Archiv für Juli 2009

Flashmob? Kenn’ ich nicht, kann man das nicht verbieten?

Nachdem vor einigen Wochen eine, als eigentlich lustige Flashmobidee geborene, Spontanparty auf Sylt zu einigem Medienrummel führte, weil die ca. 5000 Partywilligen einen Haufen Dreck hinterlassen haben, will die Gemeinde Sylt nun den Initator  des Flashmobs, als Veranstalter haftbar machen. Das ist nicht neu, der Streit schwelt schon länger.

Die Party ist auch keineswegs ein typisches Beispiel für einen Flashmob. Eher schon, die weltweiten Aktionen des World Freeze Day ,bei dem die Beteiligten sich jeweils an einem öffentlichen Platz treffen, und für 5 Minuten in ihrer jeweiligen Bewegung stehen bleiben, und nichts tun.

Andere Flashmobs bestellen bei einer bekannten Schnellimbisskette schon mal 10355 Cheeseburger. Alle ordenlich in bar bezahlt, wie dieser Beleg beweist. Deutsche Ordnungsämter verstehen bei solchen Aktionen allerdings weniger Spaß: Ein Braunschweiger, der eine kleines Picknick auf dem Schloßplatz initiieren wollte, bekam Besuch von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Offenbar befürchtete man, nach den Erfahrungen mit der Sylt-Party in Braunschweig schlimmes. Schadt wollte aber nicht aufgeben, und meldete sein Picknick beim Ordnungsamt als Veranstaltung an. Dagegen scheint man in Braunschweig wohl nun erstmal nichts mehr zu haben, einen “ordenlichen” Veranstalter gibt’s ja nun. Aktionen, wie den World-Freeze Day will man in Zukunft in Braunschweig aber gar nicht mehr dulden.

Dem Hamburger Innensenator Christian Ahlhaus forderte in der BILD-Zeitung, derartige Verantaltungen generell zu verbieten.

“Es ist nicht hinnehmbar, dass Tausende unorganisiert feiern und anschließend die Gemeinschaft den Dreck wegräumen und die Folgen bezahlen muss”

Es müsse die Möglichkeit einer Gesetzesänderung geprüft werden, so Ahlhaus weiter. Auch harmlose Aktionen, wie die Freeze-Aktionen will Alhaus mit aller Härte bekämpfen.

Stellt sich natürlich die Frage, wie er das, bei kurzfristig über’s Netz organisierten Flashmobs hinbekommen will. Will er vielleicht auch verbieten, dass sich Menschen bei schönem Wetter am Alsterufer im Gras niederlassen? Die tun das auch zu tausenden, hinterlassen jede Menge Müll, und sprechen sich dazu nicht mal vorher ab. Auch dafür zahlt “die Gemeinschaft”.

Den Veranstaltern von Flashmobparties kann man natürlich durchaus vorhalten, dass sie den Ärger auch selber heraufbeschworen haben: Die Selbstorganisationskräfte der Netzwelt, die so gerne beschworen werden, müssten doch in der Lage sein, ein paar Freiwillige zu mobilisieren, die hinterher den Müll aufräumen.

Das wäre doch mal eine Aktion: Ein Flahsmob, der vor dem Büro des Hamburger Innensenators 10 Minuten lang den herumliegenden Abfall aufsammelt, und ein wenig saubermacht. Da möchte ich mal sehen, wie Herr Ahlhaus die angedrohte “massive Härte” rechtfertigt, wenn die Polizei ein paar hundert Freiwillige vermöbelt, die in der Stadt Abfall aufsammeln.

Erstes Opfer mit herausgetwitterten Hirn gesichtet

guldner-hirn-herausgetwittert

SPREEBLICK hat die Auflösung des Rätsels, warum Matthias Güldner, Fraktionsvorsitzender der Bremer GRÜNEN, Wahlkampf für Zensursula macht: Alles nur SEO seitens WELT ONLINE.

P.S.: Selbst der Bundesvorstand der GRÜNEN kritisiert u.a. den “nicht akzeptablen Ton” von Matthias Güldner.

“Auf diesem Tisch liegt ein Gewehr”

Es gibt eine Gruppe von Menschen, die man als die größte Bedrohung des 21. Jahrhunderts sehen muss. Sie sind hoch organisiert und gefährlich. Ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts. Sie eint, das sie alle Soziopathen sind, die nicht unterscheiden können, zwischen der Realität und ihren eigenen Wahnvorstellungen. Gesetzte und Recht kümmern sie nicht. Diese Menschen werden “die Internetgemeinde” genannt.

So ähnlich liest sich der aktuelle Kommentar des bremer Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Mathias Güldner, in der Welt. Da heißt es

Die Tatsache, dass diese Community viel Zeit in virtuellen Räumen verbringt, spielt dabei eine große Rolle. Wer Ego-Shooter für Unterhaltung, Facebook für reales Leben, wer Twitter für reale Politik hält, scheint davon auszugehen, dass Gewalt keine Opfer in der Realwelt fordert. Anders kann die ignorante Argumentation gegen die Internetsperren gar nicht erklärt werden.

Die  eigentlichen Argumentation der Sperrgegner, nämlich das zum Beispiel die geplante Umsetzung wichtige rechtsstaatliche Prinzipien wie die Gewaltenteilung einfach aushebelt, ist ihm nicht einmal eine Erwähnung wert.

Vielmehr wird suhlt sich Herr Güldner in seinen eigenen, aus der Fortschrittsskepsis früherer Zeiten geborenen, Vorurteilen. Computer sind Teufelszeug, diejenigen, die sie Entwickeln, des Teufels Advokaten. Dass die Generation, die er hier mit so deutlichen Worten dämonisiert, eben jene ist, die zu großen Teilen grün wählt, kommt ihm wohl nicht in den Sinn. Vielleicht will er aber ja auch die Stimmen der “Bösen” nicht.

Nachdem die Grünen eine der wenigen Parteien waren, die zum Thema Internetsperren eine halbwegs sachliche innerparteiliche Debatte geführt hat, sind diese Aussagen nun nicht gerade geeignet, die Partei voranzubringen.

Es ist nicht so sehr die Tatsache, dass Herr Güldner für die Internetsperren ist -eine breite Meinungsvielfalt in den eigenen Reihen zu ertragen, kennt man von den Grünen, und nicht gerade wenige geben dieser Partei gerade deshalb ihre Stimme, es ist vielmehr die Art und Weise wie er seine Meinung kundtut. Derlei Beschimpfungen ist man eher von der CDU gewohnt, und deren Stammwählerschaft ist vermutlich so alt, dass sie Laubbäume für neumodisches Zeug hält, von den Ausfällen angegriffen fühlen sich die nicht.

Die eigenen Wähler zu beleidigen, das hat sich die CDU bislang noch nicht getraut. Entsprechend erhält Güldner auch reichlich Gegenwind von seinen Parteikollegen.

Ich musste unwillkürlich an eines Sketch aus der Now Show denken:

“Meine Herren, auf diesem Tisch liegt ein Gewehr. Ich schlage vor, dass wir uns mit diesem jetzt selber in den Fuß schießen. Einverstanden?” *BANG*

Zwischen Realität und Marketing

Sperren sie nun, oder sperren sie nicht? Ein bremer Blogger der selbst Content-Provider ist, wollte es genau wissen, und hat nachgefragt. Die Antworten hat er zu Protokoll gegeben, und gibt für die Echtheit der Aussagen eine eidesstattliche Versicherung ab.

Demnach hat Arcor/Vodafone bestätigt an der Umsetzung zu arbeiten, und auch bereits seit April Seiten, von denen bekannt sei, daß sie Kinderporno enthalten, sperren würde. Damit würde Arcor/Vodafone den Vertrag, den sie im April mit der Bundesregierung geschlossen haben tatsächlich umsetzen.

Die Telekom geht, nach Aussagen ihrer Kundenberater noch einen Schritt weiter: Es würden nur einzelne Seiten, nicht aber ganze Server gesperrt (das bezieht sich wohl auf die DNS-Manipulation, statt des Blockens ganzer IPs. Auch würden Suchergebnisse gefiltert. Dazu jedoch müsste eine Deep Packet Inspection durchgeführt werden, die im Gesetz gar nicht vorgesehen ist, und möglicherweise sogar illegal wäre, hieße das doch die gesamte Kommunikation aller Kunden in Echtzeit zu überwachen. Nichts desto trotz blieb der Telekom Mitarbeiter bei seiner Darstellung.

Demgegeüber hat das Bundeskriminalamt, ebenfalls an Eidesstatt, erklärt überhaupt noch keine Sperrlisten zu versenden. Die beiden Provider haben sich denn auch bemüht, nachdem die Sache publik geworden war, die Aussagen zurückzuziehen, und zu dementieren, dass man bereits sperre.

Wie kann es zu solch einer Diskrepanz kommen? Welche Aussage ist nun richtig? Nun ich denke, beide Aussagen sind richtig, und gleichzeitig falsch.

Ich vermute, hier hat die PR-Abteilung der betroffenen Unternehmen einen Bock geschossen: In der -unter Sperrbefürwortern durch aus üblichen- Annahme, die Mehrheit der Bevölkerung begrüße die Sperren, hat man an die Mitarbeiter die Anweisung ausgegeben, zu behaupten -etwas unverbindlich natürlich- an den Sperren werde gearbeitet, und selbstverständlich würde man den Vertrag vom April dort wo man von dokumentiertem Kindesmisbrauch wisse, bereits umsetzen. Dies soll dem Kunden das positive Gefühl geben, es werde aktiv etwas gegen Kindesmisbrauch getan, und als braver Bürger sei man in guten Händen. Was die Marketingleute vermutlich nicht bedacht haben, ist das viele Kunden von dieser Art der Fürsorge nicht so begeistert sind. Ich vermute bei denen, die so über das Thema informiert sind, das sie bei ihrem Provider nachfragen, sind die Befürworter von Sperren eher in der Minderheit.

Im Falle des Mitarbeiters der Telekom kommt dazu, daß dieser möglicherweise nicht genau wußte, wie die Sperren eigentlich funktionieren, und sich, vielleicht duch die präzisen Nachfragen in die Ecke gedrängt, etwas zusammenfantasiert hat.

Für die PR-Abteilung ist die Veröffentlichung der Gesprächsprotokolle durch die Sperrgegner natürlich ein Desaster: Im Kontext der Sperrkritik  läßt sich der Eindruck eines menschenfreundlichen Unternehmens, dass brav seine staatsbürgerlichen Pflichten erfüllt, nicht mehr aufrechterhalten. Vielmehr steht die Befürchtung im Raum das ganze könnte so aufgefasst werden, als sei man willfähriger Erfüllungsgehilfe eines ausser Rand und Band geratenen Präventionsstaats. Dass die Unternehmen sich dann von den eigenen Aussagen distanzieren ist natürlich verständlich, besonders angesichts der immer noch anhaltenden Debatte über die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes möchte niemand gerne in den Ruch vorauseilenden Gehorsams geraten.

Die tatsächliche technische Umsetzung hat, meiner Meinung nach, mit keiner der beiden Aussagen etwas zu tun. Die Untenehmen haben immerhin noch  Zeit die Sache zu implementieren bis das Gesetz in KRaft tritt, und jeder vernünftige Admin wird diese Zeit nutzen, um alles ausführlich zu testen. Immerhin wird bei der Manipulation des DNS quasi am Rückgrat des Internet herumgebastelt. Wenn da bei einem Unternehmen beim Einschalten der Sperren die DNS-Infrastruktur zusammenklappte, wäre das ein Debakel gegen das das aktuelle Geplänkel Kindergarten ist. Deswegen glaube ich, die Unternehmen werden, anstatt Schnellschüsse zu produzieren, die Zeit nutzen um die Sperren wenigstens so ordentlich zu implementieren, dass ihre Infrastuktur nicht gefährder ist. Doof sind die ja auch nicht.

Wahrscheinlich verdrehen die Techniker heimlich die Augen über die Aussendarstellung ihres Unternehmens.

SPD hört den Schuß immer noch nicht

Eigentlich wollte ich dem Wirtschaftsreferenten der SPD, Eckhard Fischer, einen offenen Brief per E-Mail zukommen lassen. Aber leider musste ich feststellen, dass es nicht ganz einfach ist, Herrn Fischer überhaupt zu erreichen.  Der Herr, der sich bei Heise so eloquent über “die Internetgemeinde” äußert, hat nicht mal eine Präsenz auf seiner Parteihomepage, und ist Online praktisch nicht zu finden. Das spricht nicht dafür, dass er erhebliche Kenntnis über das Internet und seine Nutzer hat.

Nicht ganz unberechtigt, beklagt Fischer sich gegenüber Heise, dass ein Nutzer, der unter dem Pseudonym TurboTux auftritt, Fischers Kollegin Ute Berg als “Verräterin” und “Zicke” beschimpft habe. Das ist soweit richtig, dass dies nicht unbedingt dem Diskussionsstil entspricht, dem man folgen sollte. Wer unsachlich wird macht sich nicht gerade glaubwürdiger. Zudem glaube ich, dass es sinnvoll ist einen gewissen Mindeststandard beim zwischenmenschlichen Umgang zu pflegen.  Dazu gehört sicher auch, dass man sich auch dann noch höflich verhält, wenn andere das nicht tun.

Was Fischer allerdings zunächst verschweigt, ist ein Antwortschreiben, dass sein Referat auf einen offenen Brief von TurboTux, in dem dieser ankündigte einen eigenen DNS Server betreiben zu wollen, mit folgendem Wortlaut antwortete:

Mit der neuen gesetzlichen Regelung bekämpfen wir nicht nur die
Verbreitung kinderpornografischer Inhalte im Internet, sondern
schützen zugleich Internetnutzer, sichern rechtsstaatliche Grundsätze und
ermöglichen ein transparentes Verfahren. Sie hingegen haben für sich
die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit sie sich weiterhin
unbeschränkt, wenn Sie denn die Absicht hätten, die Vergewaltigung
von Kindern betrachten können und dies auch im Bekanntenkreis weiter
empfohlen. Die Kinderschänder in dieser Welt werden es Ihnen danken.
Hingegen die Pädophilen, die um ihre Neigung wissen und diese
bekämpfen, danken uns, da sie nun nicht mehr Gefahr laufen, versehentlich auf
entsprechende Seiten zu stoßen.

Das ist schon ziemlich starker Tobak, was die SPD da rauslässt, und kann getrosst in eine Reihe gestellt werden, mit den Äußerungen einer Ursula von der Leyen.  Laut Herrn Fischer, von der SPD-Fraktion ist also nun jeder, der einen eigenen DNS-Server betreibt, ein Kinderschänder. Daran, diesen Vorwurfs direkt zu erheben, schrammt das Antwortschreiben nur knapp vorbei, die Intention ist aber klar: Wer eigene Dienste betreibt, die benutzt werden könnten, wenn jemand sich Bilder von dokumentiertem Kindesmisbrauch beschaffen möchte, tut dies nur aus dem Grund, sich ebensolche selber beschaffen zu wollen.

Interessanterweise zeigt sich Fischer in seinem Statement “ernüchtert” über den Dialog mit der “Internetgemeinde”. Da muss man sich schon die Frage stellen, in welchem Elfenbeinturm Herr Fischer sich aufhält: Zuerst beschimpft er die “Netzgemeinde” aufsd übelste, und wundert sich dann, dass die soeben beschimpften nicht mehr mit ihm reden wollen. So wird das jedenfalls nichts mehr damit, die jungen Wählerschichten anzusprechen.

United Breaks Guitars

Kreativ, statt mit schnöden Klagen, setzte sich Dave Caroll, Frontmann und Songwriter der kanadischen Countryband Sons of Maxwell, gegen den die US-Flugline United Airlines zur Wehr.

Während einer Konzertreise nach Nebraska musste Carroll durch das Fenster des Fliegers hilflos mit ansehen, wie die “Luggage Handler”, beim beladen des Gepäckraumes seine mehrere tausend Dollar teure Taylor Gitarre durch die Gegend warfen. Befürchtungen, das kostbare Instrument sei dabei kaputt gegangen, bestätigeten sich.

Nun übernimmt United Airlines zwar grundsätzlich keine Haftung für Schäden am Gepäck, aber einen Gitarrenkoffer, der auch als solcher zu erkennen ist, einfach zu werfen (und dann nicht zu fangen), ist in Carrolls Augen dann doch eine  Fahrlässigkeit,  zu recht, wie ich finde.

Entsprechend verlangt Carroll eine Entschädigung, was United abgelehnt hat. Nach einer nervenaufreibenden Odyssee durch die Telefonwarteschleifen, hat Carroll dann schließlich der letzten Dame mit der er sprach, angekündigt seine Erlebnisse in drei Countrysongs zu verarbeiten. Der erste davon ist jetzt fertig, und das Video dazu ist recht witzig geworden.

Die komplette Geschichte gibt’s auf Carrolls Webseite nachzulesen.

Hier das Video:

Good, clean internet censorship

Klasse Internet-Zensur Clip aus Australien. (via)

Von Tür zu Tür

„An diesem Tag fingen die Deutschen mit etwas Neuem an. Sie haben den gesamten Süden Amsterdams abgeriegelt, morgens um fünf, als alle Bewohner noch schliefen. Und sie gingen von Tür zu Tür, klingelten und fragten: ‚Wohnen hier Juden?’ „So? Sie haben zwanzig Minuten Zeit, nehmen Sie einen Rucksack, packen sie höchstens 20 kg ein und kommen Sie schnell nach draußen.’ Das war in unserer Wohngegend, wir mussten also auch packen. Kein Pass oder etwas anderes konnte uns noch helfen. Wir bekamen nur wenig Zeit und mussten mit. Wir glaubten wirklich, sie würden uns in ein Arbeitslager bringen.“

Erinnerungen von Hannah Pick-Goslar, einer Freundin von Anne Frank

Ich bringe eigetmlich ungern Nazi-Vergleiche, aber sollte sich die Meldung bestätigen, die Fefe da verlinkt hat, drängt sich einer auf. Laut der Meldung bei rop hat die Stadtgemeinde Den Haag eine “Eingreiftruppe” gegründet, in der Mitarbeiter der Sozialämter, Polizei und eine paar andere offizielle in sog. “Problemvierteln” (”krachtwijken”, niederl. wörtl. “Kraftviertel”, wird im Niederländischen gern als Euphemismus für Problemviertel verwendet) von Haus zu Haus ziehen und unangemeldet Hausdurchsuchungen macht. Ganz ohne Anfangsverdacht, und natürlich ohne richterlichen Beschluß. Wer die nicht reinläßt bekommt einen bösen Brief, in dem jedem Hausbewohner der sich widersetzt allerlei Unbill angedroht wird. In rop’s Blogeintrag ist der Brief auch ins Englische übersetzt.

Ehrlich gesagt, mir fällt es schwer diese Geschichte zu glauben. Zum einen, weil eine intensive Google Recherche immer nur Beiträge zu Tage fördern, die auf den urspünglichen Eintrag bei rop verweisen, und zweitens weil mein Verstand vielleicht nicht wahrhaben will, daß es in einem europäischen Land, das lange als Musterdemokratie galt, möglich ist, daß die Behörden nach Belieben in Wohnungen ein- und ausgehen dürfen, ohne daß dafür eine rechtsstaatliche Grundlage existiert. Obwohl die deutschen Hartz-IV Regelungen ja auch nicht unbedingt weit von solchen Zuständen entfernt sind.

Die Seite, auf der eine unscheinbare Pressemitteilung auf das Vorhaben hinweist, gehört jedenfalls wirklich der Den Haager Stadtverwaltung.

Wie gesagt, ich bin vorsichtig, was diese -unbestätigte- Meldung angeht. Wenn das eine Ente ist, dann eine gute, denn auch dann stimmt sie nachdenklich: Wie muss ein Staat mit seinen Bürgern umgehen, dass diese ihm absolut jede Sauerei zutrauen? Das sollte den verantwortlichen Politikern wahrhaft zu denken geben. Die traurige Realität ist: Schriebe man “Kinderschutz” oben drüber, hielten Frau von der Leyen und ihre Parteifreunde das Ganze vermutlich noch für eine gute Idee.

Sollte die Geschichte stimmen, frage ich mich: Wo bleibt der Aufschrei? Warum lassen sich die Niederländer das gefallen? Wo sind die Fernsehbilder protestierender Bürger?

Ich habe am Anfang ein Zitat von Hannah Pick-Goslar gebracht, die eine enge Freundin von Anne Frank war, obwohl ich eigentlich nichts von Vergleichenmit der NS-Zeit halte. Aber das erste was mir durch den Kopf ging war: “Jetzt geht es wieder los.” Das letzte Mal als in den Niederlanden die Polizei willkürliche Hausinspektionen durchgeführt hat, war es die deutsche Gestapo, die in jedes Haus ging, mit der Frage “Wohnen hier Juden?”

Die Tatsache, dass es soweit gekommen ist in Europa, dass ich auch nur erwäge eine derart haarsträubende Meldung zu glauben, einfach weil ich den Regierungen in Europa sowas zutraue, läßt mich -besonders mit dem Schicksal von Anne Frank und Hannah Pick-Goslar vor Augen, erschaudern.

And the “Bad-Company-Name-Choice-Award” of the year goes to

In einem 2.5 Millarden Dollar Deal hat der russische Gasriese GAZPROM ein Joint-Venture mit dem staatlichen nigerianischen Ölkonzern Nigerian National Petroleum Cooperation (NNPC) geschlossen. Für die Russen ist das sicher einer der beseren Deals, wurden die riesigen Mengen Erdgas im erdölreichen Nigeria bis vor kurzem einfach abgefackelt, um schneller an die darunter liegenden Erdölvorkommen zu gelangen. Wie sich das für die Nigerianer entwickelt bleibt abzuwarten.

PR-Technisch haben sich die, offenbar der englischen Sprache nicht mächtigen, Marketingexperten von GAZPROM jedenfalls einen riesigen Faux-Pas erlaubt. Zusammengezogen aus Nigeria und GAZPROM bekommt das neue Unternehmen, wie die BBC meldet,  nämlich auch einen neuen Namen:

Nigaz

Kommt bei den Afrikanern verständlicherweise nicht so gut an, dieser Name.

Das Internet ist ein rechtsfreier Raum

Das darf natürlich nicht so sein. Aussagen wie diese hört man von Politikern in letzter Zeit ständig. Tatsächlich ist das Internet aber alles andere als das. Es ist eher so überreguliert, dass es ein “rechtswidersprüchlicher Raum” (Juristen mögen mir diese Wortschöpfung verzeihen) geworden ist. Wie die teils völlig widersinnige Rechtssprechung zu diesem Thema einen normalen Blogger in die Bredoullie bringen kann, erlebt derzeit Stefan Niggemeier, Publizist und Blogger, bekannt vor allem durch bildblog.de.  Im Jahr 2007 wurde Niggemeier vom Landgericht Hamburg dazu verurteilt, in Zukunft dafür Sorge zu tragen, dass auf der Kommentarseite seines Blogs keine rechtswidrigen Äußerungen mehr veröffentlicht werden.  Geklagt hatte die Firma Callactive, nicht etwa wegen der von Niggemeier angebrachten Kritik an deren Hotbutton-System, sondern wegen eines Kommentars eines erbosten Nutzers, der sich wohl von Callactive über den Tisch gezogen fühlte, und in den Kommentaren zu Niggemeiers Blog seinem Ärger Luft gemacht hatte. Niggemeier hatte den fraglichen Kommentar, der in der Tat rechtswidrige und wohl auch ehrverletzende Äußerungen enthielt, unmittelbar nach Kenntnisnahme gelöscht.

Callactive reichte das aber nicht, stattdessen klagte man vor dem Landgericht Hamburg auf Unterlassung, und bekam Recht. Die ziemlich weitgehende Vorstellung des Hamburger Landgerichts von Störerhaftung, stieß damals auch in Fachkreisen auf Verwunderung. Der  Fall ist bis heute nicht letztinstanzlich verhandelt.

Niggemeier hat in der Zwischenzeit einen “Mittelweg” gefunden, dazwischen die Kommentarfunktion abzuschalten, und erneute rechtswidrige Kommentare zu riskieren: Jeder User der einen Kommentar abgeben will, muß eine gültige E-Mail Addresse angeben. Ist ein User zuvor negativ aufgefallen, kann die Addresse auf eine Moderationsliste gesetzt werden, und der Kommentar muß vom Moderator freigegeben werden.

Das hat nun wieder den Datenschützer von Berlin, Alexander Dix, auf den Plan gerufen:

“Sehr geehrter Herr Niggemeier, ein Nutzer Ihres o.g. Internet-Angebots hat sich an uns gewandt und die Vermutung geäußert, bei der Nutzung Ihres Internetangebotes würden rechtswidrig IP-Adressen der Nutzer gespeichert. [...] Darüber hinaus erheben Sie [...] eine E-Mail-Adresse.”

So heißt es in dem Brief, den Niggemeier bereits im November 2008 erhielt. Die IP und E-Mail -Addressen dürfe er nicht speichern, ja nicht einmal erheben.  Wie Niggemeier dann trotzdem die Auflagen des Hamburger Landgerichts erfüllen könnte, ohne jeden Tag mehrere Stunden mit der Sichtung von Kommentaren zu verbringen, konnte Dix auch erklären: Niggemeier könne eine gut sichtbare Warnung auf der Seite anbringen, dass hier persönliche Daten gespeichert würden. Genau das hat der Grimme-Onlinepreisträger nun getan, auf eine langwierige rechtliche Auseinandersetzung hat er verständlicherweise keine Lust.

“Ich finde es erstaunlich, wie viel man mit Anwälten, Abmahnungen, Bußgeldandrohungen und Gerichtskosten zu tun hat in diesem angeblich so rechtsfreien Raum Internet”, sagte Niggemeier.

Jet Bike

… so können Fahrradtouren Spaß machen.