Archiv für Mai 2009

Zensur: Bewegt sich die SPD oder macht sie nur Wahlkampf?

In einer Pressemitteilung schlägt die SPD Bundestagsfraktion Änderungen zum Gesetzesentwurf zur Zensur des Internets vor:

  • Erst wenn eine Löschung nicht möglich ist, soll es zu einer Zensur kommen (Löschen ist immer möglich, man erhält damit einen Ermittler-Kompetenz-Index. Außerdem wäre das nicht Löschen von (inländischen?) Seiten Strafvereitelung im Amt)
  • Von Zensur betroffene Seiten-Anbieter und Host-Provider können vor Gericht ziehen (Mir stehen immer noch die Haare zu Berge, dass so etwas nicht mehr selbstverständlich ist).
  • Auf den Stoppseiten sollen keine IP-Adressen mitgeschnorchelt werden (Die dort anfallenden Daten würden sowieso keine Aussagekraft haben)
  • Es soll ein extra Gesetz werden, damit nur Seiten mit kinderpornografischen Inhalten gesperrt werden (Wie? Noch keinen Besuch von Dieter Gorny bekommen? Warum kriegen die als Zensur-Vorbild genannten Länder das nicht hin? Und wie soll dieses Kriterium überprüft werden?)

Viele sehen diese Absichtserklärung als nicht ausreichenden aber immerhin ersten Schritt in die Richtige Richtung an. Hierzu ein Schwank aus der Lokalpolitik: Kürzlich stand die Zubetonierung einer der letzten Grünflächen im Stadtteil auf der Tagesordnung. Im Stadtteilbeirat tobten in ungewöhnlich leidenschaftlicher Form Bürgerinnen und Bürger sowie die meisten der im Beirat vertretenen Parteien gegen eine Bebauung an. Der starke Protest wird aber leider eine Ebene höher nichts ändern und man verabschiedetet sich anschließend mit der zynischen Bemerkung “Schade, hätten wir jetzt Wahlkampf würde auf die Kritik eingegangen werden und die Bebauung würde erst eineinhalb Jahre nach der Wahl beginnen.” … typische Sozi “Ja-Nein-Taktik”.

1984 was not supposed to be an instruction manual!

1984-not-instruction-manual

Blockwart Firefox Plugin von der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention

Um zu beweisen, dass das Internet nicht »von Natur aus« ein freies Medium ist, sondern eines, in dem Hierarchien und Machtstrukturen abgebildet und erschaffen werden können, manipulierten  2001 Dragan Espenschied und Alvar C.H. Freude unbemerkt das Hausnetzwerk an ihrer Hochschule. U.a. manipulierten sie unter dem Motto “Blockwart-Service: Noch nie war denunzieren so einfach” Suchmaschinen dahingehend, dass jede dort gefundene Seite in einem Formular als pornografisch, rassistisch, gotteslästerlich, kinderpornografisch, geschäftsschädigent, urheberrechtsverletzend oder anstößig gemeldet werden konnte. In einem gruseligen Erklärungstext war unter anderem von »Kein Schmutz im Internet!« und »Zivilcourage« die Rede ist. Soweit das Experiment aus dem Jahr 2001.

firefox-blockwart-plugin

2009 hält der  Bund Deutscher Kriminalbeamter, der das Internet als Medium für die Vorbereitung und die Ausführung abweichenden Verhaltens wahrnimmt, folgendes Konzept als Maßnahme gegen Kinderpornografie im Internet für notwendig:

Kurzvorstellung Web Patrol
Web Patrol ist ein Projekt des BDK und der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK). In der Arbeitsgruppe sitzen Vertreter des BMI, eco-Verband, Computerbild, TÜV Rheinland, Microsoft, LKA NRW, T-Systems und vielen mehr. [...]

In bestehende Internet-Browser wird eine zusätzliche Schaltfläche (Button “Web Patrol” 110 im Internet.) softwaremäßig implementiert, die beim Surfen oder beim Chatten für den User ständig präsent ist. Im Falle des Findens von Webangeboten mit suspektem Inhalt (z.B. Kinderpornografie, rechtsradikales Gedankengut, Chatinhalte mit Ankündigung Suizid/Amoklauf, Verbale/sexuelle Belästigung/”Anmache” innerhalb von Chatrooms usw.) kann der User durch einfaches Anklicken dieses zusätzlichen Buttons eine automatisch generierte Meldung an eine noch zu schaffenden Clearing-Stelle (mit oder ohne Kommentar bzw. Angabe von persönlichen Daten, wie Name/Vorname, E-Mail für Kontaktaufnahme durch Clearingstelle) absetzen, die sich dann um die Sache unmittelbar kümmert, rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr (Modus 24/7).

[...]

Wichtigster und auch umfangreichster Punkt ist der Aufbau und die Organisation der Clearingstelle. Dieses muss mit Hochdruck und entsprechender Priorität geschehen, damit der Bürger/ Nutzer im Netz nicht weiterhin auf sich alleingestellt ist.

Nichts gegen eine schnelle Hilfe bei Mobbing seitens des Sozial-Network-, Chat- oder was auch immer Betreibers, aber “Web-Patrol”  ist eine Übernahme der “Blockwart-Service” Idee. Allerdings werden seitens des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) weitere gruselige Features gefordert:

Auf der anderen Seite des 110-Notruf-Buttons läuft die Meldung in einer Einsatzzentrale auf, die mit Psychologen, Pädagogen, Internetspezialisten und Kriminalisten besetzt ist und ähnlich einer Rettungs-Leitstelle sofortige Reaktionen auslösen können.

“Vom Screenshot der mitgeteilten Website im Internet, der Weitergabe der Information an einen Seelsorger bis zur Polizei-, Feuerwehr- oder Arztalarmierung könnte die Bandbreite der auszulösenden Maßnahmen sein”, legt der BDK-Vorsitzende Klaus Jansen Wert auf eine Sofortreaktion auf Gefährdungsmitteilungen aus dem Internet.

Das wird ein Spass: Schickt man ein gefakten Screenshot an die Gestapo Clearingstelle, bekommt der Kontrahent entweder Besuch von einem Priester, einem SEK oder der Feuerwehr, je nachdem was der Staat für den unmündigen Internetuser mit abweichenden Verhalten gerade für nötig hält. Wie waren nochmal padeluuns Worte 2002 auf der Demonstration gegen die Netzzensur in Nordrhein-Westfalen? Ja richtig:

Der neue totalitäre Staat, den ihr (worddateiverschickende Politiker) da bauen wollt, sieht nicht mehr aus wie Nazi-Deutschland, sondern zeitgemäß eher wie eine Disney- oder Big-Warner-Brother-World.

1984 was not supposed to be an instruction manual!

PS.: Bei dem “Blockwart Service” Experiment wurde lediglich eine Website mit Unterwasser-Fotografie als »Sodomie« gemeldet. Und endlich ein Nazi-Vergleich im Blog.

Und schon 2002 hieß es: Zensur ist immer falsch!

Damals dienten Nazi-Seiten der Bezirksregierung in Düsseldorf als Vorwand zur Einführung einer Zensur. Heute sind es Websites mit Kinderpornografie … als ob sie padeluuns Rede als Gebrauchsanleitung missverstanden haben.

3sat: Befindet sich die BRD auf dem chinesischen Weg der Zensur?

Wie viel Internet verträgt die Demokratie? “Das Internet wird momentan aus einem der freisten Instrumente das der Menschheit global bekannt ist, um Informationen zu kommunizieren, umgebaut in ein kontrolliertes System”, stellt Daniel Schmidt von Wikileaks.org fest. Andreas Gondi von Netzwertig.com erklärt hierzu den Hintergrund: “Durch die Erfindung der Druckmaschine wurde die moderne Demokratie überhaupt erst möglich und die alten Eliten, wie beispielsweise der Adel und ein Stück weit auch der religiöse Klerus, haben damit ihre Macht weitgehend verloren. Das Internet ist ein Medium, das die Gesellschaft potenziell so weit verändern könnte, dass auch hier alte Eliten in die Gefahr geraten ihre Machtpositionen zu verlieren”. Soweit will es die Regierung aber nicht kommen lassen: Christian Bahls von Mogis sieht in dem Gesetzesentwurf zur Zensur des Internets bereits chinesische Verhältnisse, da er technologieneutral ist und somit Providern die Grundlage für den Betrieb einer chinesischen Great Firewall gibt. Vor Chinesischen Verhältnissen warnte ebenso schon vor Monaten der wissenschaftliche Dienst des Bundestages in einer Studie.

… und Zensursula schwingt weiterhin die Kinderpornokeule: “Den Vorwurf der Zensur zu erheben, ist nicht angemessen angesichts der Frage, ob wir Bilder der Vergewaltigung von Kindern im Internet frei sichtbar lassen wollen.” Nach wie vor ignoriert sie die nachhaltige Alternative diese Bilder nicht zu sperren, sondern komplett zu löschen und zeigt damit, dass es ihr nicht um eine effektive Bekämpfung von Kinderpornografie geht. Immerhin schafft sie jetzt Transparenz in dem nicht mehr das BKA, sondern ein nicht näher definiertes Gremium im Geheimen die Zensurlisten erstellt. Lachhaft. Willkommen in China.

Ach ja: China mischt schon mit: Auf dem nächsten Internet Governance Forum war geplant die Internetzensur auf die Tagesordnung zu hieven, damit Staaten wie China & CO richtig schön gebasht werden können. Ein Vertreter Chinas hat dieses Disskussionsthema mit folgender spitzen Bemerkung verhindert:

“Im Kampf gegen den Terrorismus und andere kriminelle Akte haben alle Staaten das Recht, zur Wahrung der Sicherheit des Staates und der Interessen seiner Bürger Inhalte bestimmter Internetseiten zu filtern. Und ich denke, alle Länder sind im Begriff, eben das zu tun” [...]  “Da müssen wir sehr vorsichtig sein.”

Siehe auch: 3sat: Es geht nicht um Kinderpornografie sondern darum die Freiheit des Einzelnen einzuschränken
(via)

CDU & SPD gegen Löschung von Kinderpornografie aus dem Internet

cdu-spd-internet-zensurDie E-Pettition gegen eine Zensur des Internets hat mittlerweile mehr als 100.000 Mitzeichner. 90% der Deutschen fordern laut einer Umfrage das Löschen statt Sperren von Kinderpornografie im Internet. Nach CareChild hat auch der AK-Zensur  gezeigt, dass sich mit wenig Aufwand Kinderpornografie aus dem Netz löschen lässt. Laut Grundgesetz ist eine Zensur sowieso verboten … all das beeindruckt CDU und SPD nicht und sie fordern weiterhin die Kinderpornografie-Keule schwingend die Zensur des Internets. So langsam könnten sie ihre eigentliche Motive - das Kontrollieren von Inhalten im Internet – offen zugeben. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter macht das nämlich schon in einer Stellungsnahme:

Bei allem Positiven, das die Online-Welt bietet, das Internet wird zunehmend als Medium für die Vorbereitung und die Ausführung abweichenden Verhaltens, bis hin zur Durchführung krimineller Taten genutzt. Aufgrund ungefilterter Internetzugänge sind aber leider auch Inhalte wie Pornographie, Pädophilie, Islamismus, Rechts- und
Linksextremismus, Terror und vieles mehr für Kinder und Jugendliche frei verfügbar.

Bayerns Killerspielexperten

Der bayrische Innenminister Joachim Herrmann hat sich heute mal wieder als “Experte” geoutet. Wie heise.de berichte, hat sich Herrmann “verwundert” gezeigt, über den Gegenkurs von Junger Union und dem Bund der deustchen katholischen Jugend in Bayern (BDKJ). Beide Jugendverbände sprechen sich gegen ein Verbot von Ego-Shootern aus. Herrmann sagte:”"Ich gehe zugunsten des BDKJ davon aus, dass er nicht weiß, wie brutal und gewaltverherrlichend solche Killerspiele sind.” Diese brutalen Killerspiele seien keine geeignete Freizeitbeschäftigung für junge Menschen, so Herrmann weiter.

Nun nehme ich an, daß die jungen Menschen, von denen Herrmann hier spricht in der Regel sehr viel mehr solcher “brutalen Killerspiele” gesehen, und vor allem auch gespielt haben, so daß sie die Thematik besser beurteilen können als der bayrische Innenminister, der bekennendermaßen von Computer nicht viel Ahnung hat, und vermutlich kaum mehr als  ein paar Screenshots sog. “Killerspiele” gesehen hat, was er auch im Interview zugibt.

Aber solange man was verbieten kann, ist die Welt wohl in Ordnung.

Deutsche Kinderhilfe & Whitewashing

Nachdem die dubiose CDU-PR Agentur Deutsche Kinderhilfe in Zusammenhang mit einer Manipulation der Wikipedia gebracht wurde,  Unterschriftensammler eingekauft sowie eine Umfrage mit manipulativer Fragestellung in Auftrag gegeben hat, liegt laut der Süddeutschen Zeitung die Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Kinderhilfe in tausend Scherben. Keine schlechte Leistung wenn man sich das Personal der Deutschen Kinderhilfe anschaut:

  • Die Vorstandssprecherin war vor ihrem Job im Verein im Bereich Internationale Public Relations, mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation, tätig
  • Die Kompetenz der Wissenschaftlichen Leiterin wird auf der Website der Deutschen Kinderhilfe durch ihre Tätigkeit in namhaften internationalen PR-Agenturen hervorgehoben
  • Die Presseprecherin hat Wirtschaftskommunikation studiert.
  • Ein Teamassistent ist Eventkaufmann und studierte Communication & Media Management

Insgesamt kommen vier der acht Mitarbeiter aus der PR-Branche. Grund für die desaströse PR Arbeit kann auch nicht die Bezahlung sein, da u.a die hohen Personalkosten der Deutschen Kinderhilfe 2008 einen Skandal auslösten.

Reichlich dämlich agiert die PR-Kombo der Deutschen Kinderhilfe weiterhin mit der Propaganda, dass es keine Alternative zu einer grundrechtswidrigen Zensur des Internets gebe. Zeitgleich wird in fast allen Medien über die sinnvollere Strategie “Löschen statt Sperren von Kinderpornografie” berichtet. Dass man damit den unseriösen Ruf nicht los wird, ist der Deutschen Kinderhilfe mittlerweile selber aufgegangen. Offensichtlich erinnerte man sich daran, dass ihr geschäftsführender Vorstandsvorsitzender Justitiar der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen ist und einige Küngelrunden später war das Ziel erreicht: Der Deutschen Ärztetag unterstützt die Zensur … wenn das nicht seriös ist. Abschließend posaunt man auf seiner Website heraus, dass man den Deutschen Ärztetag zu dieser Aussage umgedreht hat – fertig ist das Whitewashing.

Update: Die Küngelei wird immer besser: okular.suedblog.de zum Beschluss des Deutschen Ärztetages:

Licht in die Frage nach der Motivation bringt die Betrachtung, wer hinter dem Antrag zum Beschluss steht- Dr. med. Thomas Fischbach als einer der Antragsteller ist Vorsitzender des Bundesverbands der Kinder und Jugendärzte NRW. Genau jener Verband, über den die deutsche Kinderhilfe lobenswert berichtet, dass er die heftig kritisierten Flugblätter der deutschen Kinderhilfe in seinen Praxen auslegt.

Anleitung zur Einrichtung einer “DNS-Sperre”

Die Hauptaufgabe des Domain Name System (DNS) ist die Beantwortung von Anfragen zur Namensauflösung. Die Namensauflösung der URL http://cdu.de liefert z.B. die IP-Adresse 193.219.105.10 zurück. “DNS-Sperren” manipulieren die Zuordnung zwischen einem URL und der zugehörigen IP-Adresse: DNS-Server, die zensieren, beantworten bestimmte Anfragen nicht mit den jeweiligen eigentlichen IP-Adressen sondern mit der IP einer Stoppseite. Der Rechner, der die erhaltene IP weiterverarbeitet, lädt daraufhin z.B. statt der zensierten Website eine Website mit einem Stoppschild herunter.

Das Folgende Beispiel erklärt die  simple Technik der “DNS-Sperre”, indem die Website der CDU eine Stoppseite verpasst bekommt.

Verwendet wird im Beispiel der freie DNS-Server BIND auf Grund seiner starken Verbreitung in mittleren und großen Netzen.

Im DNS bezeichnet Zone den Teil des Domänenbaums, für den ein DNS-Server zuständig ist und deshalb die offiziellen Daten kennt. Einen für eine Zone zuständigen DNS-Server nennt man autoritativ. Seine Informationen über diese Zone, wie die Zuordnung zwischen der URL und der zugehörigen IP-Adresse, werden als gesichert angesehen. Diesen Wunden Punkt des DNS nutzend, beginnt hier die Manipulation, in dem man den eigenen DNS-Server dahingehend konfiguriert, dass er zum autoritativen DNS-Server für die Zone *.cdu. wird. (* steht für alle Subdomains wie z.B. team-zukunft.cdu.de).

In der anzulegenden Zonendatei /etc/bind/db.cdu.de – in der die Zone *.cdu. vollständig beschrieben wird – sind wenigstens folgende Einträge notwendig:

$TTL    2D
@    IN    SOA    cdu.de. mail.cdu.de. (
2009052401 ; Serial
8H         ; Refresh
2H         ; Retry
4W         ; Expire
2D )       ; Negative Cache TTL
;
@    IN    NS   <IP des eigenen DNS-Servers>
*    IN    A    <IP der Stoppseite>

In der vorletzten Zeile wird der eigene DNS-Server als der für die Zone *.cdu. zuständige angegeben. In der letzten Zeile wird die bei der Auflösung von URL in IP-Adresse zurückgegebene IP, also die der Stoppseite, eingetragen. Details zu den weiteren Einträgen sind in den Wikipedia-Artikeln SOA Resource Record und Zonendatei zu finden.

Im Beispiel ist die IP-Adressen des DNS-Servers mit der des Stoppschilds identisch:

@    IN    A    78.46.131.100
*    IN    A    78.46.131.100

Abschließend muss BIND mit einem Eintrag in der Datei named.conf.local die Zonendatei db.cdu.de bekannt gemacht werden (Falls noch nicht Vorhanden, muss im Verzeichnis /etc/bind/ die Datei named.conf.local angelegt und in der Datei named.conf mit der Zeile include “/etc/bind/named.conf.local”; eingebunden werden):

zone "cdu.de" {
type master;
file "/etc/bind/db.cdu.de";
};

Wirksam werden die Änderungen nach einem  Neustart von BIND. Mit dem Befehl host können die Änderungen getestet werden. Als Antwort auf host cdu.de sollte kommen:

cdu.de has address 193.219.105.10

Und nun wird der manipulierte DNS-Server mit host cdu.de 78.46.131.100 befragt:

Using domain server:
Name: 78.46.131.100
Address: 78.46.131.100#53
Aliases:

cdu.de has address 78.46.131.100

Um das Stoppschild unter cdu.de im Browser zu bewundern, muss im eigenen Resolver, das ist die von DNS-Servern Informationen abrufende Software, die IP des manipulierten DNS-Servers an erster Stelle eingetragen werden.

Zu beachten ist  noch, dass z.B. unter www.cdu.de/sitemap.htm ein “404 – Seite nicht gefunden” Fehler im Browser angezeigt wird, da auf dem Server des Stoppschildes keine sitemap.htm Datei existiert. Quick & Dirty kann dies durch eine serverseitige Umleitung der Fehlerseite auf das Stoppschild gelöst werden. Fertig ist die Zensur-Infrastruktur.

Eine Manipulation des DNS ist so simpel, da vor knapp 30 Jahren beim Entwurf des DNS niemand diese Möglichkeit beachtet hat – wer kommt auch auf die Idee, dass in 30 Jahren die Regierung fordert, Telefonbücher zu manipulieren?

CDU, SPD & Co zensiert

Zur atmosphärischen Einstimmung auf die drohenden Zensur des Internets hier die IP eines DNS-Servers der bereits zensiert:

78.46.131.100

Anleitungen zur Verwendung dieses Zensur-DNS-Server sind im Wiki des AK Zensur zu finden. Wichtig ist dabei, dass der Zensur-DNS-Server an erster Stelle gefolgt von einem zensurfreien DNS Server eingetragen wird.

Der Zensur-DNS-Server leitet Seiten auf ein Stoppschild um, die “im Zusammenhang mit Verletzung von Grundrechten” stehen. Bisweilen wurde geleakt, dass sich cdu.de und spd.de auf der geheimen Sperrliste befinden. Für weitere Vorschläge und Debatten, wie dämlich es doch ist, mit Zensur gegen Zensur zu agitieren, steht euch die Kommentarfunktion zur Verfügung.

Happy Birthday, Grundgesetz!

Update: Hat sich ausgestoppt – benötige den Server anderweitig.

10 things you didn’t know about orgasm

Blonk Autorin Mary Roach u.a. über pränatale und postmortale Orgasmen sowie deren Dauerschluckauf heilende Wirkung …

Zapp: Kämpfen gegen die Zensur!

NDR-Zapp über die Symbolpolitik von Zensursula und die Gefahren einer Zensur im Internet. (via)

Kinderschutz mit nackten Mädchen

Die New York Times berichtet über einen Fall, der derzeit vor Gericht verhandelt wird, der abgesehen von einigem Skandalpotenzial, ein Schlaglicht auf das Rechtsstaatsverständis U.S.-amerikanischer Behörden wirft. Der Bericht ist zwar schon etwas älter, aber gerade deswegen von Interesse weil er die Denkweise der Überwacher deutlich macht; und die Gefahr für den Rechtsstaat, der von dieser Denkweise ausgeht.

Aber beginnen wir mit dem Anfang: Vor 6 Jahren wurde die damals 13-jährige Schülerin Savana Redding ins Büro des Schuldirektors bestellt. Eine Mitschülerin war mit verschreibunspflichtigen Tabletten erwischt worden (es soll sich um hochdosierte Ibuprofen gehandelt haben), und hatte behauptet, die Tabletten von Redding bekommen zu haben.

Im Büro des Schuldirektors wurde Redding nun gezwungen sich in Anwesenheit mehrer  Lehrer und der Schulkrankenschwester bis auf die Unterhose auszuziehen, und eine Leibesvistation über sich ergehn zu lassen, um nach Drogen zu suchen. Schließlich, schildert Redding, mußte sie auch die Unterwäsche herunterlassen:

The search by two female school employees was methodical and humiliating, Ms. Redding said. After she had stripped to her underwear, “they asked me to pull out my bra and move it from side to side,” she said. “They made me open my legs and pull out my underwear.”

Das Mädchen wurde erst nach der demütigenden Prozedur überhaupt über den Sachverhalt aufgeklärt, und dazu befragt. Gefunden wurde bei ihr nichts.

Reddings Mutter hat damals umgehend gegen die Behandlung ihrer Tochter geklagt, mittlerweile durch alle Instanzen, so daß der Fall der inzwischen 19-jährigen nun vor dem obersten Bundesgericht, dem Supreme Court, verhandelt wird.  Obwohl schon frühere Instanzen für Redding entschieden haben, hat die Schule stets Revision eingelegt, um ihre “Zero-Tolerance” Politik in Sachen Drogen zu verteidigen. Dabei hat bereits in einem Verfahren einer niederen Instanz die zuständige Richterin deutliche Worte gefunden:

Writing for the majority, Judge Kim McLane Wardlaw said, “It does not require a constitutional scholar to conclude that a nude search of a 13-year-old child is an invasion of constitutional rights.”

“More than that,” Judge Wardlaw added, “it is a violation of any known principle of human dignity.”

Wie wenig die Schule diese Aussage verstanden hat, wird besonders deutlich an einer Entgegung der Schule auf Reddings Vorwurf, man habe sich ja nicht einmal die Mühe gemacht, ihre Schulakte einzusehen, aus der ihr bislang makelloses Betragen hervorgegangen wäre. Die Schule bestätigte daß0 Redding eine gute Schülerin gewesen sei, und keinerlei negativen Einträge in ihrer Schulakte auftauchen. Aber:

“Her assertion should not be misread to infer that she never broke school rules,” the district said of Ms. Redding in a brief, “only that she was never caught.”

Diese Aussage verrät wie es zu dem Übergriff überhaupt kommen konnte: Der Gedanke das Ms. Redding sich tatsächlich nie etwas hat zuschulden kommen lassen, kommt den Verantwortlichen nicht einmal, nachdem mehrere Gerichtsinstanzen sie mit der Nase darauf gestoßen haben.  In den Augen der Verantwortlichen kann Redding gar nicht im Recht sein, da sie ja etwas ausgefressen haben muß, also war auch die entwürdigende Behandlung angemessen. Schuldig, egal was sie sagt oder tut.

Es ist dieselbe Geisteshaltung, die auch den Überwachungsphantasien unserer Politiker zugrunde liegt, ein grundlegendes Mistrauen gegen alle und jeden. In so einem Klima braucht es keine Terroristen oder Kinderpornographen mehr, die Kinder werden einfach zu Tode geschützt.

Endlich wirksamer Kinderschutz!

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Nach 1&1 nun ein Kompromissvorschlag von der Titanic.

90% gegen Zensur des Internets – schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Kinderhilfe

Erneut  steht die umstrittene “Deutsche Kinderhilfe” in der Kritik. Mit der Schlagzeile, dass 92 Prozent der Deutschen dafür seien , dass Internetseiten mit kinderpornografischem Inhalt gesperrt würden, machte die konservative “Deutsche Kinderhilfe” am vergangenen Wochenende auf sich aufmerksam. Dahinter steckte aber eine manipulativen Fragestellung. Das zeigte sich nun mit Hilfe einer von dem Verein Missbrauchsopfer gegen Internetsperren, Mogis,  im Auftrag gegebene Umfrage mit Fragen die den Schverhalt richtig wiedergaben: Mehr als 90% der Deutschen sind demnach gegen “Internetsperren” und für eine Löschung von Kinderpornografie aus dem Internet. Zeit-Online schreibt hierzu:

Was heißt das? In erster Linie, dass suggestive Fragen nur die Meinung abbilden, die sich der Frager wünscht – nicht die, die tatsächlich existiert. So etwas kann nützlich sein, ist es aber nicht, wenn es darum geht, die Wahrheit zu finden. Die Deutsche Kinderhilfe war offensichtlich nicht an einem realistischen Meinungsbild interessiert, wie die Mogis-Umfrage belegt.

Hilfreich ist das nicht. Und bei einem so wichtigen Thema wie dem Kampf gegen Kindesmissbrauch ist Suggestion nicht nur ärgerlich. Sie kann sogar zu einem Missbrauch der Missbrauchten führen.