguriert, sodass dieser für die Öffentlichkeit nicht mehr erreichbar war. Dennoch meldete ein

dig +short @dns2.spd.de version.bind TXT CH

brav die Versionsnummer “9.3.1″. Dies legte den Verdacht nahe, dass der Server nicht gegen den Kaminsky-Bug geschützt wurde.

Johannes Boie hat, wie er in seinem Blogeintrag schreibt, bei der SPD mal nachgefragt. Die Antwort der Genossen darauf würde wohl Sir Humphrey Appleby Respekt abnötigen:

“Diese Sicherheitslücke wurde bereits vor langer Zeit geschlossen. Man  sollte sich nicht durch die angezeigte Versionsnummer blenden lassen, diese ist frei einstellbar.”

Die Antwort ist brilliant, denn diese Aussage lässt sich natürlich im Nachhinein nicht mehr überprüfen, da der Server sich durch die Öffentlichkeit nicht mehr abfragen lässt.  Die Versionsnummer in bind9 ist tatsächlich frei einstellbar, üblicherweise findet man sie in /etc/bind/named.conf.options:

options {
directory “/var/cache/bind”;

version “9.3.5-p2″;

// Weitere Einstellungen

};

Es ist also gut möglich, dass bind upgedatet wurde, und man beim Update die named.conf.options Datei bewusst nicht mit upgedatet hat, um vorhandene Einstellungen nicht zu überschreiben. Dabei wurde dann vergessen eine sinnvolle Versionsnummer einzugeben. Das überrascht, nimmt doch die Diskussion, ob es nun sinnvoll ist, seine Versionsnummer zu verschleiern, oder die reale Nummer zu nutzen, einigen Raum in praktisch allen Handbüchern ein. Dass es nicht zielführend ist, eine Versionsnummer einer verwundbaren Version zu verwenden ist dagegen selbstredend: Zieht so eine Versionsnummer doch  Skript-Kiddies an, wie die Motten das Licht.

Mal diplomatisch gedacht, ist es natürlich clever die Version nicht zu ändern, dadurch lässt sich nämlich verschleiern, wann man das Update tatsächlich gemacht hat. Aus dieser Sicht ist das eine geschickte Lösung, oder? Yes, Minister!

Sperrlisten: Geheime Disskussion um Excel-Tabellen

Michael Rotert,  Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Internetwirtschaft e.V., monierte bereits in einem Interview mit der taz die Schwierigkeiten den Cyber Cops des BKA zu erklären, dass die “geheimen Sperrlisten” lieber nicht unverschlüsselt als Excel-Liste verschickt werden sollten. Mittlerweile hat sich die Bundesnetzagentur in diese informationstechnischen Fragestellung des 21. Jahrhunderts eingeklinkt und hat hierzu eine Richtlinie ausgearbeitet die sie nun kommentiert haben möchte:

Die Bundesnetzagentur ruft zur Kommentierung auf: Die „Technische Richtlinie zur Umsetzung gesetzlicher Maßnahmen im Rahmen des Gesetzes zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen TR ZugErschG“ soll kommentiert werden.

Der Deutsche Bundestag hat [...] den Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen angenommen. Dieses sieht in § 10 vor, dass das Bundeskriminalamt unter Beteiligung der Dienstanbieter in einer technischen Richtlinie regelt, in welcher Form und nach welchen Verfahren die Sperrlisten und die Aufstellung über die Anzahl der Zugriffsversuche zur Verfügung gestellt werden.

Der Witz in Tüten ist nun, dass der Entwurf der Technischen Richtlinie sowie das Beteiligungsverfahren der Provider zur Verschlusssache erklärt wurde. Das Amtsblatt der Bundesnetzagentur verkündet hierzu:

Die Technische Richtlinie ist VS-NfD eingestuft. Daher benennen die verpflichteten Dienstanbieter namentlich Personen, die vor der persönlichen Aushändigung des Entwurfes der Technischen Richtlinie nach dem Verpflichtungsgesetz verpflichtet werden. Die Abgabe des Entwurfes der Technischen Richtlinie erfolgt gegen Empfangsbestätigung ausschließlich an diese Personen.

Etwaige Stellungsnamen sind an das

Bundeskriminalamt
Abteilung IT
65173 Wiesbaden

zu senden.

Eine Weitergabe einstweiliger Stellungsnahmen an andere Stellen als das Bundeskriminalamt oder eine Verbreitung von Inhalten dieser auf anderem Wege unterfällt denselben Strafbestimmungen wie eine Weitergabe des Entwurfs der TR.

[..]

Security through obscurity? Wohl kaum. Vermutlich steckt hinter diesem bizarren Beteiligungsverfahren die selbe Motivation wie hinter proprietären Code: Ein hilfloser Versuch die eigene Inkompetenz zu verbergen um seine Position abzusichern.

SPD und das DNS-Server Problem

In seinem Blog weist Christoph Hochstätter darauf hin, dass es eben doch keinen zensurfreien DNS Server bei der SPD gäbe.

Tatsächlich ergeben seine Recherchen, dass der Server einen Forwarder benutzt, den man so nicht sieht. Dies ist aber ein Umstand, den ich nicht testen konnte, weil ich leider keinen Zugriff auf die Logs eines autorativen DNS habe.

Obwohl der DNS Server offen ist -was ja laut Herrn Fischer so böse sein soll- ist er daher vermutlich nicht geeignet, die Zensur zu umgehen, weil der Forwarder falsche Antworten geben wird. Schade, dadurch ist die Sache natürlich nicht mehr ganz so lustig.

Christoph schrieb hierzu in den Kommentaren sehr passend:

Ist ja auch ziemlich komplex das Thema. Zum Glück zu komplex, dass die Provider es beherrschen würden.

Ob der offene Server der SPD nun wirklich auf die Zensur läuft, oder nicht, werden wir erst sehen, wenn die ersten Sperrlisten geleakt werden.

Falls der SPD Server solange lebt, da er in die ganze Welt rausposaunt, dass er nicht gegen die DDoS -Attacke, die Dan Kaminsky beschreibt, gesichert ist.

Update: Christoph Hochstätter hat eine weitere amüsante Entdeckung gemacht: Probiert mal “host -a -l spd.de dns2.spd.de” aus (siehe Kommentar).

Der Dank der Kinderschänder

Update: SPD-DNS Server benutzt einen Forwarder

Mit der neuen gesetzlichen Regelung bekämpfen wir nicht nur die
Verbreitung kinderpornografischer Inhalte im Internet, sondern
schützen zugleich Internetnutzer, sichern rechtsstaatliche Grundsätze und
ermöglichen ein transparentes Verfahren. Sie hingegen haben für sich
die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit sie sich weiterhin
unbeschränkt, wenn Sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung
von Kindern betrachten können und dies auch im Bekanntenkreis weiter
empfohlen. Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.
Hingegen die Pädophilen, die um ihre Neigung wissen und diese
bekämpfen, danken uns, da sie nun nicht mehr Gefahr laufen, versehentlich auf
entsprechende Seiten zu stoßen.

Mit diesen markigen Worten erläuterte Eckhardt Fischer, Wirtschaftsreferent der SPD, die Anti-Kinderpornographie-Strategie der SPD, in einer Antwort an den Heise-User TurboTux, nachdem dieser angekündigt hatte, einen eigenen DNS-Server betreiben zu wollen, um die geplanten Netzsperren zu umgehen.

Zusammengefasst läßt sich die Position der SPD wie folgt beschreiben: TurboTux ist ein ganz schlimmer Finger, denn er unterstützt ja absichtlich die Kinderschänder, die ihm für die weiterhin verfügbare Zugriffsmöglichkeit auf Bilder und Filme von Kindesmißbrauch danken werden.

Wer einen DNS-Server betreibt, so die SPD-Line hier, nimmt billigend in Kauf, dass weitere Kinder misbraucht werden, und unterstützt damit aktiv Kindesmishandlungen. Eben so wie TurboTux.

Oder so wie die SPD.

Fragt man bei der DENIC nach,  so findet man zunächst heraus, dass sich die SPD ihre Webpräsenz bei der Firma “Hostmaster Office Consult GmbH” hosten läßt. Im Handelsregister habe ich die nicht gefunden, aber da die in Berlin im SPD-Gebäude in der Stresemannstraße sitzen, ist anzunehmen, dass diese Firma eine parteieigene GmbH ist, an die die SPD interne Aufträge vergibt. Machen alle anderen Parteien  ja auch so. Registrar der Domain ist Vodafone/Arcor.

Sucht man mit dig nach spd.de, erhält man -ganz schnöde- den DNS Eintrag für spd.de

$ dig spd.de

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> spd.de
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 8364
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 4, ADDITIONAL: 3

;; QUESTION SECTION:
;spd.de.                IN    A

;; ANSWER SECTION:
spd.de.            1800    IN    A    194.145.124.51

;; AUTHORITY SECTION:
spd.de.            38400    IN    NS    ns3.arcor-ip.de.
spd.de.            38400    IN    NS    dns2.spd.de.
spd.de.            38400    IN    NS    ns1.arcor-ip.de.
spd.de.            38400    IN    NS    ns2.arcor-ip.de.

;; ADDITIONAL SECTION:
ns1.arcor-ip.de.    11578    IN    A    145.253.2.19
ns2.arcor-ip.de.    11577    IN    A    145.253.2.80
ns3.arcor-ip.de.    11578    IN    A    145.253.3.171

;; Query time: 47 msec
;; SERVER: 192.168.123.254#53(192.168.123.254)
;; WHEN: Wed Aug  5 21:49:46 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 170

Nanu, was ist das?

spd.de.            38400    IN    NS    dns2.spd.de.

Herr Fischer, Ihre Partei wird doch nicht etwa einen eigenen Nameserver betreiben? Sie haben TurboTux doch gerade noch gescholten, weil das Kinderschänder unterstüzt. Naja, vielleicht ist das ja nur ein Aliasname.

$ nslookup dns2.spd.de

Server:        192.168.123.254
Address:    192.168.123.254#53

Non-authoritative answer:
Name:    dns2.spd.de
Address: 195.50.146.131

Nö, kein Alias. RIPE sagt mir, die Adresse gehört zum Netzwerk der SPD.

$whois 195.50.146.131

[snip]

inetnum:        195.50.146.0 – 195.50.146.255
netname:        SPDINET-NET
descr:          Sozialdemokratische Partei Deutschland
descr:          Wilhelmstr 141
descr:          10963 Berlin
country:        DE
admin-c:        FH1138-RIPE
tech-c:         ANOC1-RIPE
status:         ASSIGNED PA
mnt-by:         ARCOR-MNT
source:         RIPE # Filtered
[snip]

Nein, das ist definitiv kein ACROR-eigener Server, den betreibt die SPD in ihrem eigenen Netz. Der Server ist anscheinend autorativ für alle Domänen in diesem Netz, bestimmt aber für spd.de und wahlkampf09.de, das habe ich nachgesehen. Naja, die eigenen Domänen bedienen soll ja auch ein Server, der nur für das Intranet dient. Probieren wir es doch mal mit der Konkurrenz:

$ dig @195.50.146.131 cdu.de

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> @195.50.146.131 cdu.de
; (1 server found)
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 43860
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 6, ADDITIONAL: 0

;; QUESTION SECTION:
;cdu.de.                IN    A

;; ANSWER SECTION:
cdu.de.            7200    IN    A    193.219.105.10

;; AUTHORITY SECTION:
de.            983    IN    NS    C.DE.NET.
de.            983    IN    NS    F.NIC.de.
de.            983    IN    NS    L.DE.NET.
de.            983    IN    NS    S.DE.NET.
de.            983    IN    NS    Z.NIC.de.
de.            983    IN    NS    A.NIC.de.

;; Query time: 18 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug  5 22:46:36 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 146

Na Herr Fischer, nun erzählen sie aber nicht, daß ihr DNS-Server auch die Domänen des politischen Gegners verwaltet. Der Server ist auch kein Cache, die AUTHORITY SECTION verweist auf die DNS-Rootserver.

Löst der Server etwa auch die “bösen” Seiten auf?

$ dig @195.50.146.131 wikileaks.de

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> @195.50.146.131 wikileaks.de
; (1 server found)
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 41775
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 6, ADDITIONAL: 0

;; QUESTION SECTION:
;wikileaks.de.            IN    A

;; ANSWER SECTION:
wikileaks.de.        22630    IN    A    88.80.13.160

;; AUTHORITY SECTION:
de.            814    IN    NS    Z.NIC.de.
de.            814    IN    NS    A.NIC.de.
de.            814    IN    NS    C.DE.NET.
de.            814    IN    NS    F.NIC.de.
de.            814    IN    NS    L.DE.NET.
de.            814    IN    NS    S.DE.NET.

;; Query time: 18 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug  5 22:49:26 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 152

Jepp. Klappt.

$ dig @195.50.146.131 youporn.com

; <<>> DiG 9.4.3-P2 <<>> @195.50.146.131 youporn.com
; (1 server found)
;; global options:  printcmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 38579
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 2, AUTHORITY: 3, ADDITIONAL: 5

;; QUESTION SECTION:
;youporn.com.            IN    A

;; ANSWER SECTION:
youporn.com.        54    IN    A    74.86.111.8
youporn.com.        54    IN    A    74.86.111.11

;; AUTHORITY SECTION:
youporn.com.        23949    IN    NS    ns1.youporn.com.
youporn.com.        23949    IN    NS    ns1.softlayer.com.
youporn.com.        23949    IN    NS    ns2.softlayer.com.

;; ADDITIONAL SECTION:
ns1.youporn.com.    8981    IN    A    74.86.202.26
ns1.softlayer.com.    10146    IN    A    67.228.254.4
ns1.softlayer.com.    10146    IN    AAAA    2607:f0d0:0:f:1::1
ns2.softlayer.com.    10146    IN    A    67.228.255.5
ns2.softlayer.com.    10146    IN    AAAA    2607:f0d0:0:f:2::1

;; Query time: 20 msec
;; SERVER: 195.50.146.131#53(195.50.146.131)
;; WHEN: Wed Aug  5 22:52:00 2009
;; MSG SIZE  rcvd: 229

Klappt auch! War wohl nix, mit Schmutz raus aus dem Netz.

Also Herr Fischer, nun bin ich ehrlich entsetzt, da werfen Sie Herrn TurboTux vor, die Kinderschänder dieser Welt zu erfreuen, und was macht ihre Partei? Genau dasselbe.

Ihre Partei hat  für sich die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit  sich Mitglieder und Mitarbeiter weiterhin unbeschränkt, wenn sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung von Kindern betrachten können, und ermöglicht beliebigen Dritten  den Zugang dazu.  Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.

Update: SPD-DNS Server benutzt einen Forwarder

Remixkriminelle

Wie gut, dass die Bundesrepublik bald effizient mit Stoppschildern gegen diesen Millionenmarkt der Remixkriminellen vorgeht! Man erinnere sich an die Aussage vom medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Börnsen:

[...] Gefahr gelaufen, Straftaten im Internet Vorschub zu leisten, von der Vergewaltigung und Erniedrigung kleiner Kinder bis hin zu Urheberrechtsverletzungen in breitestem Ausmaß gegenüber Künstlern und Kreativen [...]

Es geht nicht um die Bekämpfung von Kinderpornografie (auch wenn nun Dank dieses Vorwands eine Lösch-Strategie dagegen existiert), sondern um das neue Feindbild der Freien Internetkultur.

Erstes Opfer mit herausgetwitterten Hirn gesichtet

guldner-hirn-herausgetwittert

SPREEBLICK hat die Auflösung des Rätsels, warum Matthias Güldner, Fraktionsvorsitzender der Bremer GRÜNEN, Wahlkampf für Zensursula macht: Alles nur SEO seitens WELT ONLINE.

P.S.: Selbst der Bundesvorstand der GRÜNEN kritisiert u.a. den “nicht akzeptablen Ton” von Matthias Güldner.

“Auf diesem Tisch liegt ein Gewehr”

Es gibt eine Gruppe von Menschen, die man als die größte Bedrohung des 21. Jahrhunderts sehen muss. Sie sind hoch organisiert und gefährlich. Ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts. Sie eint, das sie alle Soziopathen sind, die nicht unterscheiden können, zwischen der Realität und ihren eigenen Wahnvorstellungen. Gesetzte und Recht kümmern sie nicht. Diese Menschen werden “die Internetgemeinde” genannt.

So ähnlich liest sich der aktuelle Kommentar des bremer Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Mathias Güldner, in der Welt. Da heißt es

Die Tatsache, dass diese Community viel Zeit in virtuellen Räumen verbringt, spielt dabei eine große Rolle. Wer Ego-Shooter für Unterhaltung, Facebook für reales Leben, wer Twitter für reale Politik hält, scheint davon auszugehen, dass Gewalt keine Opfer in der Realwelt fordert. Anders kann die ignorante Argumentation gegen die Internetsperren gar nicht erklärt werden.

Die  eigentlichen Argumentation der Sperrgegner, nämlich das zum Beispiel die geplante Umsetzung wichtige rechtsstaatliche Prinzipien wie die Gewaltenteilung einfach aushebelt, ist ihm nicht einmal eine Erwähnung wert.

Vielmehr wird suhlt sich Herr Güldner in seinen eigenen, aus der Fortschrittsskepsis früherer Zeiten geborenen, Vorurteilen. Computer sind Teufelszeug, diejenigen, die sie Entwickeln, des Teufels Advokaten. Dass die Generation, die er hier mit so deutlichen Worten dämonisiert, eben jene ist, die zu großen Teilen grün wählt, kommt ihm wohl nicht in den Sinn. Vielleicht will er aber ja auch die Stimmen der “Bösen” nicht.

Nachdem die Grünen eine der wenigen Parteien waren, die zum Thema Internetsperren eine halbwegs sachliche innerparteiliche Debatte geführt hat, sind diese Aussagen nun nicht gerade geeignet, die Partei voranzubringen.

Es ist nicht so sehr die Tatsache, dass Herr Güldner für die Internetsperren ist -eine breite Meinungsvielfalt in den eigenen Reihen zu ertragen, kennt man von den Grünen, und nicht gerade wenige geben dieser Partei gerade deshalb ihre Stimme, es ist vielmehr die Art und Weise wie er seine Meinung kundtut. Derlei Beschimpfungen ist man eher von der CDU gewohnt, und deren Stammwählerschaft ist vermutlich so alt, dass sie Laubbäume für neumodisches Zeug hält, von den Ausfällen angegriffen fühlen sich die nicht.

Die eigenen Wähler zu beleidigen, das hat sich die CDU bislang noch nicht getraut. Entsprechend erhält Güldner auch reichlich Gegenwind von seinen Parteikollegen.

Ich musste unwillkürlich an eines Sketch aus der Now Show denken:

“Meine Herren, auf diesem Tisch liegt ein Gewehr. Ich schlage vor, dass wir uns mit diesem jetzt selber in den Fuß schießen. Einverstanden?” *BANG*