Beim Besuch der Eltern an der Nordsee war diesmal richtig etwas los: In der Nähe strahlt nämlich ein Uralt-Kernkraftwerk, dessen Haltbarkeit überschritten (pdf) ist, trotzdem aber weiter betrieben werden soll. Auf einer Info-Veranstaltung erklärte hierzu die Pressesprecherin des KKW Unterweser, dass Laufzeiten von 60 Jahren unproblematisch seien. Sie verstummte aber nach der Zwischenfrage aus dem Publikum, ob ihr Kühlschrank auch 60 Jahre alt sei. Bei der Debatte um die Laufzeitverlängerung ist neben spröden Kabeln die Stabilität der Betonkuppel ein Thema, da man aufgrund ihrer Dünne problemlos bis zu den Reaktorstäben hindurch fliegen kann. Vernebelt sollte dieses Problem mit dem Abfackeln von Nebelkerzen werden. Die GRÜNEN der Nachbargemeinde spotteten:
Nebelanlagen sind vom Militär entwickelt worden, um bewegliche Objekte wie Kriegsschiffe unbeobachtet ihren Standort wechseln zu lassen. Müßig zu sagen, dass das KKW unverrückbar auf seinem Platz steht und von jedermann problemlos per GPS zu finden ist, gleich ob im Nebel oder nicht.
GREENPEACE setzte nun einen drauf und ist dem KKW Unterweser auf die Kuppel gestiegen, um auf die Verwundbarkeit von Kernkraftwerken hinzuweisen. Erst 14 Stunden später wurden sie von einem Sondereinsatzkommando auf den Boden verfrachtet. Der örtlich Buschfunk bestätigte, dass GREENPEACE mit einem Bus früh morgens vorgefahren ist, sich beim verdutzten Pförtner vorstellte und dann das Gelände ungestört mit 60 Personen stürmte. Der Witz in Tüten ist nun die Ausrede, wie es überhaupt dazu kommen konnte:
Laut dem Betreiber E.on sei das Eindringen auf das Gelände vorschriftsmäßig von einem sogenannten Detektionszaun erkannt worden. Durch ein gestaffeltes Sicherheitskonzept sei das Vordringen in sicherheitstechnisch relevante Bereiche verhindert worden. Da die Eindringlinge eindeutig als Umweltaktivisten erkannt worden seien, habe das Unternehmen auf eine Räumung der Kuppel verzichtet. Das Kernkraftwerk laufe weiterhin ungestört im Volllastbetrieb, hieß es. Am Mittag befanden sich noch rund 20 Aktivisten auf der Kuppel und brachten dort symbolisch einen Totenkopf an.
Sicherlich nur Zufall, dass die Website des KKW Unterweser derzeit nicht erreichbar ist (Wurde von Google zuletzt am 23. Juni 2009 03:06:54 GMT gesichtet). Bessere Infos zu dem Schrotthaufen gibt es sowieso hier: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/sand/SAND-Dateien/AKW_Unterweser.html
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