Mit ‘Journalismus’ getaggte Artikel

EU finanziert vertrauliche Studien über eine Art permanente Rasterfahnung im Internet

Auf wikileaks.org wurde ein als “vertraulich” eingestuftes Paper der Universität York veröffentlicht, das die Entwicklung einer von der EU finanzierten intelligenten Rasterfahndung beschreibt, die Blogs, Chats, Nachrichtenseiten und Social-Networks durchschnorchelt, um automatisiert Akten über Personen,  Organisationen und deren Beziehungen anzulegen:

“The aim of work package 4 (WP4) is the development of key technologies that facilitate the building of an intelligence gathering system by combining and extending the current-state-ofthe- art methods in Natural Language Processing (NLP). One of the goals of WP4 is to propose NLP and machine learning methods that learn relationships between people and organizations through websites and social networks. Key requirements for the development of such methods are: (1) the identification of entities, their relationships and the events in which they participate, and (2) the labelling of the entities, relationships and events in a corpus that will be used as a means both for developing the methods.”

Nun heißt es nicht mehr die Regierung könnte uns alle an Hand unserer Datenspuren analysieren sondern sie finanziert dazu bereits Forschungsvorhaben.

Download: EU social network spy system brief, INDECT Work Package 4, 2009

Piraten & Pressefreiheit

piraten-partei

Die Piraten werden immer besser … jedenfalls bringen sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jungle World zum Lachen:

“Die scharfe Kritik unserer Kommentatorin an der Piratenpartei und unsere kleine Satire bei Twitter gefiel einigen Seeräubern gar nicht. Böse wetzten sie die Säbel. Okay, vielleicht waren unsere »18 Gründe«, die Piratenpartei zu wählen, nicht alle witzig, gelacht haben wir aber dennoch herzlich, und zwar über jene Piraten, die unsere Satire zum Rechtsdrall in ihrer Partei zunächst in verschwörungstheoretischer Manier für ein übles Machwerk der Grünen hielten, welche es nur darauf abgesehen hätten, die junge Konkurrenzpartei in die rechte Ecke zu stellen. Noch witziger ist allerdings, dass die Piratenpartei uns mit rechtlichen Schritten droht. Liebe Piraten: Auf dem »Piratenwiki« eurer Homepage stehen von eurem Bundestagskandidaten Bodo Thiessen Sätze wie: »Sowohl der Afghanistan- als auch der Irak-Krieg, beides sind Angriffskriege gegen unschuldige und wehrlose Völker – mindestens genauso verwerflich, wie der so genannte ›Überfall‹ auf Polen durch Deutschland 1938.« Und weil Ihr für die Freiheit im Internet seid, wollt Ihr solch ein Seemannsgarn, das revisionistischer kaum sein könnte, nicht zensieren, ja? Aber einer Zeitung drohen, weil sie eine euch nicht genehme Satire twittert? Also, liebe Piraten, da lachen ja die Fische.”

Ach ja, und die “Junge Freiheit” mahnt offenbar Blogs ab.

Verordnung zum Gesetz über Amateurblogs (Amateurbloggerverordnung – ABlV)

Vollzitat: “Amateurbloggerverordnung vom 27. Oktober 2009″

§ 1 Anwendungsbereich

Diese Verordnung regelt

1. die Zulassung zur Teilnahme an der Amateur-Blogosphäre,
2. das Verfahren der Zuteilung und Einzelheiten der Anwendung und Mitbenutzung von Identifikationsnummer,
3. die technischen und betrieblichen Rahmenbedingungen für die Durchführung der Amateur-Blogosphäre einschließlich der Nutzungsbedingungen für die Amateur-Blogosphäre ausgewiesenen Blog-Software (Anlage 1) und
4. die Gebühren und Auslagen für Maßnahmen des Amateurbloggergesetzes (Anlage 2).

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Fred Pleitgen on CNN in the Digital Age

How does CNN react to the digital challenges of twitter and other citizen media? (via schaltzentrale)

Internetuser haben nichts zu sagen

Jedenfalls nichts relevantes. Zumindest nicht, wenn es nach der Zeit geht. Stellte Heinich Wefing in seinem Beitrag “Wider die Ideologen des Internet” das Netz noch als einen anarchistischen Raum da, in dem Recht und Gesetz keine Geltung hätten, und seine Nutzer als eine Art digitale Outlaws, die als moderne Desperados durch die Digitale Welt ziehen, und mit einem Grinsen im Gesicht ein Verbrechen nach dem anderen begehen, sind es heute die Twitter-User. “Schluß mit dem Geschnatter“, fordert Jens Uehlecke in seinem Kommentar. Twitter ist für ihn die “Klowand des Internet”, an der jeder sein Sprüchlein hinterlässt. Das andere User diese dann lesen können

ist dann so, als würde man sich auf dem Büroklo immer wieder in die gleiche Kabine setzen, um nachzuschauen, ob neue Kommentare an der Wand stehen.

Es ist nun wahr, daß auf Twitter viel Belangloses getweetet wird, ein Tweet “geh’ jetzt kacken”, wird wohl nicht einmal die Freunde des Tweeters ernsthaft interessieren. Andererseits ist Twitter ein sehr junges Medium, in dem die Anwender noch am ertasten sind, was man damit eigentlich alles machen kann. Ähnlich wie in den 90ern, als jeder zweite User eine “Hallo, ich bin auch im Internet” Seite hatte, muß sich das neue Medium erst finden.

Daß Twitter zur Kommunikation von Netzwerken gut geeignet ist, erkennt man, wenn man mal nach #zensursula sucht; ein Teil der Anti-Zensurbewegung koordiniert so recht effektiv seine Aktionen. Andere politische Gruppen verfahren ebenso. Amnesty International mobilisiert so seine Anhänger für wichtige Urgent Actions, und erreicht viel mehr Leute, als über die Webseite allein.

Uehlecke tut Twitter und seinen Nutzern also unrecht, wenn er den Dienst unter dem Nievaeu von Nachmittagstalkshows ansiedelt, und die Nutzer als diejenigen characteriesiert, die selbst für Britt und Bärbel Schäfer noch zu blöd sind:

An der konzertierten Banalität erkennt man schnell, dass einen gewaltigen Vogel haben muss, wer da noch mitsingt. Warum das Ganze trotzdem so populär ist, ist schnell erklärt: Erstens haben Menschen einen nahezu unerschöpflichen Geltungsdrang. Und zweitens gibt es wie für Klowände keine Qualitätskontrolle, keine Mindeststandards. Jeder darf sich äußern, wann und so oft er will. Selbst jene, die nicht einmal mehr von all den Bärbels und Britts in Trash-Talkshows eingeladen würden.

Hier ist stellt sich die Frage, ob es nicht vielleicht Uehlecke ist, der etwas nicht verstanden hat, wenn er eine “Qualitätskontrolle” für Twitter fordert: Das Internet funktioniert anders, als althergebrachte Medien, etwas das Uehlecke scheinbar nicht verstanden hat. Eine Zeitung hat vergleichsweise hohe Kosten, und begrenzten Platz. Deshalb bemisst sich ihre Qualität daran, wie gut sie die für ihr Publikum interessanten Nachrichten aus dem unendlichen Strom von Nachrichten herausfinden kann, und wie gut sie diese Information aufbereitet. Im Netz ist das anders: Durch seinen partizipativen Charakter kann jeder Nutzer alles veröffentlichen was er selber für wichtig hält. Da Speicherplatz billig ist, und nahezu unbegrenzt zur Verfügung steht, kann sich das Internet erlauben, alle Nachrichten gleich zu behandeln, das ist im weitesten Sinne Netzneutralität. Dienste wie Twitter überlassen es dem Nutzer das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.  Die Qualität eines Dienstes bemisst sich im Internet daher vor allem daran, wie gut der Nutzer die ihn interessierenden Inhalte findet, und nicht so sehr daran, wie hoch der Prozentsatz der journalistisch hochwertigen Beiträge ist.