Das Geschäftsmodell “Deutsche Kinderhilfe”

Der Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion für Sozial- und Behindertenpolitik, Markus Kurth,  hat die vermeintliche Kinderhilfsorganisation “Deutsche Kinderhilfe” als abgekarterte PR-Agentur entlarvt und ihre vielgestaltigen Geschäfte beschrieben.

“Deutsche Kinderhilfe” verkauft Firmen “Hilfsprojekte”

Vorrangig bietet die “Deutsche Kinderhilfe” Unternehmen “Charitypartner” inklusive “PR- und Marketingkonzepte für eine öffentlichkeitswirksame Arbeit unter Einbeziehung” ihres “hervorragenden Netzwerkes in Politik, Gesellschaft und Medien” an.  Mit Hilfe dieses Angebots bewarben u.a. die schwedische SCA-Gruppe Taschentücher mit Klinikclowns, die Bahr-Baumärkte Gartenhäuser mit einer Spende für “Einrichtungen für kranke und benachteiligte Kinder” und Accor-Ibis Hotels mit Quietsche-Entchen für ein “Spielplatz Krankenhaus” Projekt. Dass diese so genannten Hilfsprojekte sich nicht an den Bedürfnissen von Kindern orientieren sondern der Bebilderung von Unternehmensprofilen dienen, bestätigt die “Deutsche Kinderhilfe” selbst:

Die “Unternehmensspezifisch und zielgruppenorientiert bieten wir ausgewählte Projekte zur Förderung an oder konzipieren ein auf das Unternehmen abgestimmtes Projekt neu.”

Zur Vermarktung einer Versicherung “Deutsche Kinderhilfe” gegründet

Entstanden ist die “Deutsche Kinderhilfe” im Zusammenhang mit dem Produkt “myfam”. Nach dem Vorbild des Automobilschutzbriefs konzipiert, bietet das so genannte Servicepaket “myfam” angeblich besondere Vorteilsleistungen für Familien. Viele der “myfam” “Mehrwertleistungen”  sind jedoch ganz regulärer Teil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung. Vertrieben wird dieses Versicherungs-Abzock-Paket von der DKD Service GmbH, deren Geschäftsführer, Georg Ehrmann, ebenfalls Vorstandsvorsitzender der “Deutschen Kinderhilfe” ist. Konzipiert wurde das “myfam” Paket von der “3 W Membership Marketing GmbH”, die den Vertriebskanal DKD Service GmbH, die Vorläuferorganisation der “Deutschen Kinderhilfe” sowie den Landesverband NRW der Kinderhilfe selbst gründete, bevor sie die Geschäftsführung und Vereinsvorsitz Georg Ehrmann übertrug. Der Verein hat nur acht stimmberechtigte Mitglieder – und zwar die geschäftlich beteiligten. Ansonsten gibt es nur Fördermitgliedschaften ohne Stimmrecht.

Öffentlichkeit durch Paten und martialisches Getöse

Die “Deutsche Kinderhilfe” verschleiert ihre PR-Umtriebe mit Prominenten und Politikern, denen sie schnelle Eigenwerbung in Form von Patenschaften anbietet. Diese Trottel – von Peer Steinbrück über Günther Beckstein bis Jürgen Rüttgers – geben den verschieden Charityprodukten der “Deutschen Kinderhilfe” den Anstrich des Offiziellen bis hin zum Eindruck der Staatsnähe.

Die Präsenz in der mediale Öffentlichkeit sichert sich die “Deutsche Kinderhilfe” nicht mit fachlichen Debatten sondern mit Pöbelein bei emotional aufgeladenen und öffentlich äußerst umstrittenen Themen, wie z.B. Kindesmissbrauch, Verwahrlosung und sexuelle Gewalt gegen Kinder. Demagogisch setzt sie sich dabei immer für einen starken Staat ein: Fettleibigkeit soll mit Zwangs-Ernährungskursen, Sexulalstraftaten sollen mit Sicherheitsverwahrungen von Sexualstraftätern und sexuelle Gewalt gegen Kinder soll mit einer Zensur des Internets bekämpft werden. Markus Kurth schreibt hierzu:

Es geht der “Deutschen Kinderhilfe” bei all dem martialischen Getöse wohl kaum um die Sache selbst, sondern um die Erzeugung maximaler öffentlicher Aufmerksamkeit. Letztlich widerspricht eine effektive Bekämpfung der Missstände, gegen die  die “Deutsche Kinderhilfe”  vorgeht, sogar deren offenkundiger Geschäftspolitik. Denn es ist ja vor allem die Möglichkeit, den hohen Kammerton anzuschlagen, die es den “Kinderschützern”  erlaubt, sich öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen.

(via)

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